EU-Prüfung für Sputnik V gestartet
Die Kommission hat jedoch noch keine Pläne zur Bestellung des russischen Vakzins.
Wien/Brüssel. In Ungarn ist das russische Vakzin bereits im Einsatz und auch die von der Pandemie besonders schlimm getroffenen EU-Länder Tschechien und die Slowakei wollen Sputnik V so schnell wie möglich in großem Stil bestellen. Nun leitet die Europäische Arzneimittelagentur EMA ein beschleunigtes Prüfverfahren (Rolling Review) für den Impfstoff ein. Das gab die Agentur am gestrigen Donnerstag in Amsterdam bekannt. Die Entscheidung basiere auf Ergebnissen von Laborversuchen und klinischen Studien bei Erwachsenen, heißt es auf der Webseite der EMA. Demnach regt das Vakzin die Bildung von Antikörpern gegen Covid-19 an. Der Zeitplan für eine mögliche Zulassung ist aber nicht abzusehen. Antragsteller für das Vakzin ist die R-Pharm Germany GmbH, eine Tochter des gleichnamigen russischen Pharmaunternehmens, das derzeit laut eigenen Angaben Tests zur Kombination von Sputnik V und dem in der EU zugelassenen Impfstoff von AstraZeneca durchführt. Dies könne möglicherweise die Effizienz der beiden Vektorimpfstoffe erhöhen, heißt es. Für AstraZeneca wird eine Wirksamkeit von etwa 70 Prozent angenommen. Die Teilnehmer der Studie sollen zunächst den Impfstoff des britisch/schwedischen Konzerns und als zweite Teilimpfung 29 Tage später Sputnik V erhalten.
Die EU-Kommission selbst, die die Impfstoffbeschaffung ja EU-weit zentral organisiert, hat bisher von einer Vorbestellung des russischen Vakzins abgesehen. „Es ist nicht so, dass die Kommission dazu verpflichtet wäre, einen Vorvertrag abzuschließen, bloß weil von der EMA eine Zulassung erteilt wurde“, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Derzeit sind in der EU lediglich die Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna und eben AstraZeneca zugelassen. Ein vierter Impfstoff, jener von Johnson & Johnson, dürfte am 11. März folgen. Allerdings haben neben Ungarn bereits andere osteuropäische Länder in Russland und China angeklopft, um sich dort unabhängig von den schleppend gelieferten Dosen aus der EUBeschaffung zu versorgen. Besonders prekär ist die Lage in Tschechien: Mit 780 CoronaErkrankten pro 100.000 Einwohnern im Durchschnitt der vergangenen sieben Tage verzeichnet das 10,7-Millionen-EinwohnerLand den mit Abstand höchsten Inzidenzwert in der EU. Allein am gestrigen Donnerstag vermeldete Prag trotz harter Quarantäne 16.816 Neuinfektionen. Nur rund 6,5 Prozent der Bevölkerung haben bereits zumindest eine von zwei Teilimpfungen erhalten. Nun bekommen Tschechien und die Slowakei – das Land verzeichnet die höchste Corona-Todesrate der Welt – 100.000 Extradosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer.
Export von AstraZeneca-Vakzin gestoppt
Die Impfstoffknappheit in der EU führte gestern zudem dazu, dass die geplante Ausfuhr von 250.000 AstraZeneca-Dosen aus der EU nach Australien gestoppt wurde. Grundlage ist ein Ende Jänner eingeführtes System zur Exportkontrolle. Demnach müssen Pharmakonzerne Ausfuhrgenehmigungen für in der EU produzierte Impfstoffe beantragen.