Markt für Green Bonds wächst rasant
Immer mehr Staaten und Firmen emittieren grüne Anleihen, um damit eine nachhaltige Wirtschaftswende zu finanzieren. Doch wie sehen die Chancen für Anleger aus?
Wien. Der Markt für grünes Geld blüht, nicht einmal die Coronakrise kann diesen Trend bremsen. Sowohl die Politik als auch die Wirtschaft haben sich den Wandel zu einer nachhaltigeren Welt auf ihre Fahnen geheftet. Die Vorhaben benötigen allerdings auch eine Menge Geld, das unter anderem mit sogenannten Green Bonds eingesammelt wird. Denn solche Papiere zeichnet vor allem eine Eigenschaft aus: Das dort investierte Geld ist für Umweltprojekte zweckgebunden.
Noch macht das Segment einen kleinen Anteil an dem globalen Bondmarkt aus, es wächst aber rasant. Im Vorjahr erreichten die weltweiten Emissionen mit knapp 270 Milliarden Dollar ein neues Rekordhoch, wobei der Löwenanteil mit 51 Milliarden Dollar auf die USA entfällt, gefolgt von Deutschland. Dort sorgte im Vorjahr die erste grüne Staatsanleihe für Schlagzeilen. Auch der Automobilkonzern Volkswagen begab erstmals ein solches Papier. Der Konzern sammelte damit zwei Milliarden Euro an Anlegergeldern ein, die VW für die Weiterentwicklung der Elektromobilität einsetzen möchte.
Moskau plant grüne Anleihen
Damit ist aber längst nicht Schluss, die Liste der Emittenten wächst kontinuierlich: „Moskau plant als erste russische Region, grüne Anleihen zu begeben, um umweltfreundliche Projekte zu finanzieren“, verweist Jörg Bayer, Analyst bei Raiffeisen Research, auf eine weitere Entwicklung. Bayer meint, die Stadt plane bereits im Frühjahr solch einen Schritt, etwa um mit den Geldern jene öffentlichen Verkehrsmittel schrittweise abzuschaffen, die von fossilen Treibstoffen angetrieben werden.
Doch auch das Investoreninteresse steigt. Unter anderem tritt auch die EZB inzwischen als wichtiger Käufer auf und beteiligte sich vor wenigen Wochen am neuen Green Bond Fund der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Die Anleihegelder sollen vor allem für erneuerbare Energie- und Energieeffizienzprojekte eingesetzt werden.
Wachsendes Fondsangebot
Und wie sehen die Investmentmöglichkeiten für Anleger aus? Der ODDO BHF Green Bond investiert in grüne Anleihen, die in Euro denominiert sind, wobei die Emittenten auch solche außerhalb der Eurozone sein können. Gut ein Drittel des Fondsvermögens entfällt regional auf Frankreich, vor allem auf grüne Staatsanleihen. Mit den Geldern soll etwa der Bereich der erneuerbaren Energien gefördert werden. Auch Green Bonds der Regie Autonome Transport Parisien, des Betreibers der öffentlichen Verkehrsmittel in Paris, sind im Fonds enthalten. Das Netz soll ausgebaut und der Transport nachhaltiger gestaltet werden. Co-Fondsmanager Maik Ohm verweist obendrein auf den jüngsten Zukauf bei den Papieren des italienischen Versorgers Acea.
Im AXA World Funds – Global Green Bonds nimmt Frankreich mit rund 19 Prozent eine geringere Gewichtung ein, beispielsweise mit dem Green Bond von Icade, einem französischen Immobilienentwickler. Zudem kommen für Fondsmanager Johann Ple´ weitere Währungen – abseits des Euro – infrage. Allein die Dollaremissionen machen rund ein Viertel des Fondsvermögens aus.
Grüner Indexfonds
Eine kostengünstige Investmentmöglichkeit bietet wiederum der Lyxor Green Bond (DR) UCITS ETF. Es handelt sich um einen börsengehandelten Indexfonds, der lediglich den Solactive Green Bond EUR USD IG Index abbildet, ohne dass ein Fondsmanager aktive Investmententscheidungen trifft. Der Index selbst umfasst knapp weniger als 480 Green- Bond- Emittenten in Euro und in Dollar. Und das von zahlreichen Staaten und Unternehmen, etwa von Apple.
Anleger sollten allerdings beachten, dass sich auch Green Bonds den allgemeinen Schwankungen an den Bondmärkten nicht entziehen können. Wie bei jedem Investment sollte man daher auch in solche Produkte nur einen Teil des Vermögens investieren.