Die Welt sitzt auf 2,4 Billionen Euro Bargeld
Konsum. Allein in den USA haben die Menschen 1,5 Billionen US-Dollar auf der hohen Kante. Ökonomen rechnen damit, dass die hohen Ersparnisse der Wirtschaft in den kommenden Monaten einen kräftigen Schub geben werden.
Wien. Die Konsumenten in den größten Volkswirtschaften der Welt konnten während der Lockdowns weniger Geld ausgeben. Das hat zu Bargeldreserven in Höhe von 2,9 Billionen US-Dollar (2,4 Billionen Euro) geführt – ein riesiger Vorrat, der das Potenzial hat, eine starke Konjunkturerholung anzutreiben.
Haushalte in den USA, China, Großbritannien, Japan und den größten Ländern im Euroraum haben nach Schätzungen von Bloomberg Economics in den vergangenen Monaten viel Geld zur Seite gelegt. Die Hälfte der Summe, mindestens 1,5 Billionen Dollar, entfällt auf die USA. Vorausgesetzt, dieses Geld findet seinen Weg in die Geschäfte, könnten sich die Amerikaner damit den durchschnittlichen BIP-Zuwachs von zwei Jahren mit einem durchschnittlichen BIP-Wachstum „erkaufen“.
Ausgiebige Einkaufsbummel
Optimisten erwarten ausgiebige Einkaufsbummel, sobald die Pandemie unter Kontrolle ist und die Menschen wieder einkaufen und reisen dürfen und sich auch wieder größere Dinge leisten, bei denen sie bislang zurückhaltend waren. Weniger Zuversichtliche fragen sich indes, ob das Geld stattdessen zur Tilgung von Schulden verwendet oder weiter gehortet werden wird.
In den USA könnte das Gesparte des Vorjahres das Wirtschaftswachstum auf bis zu neun Prozent hieven anstatt der derzeit prognostizierten 4,6 Prozent, so Bloomberg Economics. Im Gegensatz dazu wird die Wirtschaft wahrscheinlich um nur 2,2 Prozent wachsen, sollten die Menschen dieses Geld nicht ausgeben.
„Der Sommer 2020 erwies sich als trügerische Hoffnung, aber er hat auch gezeigt, wie schnell sich die Wirtschaft erholen kann, wenn die Covid-19-Einschränkungen wegfallen“, sagt Maeva Cousin, Volkswirtin bei Bloomberg Economics. „Könnte 2021 dasselbe passieren? Wir sind zuversichtlich, dass sich die Nachfrage stark erholen sollte, und die massiven Ersparnisse der privaten Haushalte sind ein Grund dafür.“
Wenig Zinsen, viel Kauflust
Chinesische Haushalte haben 2,8 Bio. Yuan (365 Mrd. Euro) mehr auf Bankkonten eingezahlt, als sie es normalerweise getan hätten. Ähnliche Einlagen stiegen in Japan um 32,6 Bio. Yen (248 Mrd. Euro) und in Großbritannien um 117 Mrd. Pfund (135 Mrd. Euro). Die Einlagen in den größten Volkswirtschaften im Euroraum stiegen zusammen um 387 Mrd. Euro, angeführt von 142 Mrd. Euro in Deutschland.
Die Kauflust könnte auch durch die niedrigen Zinssätze erhöht werden.