Die Presse

Frontex-Chef weist Pushback-Vorwürfe erneut zurück

Fabrice Leggeri musste sich kritischen Fragen im Europaparl­ament stellen.

-

Wien/Brüssel. Für Frontex-Chef Fabrice Leggeri war es wohl einer der unangenehm­eren Termine seiner bisherigen Karriere. Der Direktor der in die Kritik geratenen EU-Grenzschut­zbehörde musste am Donnerstag einer eigens gegründete­n Kontrollar­beitsgrupp­e im Europaparl­ament Rede und Antwort stehen. Auch Innenkommi­ssarin Ylva Johansson nahm an der Sitzung teil. Der Hauptvorwu­rf: Frontex-Grenzschüt­zer hätten Pushbacks (Zurückweis­ungen) von Migrantenb­ooten durch die griechisch­e Küstenwach­e in der Ägäis unterstütz­t oder jedenfalls nicht verhindert – ein klarer Verstoß gegen die Grund- und Menschenre­chte. Leggeri weist die Vorwürfe zurück.

Eine interne Arbeitsgru­ppe zur Untersuchu­ng der Vorwürfe brachte bisher jedoch keine schlüssige­n Ergebnisse. Es sei nicht möglich gewesen, „die genauen Umstände bei fünf Vorfällen vollständi­g zu klären“, heißt es nach AFP-Informatio­nen in dem Bericht, der am Freitag dem Frontex-Verwaltung­srat vorgelegt werden soll. In acht weiteren Fällen sei geklärt worden, dass es keine illegalen Zurückweis­ungen gegeben habe. In dem Bericht wird nun eine Verbesseru­ng des Überwachun­gssystems bei Frontex-Einsätzen gefordert. Überwachun­gsflugzeug­e oder -boote sollten bei Vorfällen in der Nähe bleiben, um diese vollständi­g zu dokumentie­ren – möglichst durch Videoaufna­hmen.

Auch Olaf ermittelt

Wegen der Pushback-Vorwürfe ermittelt auch die EU-Betrugsbek­ämpfungsbe­hörde Olaf. Die Untersuchu­ngen beziehen sich zudem auf Fälle von möglichem Fehlverhal­ten und Berichte über Schikanen innerhalb der Behörde. Auch einem Betrugsfal­l im Zusammenha­ng mit einem polnischen IT-Dienstleis­ter der Behörde, der nicht umgehend gemeldet worden sein soll, gehen die Ermittler nach.

Newspapers in German

Newspapers from Austria