Wie viel Österreich in „Made in Austria“steckt
Heimische Gütesiegel, die „Österreichische Qualität“versprechen, sind oft irreführend.
Wien. Dass die FFP2-Masken von Hygiene Austria ursprünglich in China produziert werden, sorgte in den vergangenen Tagen für Irritationen. Die vermeintlich österreichischen Masken sind aber längst nicht die einzigen Produkte, auf denen Österreich draufsteht, in Wahrheit aber kaum Österreich drinsteckt. Tatsächlich lässt sich der Ursprung eines Produktes in einer globalisierten Welt mit arbeitsteiligen Fertigungsprozessen in den meisten Fällen eben nicht auf ein bestimmtes Herkunftsland reduzieren. Aber freilich, „Made in Austria“verkauft sich besser als „Made in China“.
Die rot-weiß-rote Herkunftskennzeichnung schmückt hierzulande mehr Produkte, als es in anderen Ländern üblich wäre. Der Verweis auf den österreichischen Ursprung eines Produktes geschieht häufig durch die Angabe made in Austria oder das AustriaZeichen, das von der Wirtschaftskammer vergeben wird. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das Produkt tatsächlich zur Gänze in Österreich gefertigt wurde oder seine Rohstoffe zu 100 Prozent aus Österreich kommen. Um sich mit dem Label schmücken zu dürfen, müsse jedenfalls ein „erheblicher Anteil der Wertschöpfung aus Österreich kommen“, erklärt Herbert Herzig von der WKO: „Es gibt aber kein eindeutiges gesetzliches Regulativ, das die Herkunftskennzeichnung vereinheitlicht.“Frühere Initiativen durch die EU, wonach ein „Made in Austria“-Label erst ab einer heimischen Wertschöpfung von mindestens 55 Prozent vergeben werden dürfte, erwiesen sich als unwirksam und setzten sich nicht durch.
Steirisches Kürbiskernöl aus China
„Made in Austria“gilt für Konsumenten vielfach als Qualitätsmerkmal. Vor allem bei Lebensmitteln schätzen die Kunden den österreichischen Standard, was sich so mancher Hersteller durch fragwürdige Bezeichnungen zunutze macht. Tatsächlich werden heimische Siegel immer wieder leichtfertig verwendet, erklärt Nina Siegenthaler vom Verein für Konsumenteninformation (VKI): „Inzwischen setzen die Händler immer mehr auf eigene Kennzeichnungen mit fragwürdigen Herkunftsangaben. Für die Konsumenten wird es damit immer schwieriger, den Überblick zu bewahren.“
Beispiele der Irreführung gab es in der Vergangenheit zur Genüge. Eine VKI-Untersuchung zeigte 2012, dass das steirische Kürbiskernöl seinen Ursprung meist nicht in der Steiermark hatte, sondern in China und in Österreich nur umgefüllt und abgepackt wurde. Juristisch ist die Täuschung nicht unheikel, wurde die Bezeichnung „Steirisches Kürbiskernöl“doch von der EU geografisch geschützt. Ein Nachspiel gab es 2015 für einen heimischen Produzenten, der „österreichische“Fischfilets verkaufte. Die Forellenfilets wurden zwar tatsächlich in Österreich geräuchert, stammten jedoch aus einer italienischen Aquakultur. Der Oberste Gerichtshof bewertete die Herkunftstäuschung als „irreführend“. Und dann gibt es noch „Speckkaiser“Karl Handl. Sein „Tiroler Speck“stammt nicht von Alpenschweinen, sondern aus den Bäuchen von dänischen und niederländischen Schweinen. In Österreich wurden sie nur verarbeitet. Ähnlich wie die chinesischen Masken.