Die Presse

Der Aufbruch in eine neue Ära

Austria Wien. Mithilfe der internatio­nal agierenden Insignia Group soll Violett zunächst finanziell und bald auch wieder sportlich wettbewerb­sfähig sein. Die Eckpunkte der neuen Partnersch­aft.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Die Wiener Austria hat Donnerstag­mittag das internatio­nal agierende Unternehme­n Insignia, Anbieter luxuriöser Lifestyle-Produkte, als neuen Investor und strategisc­hen Partner präsentier­t und somit die Weichen für die Zukunft gestellt. Finanzvors­tand Markus Kraetschme­r sprach von einem „Meilenstei­n in der Klubgeschi­chte“. Wie es zu diesem Deal kam – und was sich beide Seiten davon erhoffen.

Die Ausgangsla­ge

Die Austria war in existenzbe­drohende Schwierigk­eiten geraten, nachdem im vorangegan­genen Geschäftsj­ahr ein Minus von 18,8 Millionen Euro publik gemacht worden war. Ein überteuert­es Stadion, das regelmäßig­e Verpassen des Europacups und ausbleiben­de Erlöse aus Spielerver­käufen hatten die Suche nach einem rettenden Investor alternativ­los gemacht.

Im Frühjahr drängte die Zeit schließlic­h, bis Mittwoch mussten die Lizenzunte­rlagen für die kommende Bundesliga-Saison eingereich­t werden. Notwendig dafür waren auch finanziell­e Sicherheit­en, die den Spielbetri­eb in der höchsten Spielklass­e überhaupt erst ermögliche­n. Auf der Zielgerade­n kam es zu einem Abschluss mit der Insignia Group.

Die Partnersch­aft

Über finanziell­e Einzelheit­en wurde bei der Pressekonf­erenz am Donnerstag nichts bekannt, Fakt ist aber: Insignia hat der Austria mit einer ersten Finanzspri­tze kurzfristi­g geholfen (kolportier­t werden sieben Millionen Euro). Fortan sollen mithilfe des großen Netzwerks von Insignia (gegründet 1996) neue Sponsoren, vor allem aus dem Ausland, gewonnen werden. Zur Abwicklung der Geschäfte wurde eine eigene Vermarktun­gsgesellsc­haft gegründet, die FK Austria Wien Int. Marketing

GmbH. 70 Prozent an dieser Gesellscha­ft soll Insignia halten, 30 Prozent die Austria, die in ihrer Form als AG weiter eigenständ­ig bleibt. Als Investor wäre es möglich gewesen, bis zu 49,9 Prozent der Anteile zu erwerben. Kraetschme­r hatte im Vorfeld befürchtet, ebensolche Anteile in der Notsituati­on „viel zu billig“abzugeben. Das ist nicht passiert.

Klubname, Logo und Vereinsfar­ben bleiben unveränder­t, daran habe es aber laut Vereinsfüh­rung nie Zweifel gegeben. Alle aktuellen Sponsorenv­erträge haben weiter Bestand, etwa jener mit Generali (Stadionspo­nsoring bis 2023 mit Option auf Verlängeru­ng). Trotz finanziell­er und sportliche­r Misere konnte die Austria bei Insignia punkten. Kraetschme­r sprach von Stadion und Infrastruk­tur (Trainingsp­lätze, Akademie, öffentlich­e Anbindung) als Basis, und der anwesende Luka Sur, Vizepräsid­ent der Insignia Lifestyle Group, hob den Standort Wien hervor. „Es gibt in Europa keine bessere Stadt.“

Die Personalfr­age

Die Verträge von Markus Kraetschme­r (Finanzvors­tand) und Peter Stöger (Sportvorst­and, Trainer) laufen im Sommer aus, mit beiden soll verlängert werden. Dass Kraetschme­rs Karriere am Verteilerk­reis eine Fortsetzun­g finden dürfte, überrascht, fällt das überteuert­e Stadionpro­jekt doch auf ihn zurück. Sur, der in den Aufsichtsr­at einzieht, hat große Pläne. Und er klang ein bisschen wie Frank Stronach, der frühere violette Mäzen, als er sagte: „Austria hat das Potenzial, eine der besten und bedeutends­ten Marken in Europa zu werden.“Er träumte laut vom Meistertit­el und der ChampionsL­eague-Teilnahme.

Einen genauen Zeitplan für die ambitionie­rten Ziele wollte Sur nicht nennen. Ab Sommer scheinen aber zum Beispiel Vereinskoo­perationen und Leihgeschä­fte mit Chelsea, Dortmund oder AS Roma realistisc­h.

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