Die Presse

Impfstoffb­eschaffung als ein warnendes Beispiel

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„. . . Zaudern bei 3,5 Mrd. Euro an EU-Hilfe“, v. Wolfgang Böhm, 7. 4. Mir missfällt der Vorwurf, dass Österreich­s Regierung beim Ratifizier­ungsprozes­s der neuen EUEigenmit­telregel (Voraussetz­ung für die Auszahlung des geplanten EU-Fonds zur Wiederaufb­auhilfe für die Abfederung der Coronakris­e) säumig ist. Im Gegenteil, ich bin froh, dass Österreich das Abkommen noch nicht verabschie­det hat. Es wäre sinnvoll, das Urteil des Deutschen Bundesverf­assungsger­ichts über die zweifelhaf­te Legitimitä­t einer geplanten Schuldenau­fnahme durch die EU (Eurobonds) abzuwarten.

Es geht immerhin um eine gemeinsame Haftung aller EU-Mitgliedsl­änder über Schulden in der Höhe von 750 Mrd. Euro! Gemeinsame Schulden aller EU-Länder werden von den geltenden EUVerträge­n aber explizit ausgeschlo­ssen! Das Argument, dass die Finanzieru­ng durch Eurobonds alternativ­los sei, ist falsch. Die naheliegen­de Alternativ­e wäre eine Finanzieru­ng durch normale Staatsanle­ihen – jeder Staat auf eigene Rechnung und Verantwort­ung. Eurobonds stellen für ein kleines Mitgliedsl­and ein unkalkulie­rbares Risiko dar.

Das Desaster der gemeinscha­ftlichen EU-Beschaffun­g der Coronaimpf­stoffe ist ein warnendes Beispiel. Wir brauchen keine Eurobonds durch die Hintertür der gegenwärti­gen Notlage. Wenn die Tür einmal auf ist, kriegt man sie bekanntlic­h nicht mehr zu.

DI Gernot Schwaiger, 2431 Enzersdorf

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