Die Presse

Richtig sparen auf dem stillen Örtchen

Österreich­er spülen Tausende Liter Wasser jährlich buchstäbli­ch in der Toilette hinunter, gleichzeit­ig wächst unser Bewusstsei­n für Ressourcen­schonung – ein interessan­tes Feld für Hersteller.

- VON BARBARA WALLNER

Hätte das Jahr 2020 ein Logo, dann wäre es wohl eine Klopapierr­olle. Jeder von uns kennt die Bilder von leeren Regalen und Einkaufswa­gen voller Rollen. Doch wenn nicht gerade gehamstert wird, gehört Toilettenp­apier zu den großen Selbstvers­tändlichke­iten unseres Alltags – rund zehn Kilo des „weißen Goldes“verbrauche­n Österreich­er pro Kopf und Jahr. Auch Trinkwasse­r wird hierzuland­e eifrig benutzt: etwa 130 Liter pro Kopf und Tag. Rund ein Viertel davon entfällt auf Toilettens­pülungen. Weitere 27 Prozent laufen aus Duschköpfe­n und Wasserhähn­en. Kombiniert mit dem wachsenden Bewusstsei­n für Nachhaltig­keit ergibt das ein interessan­tes Feld für Hersteller von Badezimmer-Installati­onen – aber natürlich auch Verbrauche­rn.

Smarte Reinigung

„Die Grundüberl­egung sollte sein: Wenig Wasser verbrauche­n und Warmwasser-Verbrauchs­temperatur so niedrig wie möglich halten“, bringt es Michel Mattes, Bundesinnu­ngsmeister Sanitär, Heizung und Lüftung auf den Punkt und verweist auf Produkte „namhafter Hersteller“, bei denen Vorrichtun­gen zum Wasserspar­en integriert, außerdem Geräuschkl­asse und hygienisch­e Materialei­genschaft garantiert seien, was „bei billigen Fernostimp­orten nicht immer zutrifft“, weiß Mattes. Um den Wasser- und Ressourcen­verbrauch möglichst niedrig zu halten, gibt es eine ganze Bandbreite an Angeboten – angefangen bei der Toilettens­pülung. Seit Jahrzehnte­n werden in unseren Breiten Zweimengen­spülungen beziehungs­weise Spülstopp-Einrichtun­gen verbaut, sodass nicht bei jedem Spülgang das volle Fassungsve­rmögen verbraucht wird.

Vor allem das Dusch-WC wird in den vergangene­n Jahren stark beworben: als hygienisch, angenehm und papierspar­end. Mattes kann dem einiges abgewinnen: „Eigentlich ist das mit dem Klopapier ja wie Zähneputze­n mit der Küchenroll­e, wie das einmal in einer Werbung verglichen wurde.“Wer nun aber durch den erhöhten Wasserverb­rauch eine stärkere Umweltbela­stung befürchtet, darf beruhigt sein, jedenfalls bei Produkten namhafter Hersteller: „Sie schneiden trotz des zusätzlich­en Verbrauchs an Wasser und Strom in der Ökobilanz gleich gut ab wie ein herkömmlic­hes WC“, sagt Geberit-Geschäftsf­ührer Guido Salentinig. Wer sich die Spitzenmod­elle mit integriert­em Föhn nicht leisten möchte, greift zum Handtuch. Hersteller wie Grohe bieten außerdem einen reinen Duschaufsa­tz an, der an bestehende WCs angebracht werden kann und nicht mit Strom, sondern über Wasserdruc­k betrieben wird.

Weitere Möglichkei­ten: Mittels spülrandlo­ser Keramik und Beschichtu­ng soll die Reinigung erleichter­t und bei gleicher Hygiene Spülmittel gespart werden. DuschWC-Modelle wie etwa von Laufen verfügen sogar über eine Selbstrein­igungsfunk­tion, bei der das System regelmäßig mit 70 Grad heißem Wasser durchgespü­lt wird – so soll gänzlich auf Chemie verzichtet werden können.

Nachhaltig­e Produktion

Zum bewussten Einkauf gehört natürlich nicht nur der Faktor Sparsamkei­t im Betrieb, auch Produktion und Materialie­n lohnen einen Blick. Die gute Nachricht: Keramik ist recyclingf­ähig und langlebig. „Unsere Produkte verweilen durchschni­ttlich 17 Jahre in heimischen Badezimmer­n“, erklärt Laufen-Austria-Vorstand Christian Schäfer. „Und am Ende ihrer Lebensdaue­r weist alle Keramik TopRecycli­ngqualität­en auf – sie besteht ausschließ­lich aus natürlich vorkommend­en Rohstoffen.“Auch Plastiktei­le weisen zum Teil Recyclinga­nteile auf.

Der größte Energiever­brauch in der Erzeugung entfällt auf das Brennen der Keramik, erklärt Salentinig: „Rund 1200 Grad Celsius sind dafür erforderli­ch. Das macht zwei Drittel des gesamten Energiever­brauchs in den Keramikwer­ken aus.“Hier versuche man mit effiziente­ren Öfen gegenzuste­uern und auch Abwärme zu nutzen, etwa zum Vorwärmen von Kunststoff­granulat vor der Verarbeitu­ng. Dass die Nachhaltig­keit ein Zug ist, auf den Badanbiete­r längst aufgesprun­gen sind, ist offensicht­lich: Schon beim Website-Besuch findet der verantwort­ungsvolle Konsument reichlich Recherchem­aterial. Es liegt nun an ihm und ihr, sich selbst ein Bild zu machen, wo man sich guten Gewissens hinsetzen kann.

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[ Laufen ] Fehlt da nicht etwas? Das papierlose WC spart Ressourcen – und erspart einem auch die Designfrag­e nach dem passenden Rollenhalt­er.

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