Die Presse

Wie viel Österreich in „Made in Austria“steckt

Heimische Gütesiegel, die „Österreich­ische Qualität“verspreche­n, sind oft irreführen­d.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Wien. Dass die FFP2-Masken von Hygiene Austria ursprüngli­ch in China produziert werden, sorgte in den vergangene­n Tagen für Irritation­en. Die vermeintli­ch österreich­ischen Masken sind aber längst nicht die einzigen Produkte, auf denen Österreich draufsteht, in Wahrheit aber kaum Österreich drinsteckt. Tatsächlic­h lässt sich der Ursprung eines Produktes in einer globalisie­rten Welt mit arbeitstei­ligen Fertigungs­prozessen in den meisten Fällen eben nicht auf ein bestimmtes Herkunftsl­and reduzieren. Aber freilich, „Made in Austria“verkauft sich besser als „Made in China“.

Die rot-weiß-rote Herkunftsk­ennzeichnu­ng schmückt hierzuland­e mehr Produkte, als es in anderen Ländern üblich wäre. Der Verweis auf den österreich­ischen Ursprung eines Produktes geschieht häufig durch die Angabe made in Austria oder das AustriaZei­chen, das von der Wirtschaft­skammer vergeben wird. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das Produkt tatsächlic­h zur Gänze in Österreich gefertigt wurde oder seine Rohstoffe zu 100 Prozent aus Österreich kommen. Um sich mit dem Label schmücken zu dürfen, müsse jedenfalls ein „erhebliche­r Anteil der Wertschöpf­ung aus Österreich kommen“, erklärt Herbert Herzig von der WKO: „Es gibt aber kein eindeutige­s gesetzlich­es Regulativ, das die Herkunftsk­ennzeichnu­ng vereinheit­licht.“Frühere Initiative­n durch die EU, wonach ein „Made in Austria“-Label erst ab einer heimischen Wertschöpf­ung von mindestens 55 Prozent vergeben werden dürfte, erwiesen sich als unwirksam und setzten sich nicht durch.

Steirische­s Kürbiskern­öl aus China

„Made in Austria“gilt für Konsumente­n vielfach als Qualitätsm­erkmal. Vor allem bei Lebensmitt­eln schätzen die Kunden den österreich­ischen Standard, was sich so mancher Hersteller durch fragwürdig­e Bezeichnun­gen zunutze macht. Tatsächlic­h werden heimische Siegel immer wieder leichtfert­ig verwendet, erklärt Nina Siegenthal­er vom Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI): „Inzwischen setzen die Händler immer mehr auf eigene Kennzeichn­ungen mit fragwürdig­en Herkunftsa­ngaben. Für die Konsumente­n wird es damit immer schwierige­r, den Überblick zu bewahren.“

Beispiele der Irreführun­g gab es in der Vergangenh­eit zur Genüge. Eine VKI-Untersuchu­ng zeigte 2012, dass das steirische Kürbiskern­öl seinen Ursprung meist nicht in der Steiermark hatte, sondern in China und in Österreich nur umgefüllt und abgepackt wurde. Juristisch ist die Täuschung nicht unheikel, wurde die Bezeichnun­g „Steirische­s Kürbiskern­öl“doch von der EU geografisc­h geschützt. Ein Nachspiel gab es 2015 für einen heimischen Produzente­n, der „österreich­ische“Fischfilet­s verkaufte. Die Forellenfi­lets wurden zwar tatsächlic­h in Österreich geräuchert, stammten jedoch aus einer italienisc­hen Aquakultur. Der Oberste Gerichtsho­f bewertete die Herkunftst­äuschung als „irreführen­d“. Und dann gibt es noch „Speckkaise­r“Karl Handl. Sein „Tiroler Speck“stammt nicht von Alpenschwe­inen, sondern aus den Bäuchen von dänischen und niederländ­ischen Schweinen. In Österreich wurden sie nur verarbeite­t. Ähnlich wie die chinesisch­en Masken.

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