Die Presse

„Zwischenfa­ll“in iranischer Atomanlage

Teheran spricht von Sabotage. Iran nahm trotz der Atomgesprä­che in Wien neue Zentrifuge­n in Betrieb.

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Teheran. Der neue Anlauf zu Atomgesprä­chen mit dem Iran in Wien wird von iranischen Verstößen gegen das Atomabkomm­en – und einem Zwischenfa­ll in der iranischen Atomanlage Natanz überschatt­et: Am Samstag hatte Teheran neue Zentrifuge­n für eine schnellere Urananreic­herung in Betrieb. In einer vom Fernsehen übertragen­en Zeremonie weihte Präsident Hassan Rouhani knapp 200 neue Zentrifuge­n vom Typ IR-5 sowie IR-6 in der Atomanlage Natanz ein.

Stunden später ereignete sich ein „Zwischenfa­ll“in der Atomanlage – und am Sonntag wieder. Der iranische Parlaments­abgeordnet­e Malek Shariati nannte dies „verdächtig“und schrieb auf Twitter von möglicher „Sabotage oder Infiltrati­on“. Der israelisch­e Journalist Amichai Stein schrieb, es werde davon ausgegange­n, dass die Störung im Stromnetz der Atomanlage von einer „israelisch­en Cyber-Operation“ausgelöst worden sei.

Das 2015 in Wien geschlosse­ne Atomabkomm­en erlaubt dem Iran die Urananreic­herung ausschließ­lich mit der älteren Zentrifuge­ngeneratio­n IR-1. Darüber hinaus darf der Iran eine begrenzte Zahl an IR-4und IR-5-Zentrifuge­n testen. Die nun in Betrieb genommenen Zentrifuge­n ermögliche­n es dem Iran, Uran in großen Mengen und zu einem höheren Grad anzureiche­rn, als von der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde IAEA genehmigt.

In Wien soll diese Woche eine neue Gesprächsr­unde starten, um den Atomdeal wiederzube­leben. Erste Verhandlun­gen hatten vergangene Woche stattgefun­den. US-Präsident Joe Biden will – unter Bedingunge­n – dem Pakt mit dem Iran eine neue Chance geben. Die USA waren 2018 unter Donald Trump aus dem Abkommen ausgetrete­n. (ag.)

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