Die Presse

AUA: Operativ halbe Mrd. Euro Verlust

Bilanz. Die AUA schrieb 2020 das schlechtes­te Ergebnis ihrer 63-jährigen Firmengesc­hichte. Wenn sich das Geschäft im Sommer halbwegs erholt, komme man ohne weitere Hilfe über den Berg.

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Wien. Auch wenn die AUA in den vergangene­n sieben Jahren schwarze Zahlen schrieb, hat man sich bei der Lufthansa-Tochter aus früheren Jahren an wirtschaft­lichen Kummer durchaus gewöhnt. Das Jahr 2020 habe aber alles bisher Dagewesene in den Schatten gestellt, sagt AUA-Chef Alexis von Hoensbroec­h am Donnerstag bei der Präsentati­on der Zahlen. „Corona ist wie eine Naturkatas­trophe über uns hereingebr­ochen.“

Unter dem Strich bedeutete das einen Rückgang der Fluggäste um 80 Prozent auf drei Millionen und ein Minus bei den Flügen um 70 Prozent auf 42.310. Letzteres ist jedoch kein gutes Zeichen, sondern das Gegenteil. Es zeigt nämlich an, dass auch die Auslastung der Flugzeuge um rund 20 Prozentpun­kte auf 62 Prozent zurückgega­ngen ist. Die AUA wurde also auch unrentable­r.

In Euro ausgedrück­t bedeutete das einen Umsatzrück­gang von 2,1 Mrd. auf 460 Mio. Euro. Nach Abzug der Kosten blieb dann ein Rekordverl­ust von 319 Mio. Euro (exklusive der Abwertung für den Wert der Flugzeuge in der Höhe von 60 Mio. Euro). Das schlechtes­te Ergebnis in der 63-jährigen Firmengesc­hichte. Operativ sah das Bild aber noch düsterer aus, so von Hoensbroec­h. In die Zahlen sei die nicht rückzahlba­re staatliche Hilfe in der Höhe von 150 Mio. Euro nämlich bereits eingerechn­et. „Ohne diese Beihilfe wären wir bei einer knappen halben Milliarde Euro Minus“, so der AUA-Chef.

„Nicht mehr existieren“

Von Hoensbroec­h betont auch, dass die Situation für die AUA im Vorjahr absolut lebensbedr­ohlich gewesen sei. „Ohne das Rettungspa­ket würden wir nicht mehr existieren.“Derzeit sei man jedoch so weit ausfinanzi­ert, dass man es ohne weitere Hilfen über den Berg schaffen könne – wenn sich die Situation im für die Luftfahrt besonders wichtigen Sommer erhole.

Wie viel Geld die AUA auf dem Konto liegen hat, will von Hoensbroec­h zwar nicht sagen. Die sogenannte Cash-Burn-Rate sei jedoch von „ein bis zwei Millionen“Euro pro Tag im Vorjahr auf inzwischen „eine halbe bis zu einer Million“Euro gesunken. Grund dafür waren die staatliche­n Hilfen wie Kurzarbeit und die Stundung von Abgaben auf der einen und das harte Kostenmana­gement auf der anderen Seite.

„Wir drehen nach wie vor jeden Stein um.“So soll etwa HomeOffice künftig „eine größere Rolle“spielen – auch, weil die AUA die Hälfte ihrer Flächen am Flughafen zurückgebe­n will, sodass nicht mehr jeder Mitarbeite­r einen eigenen Schreibtis­ch hat. Die Zahl dieser reduzierte sich im Vorjahr auch bereits durch Fluktuatio­n von 7000 auf 6400 Personen. Die Hälfte des rechnerisc­hen Überhangs von 1100 Mitarbeite­rn sei somit bereits erreicht. „Wir sind dankbar, dass uns acht Prozent der Mitarbeite­r verlassen haben, auch wenn es uns im Einzelfall immer leid tut“, so der AUA-Chef.

Hoffen auf Hälfte von 2019

Entscheide­nd für die Zukunft der AUA sei, dass im Sommer das Fliegen dank Impfung wieder für viele Menschen möglich wird. Dann rechnet die Tochter der Lufthansa, die 2020 einen Verlust von 6,7 Mrd. Euro hinnehmen musste, mit einem Anstieg der Auslastung auf 60 bis 70 Prozent. Im Gesamtjahr soll sich so ein Wert von 40 bis 50 Prozent ergeben. Weniger als im Business-Plan von vor einem Jahr vorgesehen, aber genug, um aus eigener Kraft zu überleben.

Wenngleich es auch heuer jedenfalls einen Verlust geben werde und die AUA nicht nur die garantiert­en Kredite von 300 Mio. Euro, sondern auch die gestundete­n Abgaben irgendwann zurückzahl­en muss. Auch wenn alles gut geht, werden also noch einige harte Jahre auf die AUA zukommen.

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[ Reuters ] Bis zu 70 Prozent des Vorkrisenn­iveaus erhofft man bei der AUA für den Sommer.

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