Ludwig verlängert den Lockdown für Wien bis zum 2. Mai
Pandemie. Bis 2. Mai bleiben Handel und Dienstleister zu, in den Schulen gilt bis zum 25. April Fernlehre. Bürgermeister Ludwig ist in Kontakt mit den Landeshauptleuten im Osten.
Ich bin Verfechter weitreichender Maßnahmen, um die Bevölkerung zu schützen.
Michael Ludwig, Wiener Bürgermeister
Wien. Die „Osterruhe“im Osten ist längt zum vierten Lockdown mutiert – dieser wird nun in Wien bis zum 2. Mai verlängert, erst ab dem 25. April soll wieder Präsenzunterricht in den Schulen stattfinden.
Ursprünglich hätte der harte Lockdown am Sonntag enden sollen, eine Verlängerung wurde aber bereits erwartet. Denn in Wien sind die Zahlen bei den Intensivpatienten zuletzt wieder auf einen neuen Höchststand geklettert.
Am späten Montagnachmittag trat nun Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nach einem Videogipfel zur Situation auf den Intensivstationen vor die Presse: „Ich bin Verfechter möglichst weitreichender Maßnahmen, um die Bevölkerung vor einer Ansteckung zu schützen“, kündigte Ludwig die „unpopulären Maßnahmen“an. Deshalb sei es notwendig, dass Handel und Dienstleister noch geschlossen bleiben, um die Versorgung auf den Intensivstationen weiter zu gewährleisten. Es gebe „keine dramatische, aber ernste Situation“, so der Bürgermeister. Es sei nun notwendig, die Kurve deutlich zu reduzieren. Ab Mai sei Ludwig dann optimistisch, „alle Möglichkeiten der Wirtschaft wieder in Anspruch nehmen zu können“.
„Jeder gewonnene Schultag zählt in dieser Pandemie doppelt“, hieß es von Bildungsminister Heinz Faßmann in einem Statement. Er sei mit Ludwig in einem Gespräch überein gekommen, dass die Wiener Schulen als Erstes wieder öffnen müssten.
Vermutlich auch Verlängerung im Osten
Ludwig hoffe darauf, mit der Ostregion die Maßnahmen „gemeinsam tragen“zu können. Er sei „zuversichtlich“, dass dies funktioniere. Er habe nach der Konferenz bereits mit den Landeshauptleuten telefoniert.
Im Burgenland sind die Zahlen auf der Intensivstation stabil, heißt es dort gegenüber der „Presse“. Derzeit sind von 35 für Covid-Patienten vorgesehene Betten 21 belegt. Darum sah man am Montag (vor Ludwigs Verkündung) keinen Grund, den Lockdown zu verlängern. In Niederösterreich sah man es als knappe Entscheidung. Es ist aber zu erwarten, dass Niederösterreich sich an der Entscheidung Wiens orientieren wird.
Denn in der Hauptstadt sind 21 Prozent aller Intensivbetten mit Patienten aus anderen Bundesländern belegt – das gilt nicht nur für Covid-Patienten, sondern auch Patienten, die komplizierte Operationen benötigen, die beispielsweise nur im AKH durchgeführt werden. Es herrscht Sorge, dass es deshalb bei unterschiedlichen Vorgehensweisen zu Unstimmigkeiten mit Wien kommen könnte.
Hacker machte am Montagvormittag bei einer Pressekonferenz keinen Hehl daraus, dass er „nicht glücklich“sei mit dem Anteil der nicht aus Wien stammenden Patienten in den Spitälern. Man werde aber „niemand rausschmeißen“versicherte er, bei den Neuaufnahmen sei das aber schon Thema.
Fast 245 Covid-Patienten müssen aktuell in Wien intensivmedizinisch versorgt werden. Wie Hacker berichtete, ist aber auch in den Normalstationen die Lage schwierig. Der Gesundheitsstadtrat sprach von einer „super angespannten Situation“. Dem Vernehmen nach wünscht Wien bald Gespräche mit dem Bund, die nächste BundLänder-Runde steht plangemäß erst am Freitag auf dem Programm.
310 Intensivbetten gibt es in Wien insgesamt, die „mittelfristig für die Versorgung von Covid-Patienten frei gemacht werden könnten“, heißt es von einem Sprecher des Wiener Gesundheitsverbunds (WIGEV). „Aus den Erfahrungen aus dem letzten Frühjahr haben wir einen Plan gemacht, in dem alle unsere acht Häuser in der CovidVersorgung inkludiert sind.“
Jedes der Spitäler hätte Stationen benannt, die im Bedarfsfall mit einer gewissen Anzahl an Normal- und Intensivstationsbetten Covid-Patienten versorgen könnten. „Da geht es aber nicht nur um Betten, sondern auch um das Personal und die Schutzausrüstung“, so der Sprecher. Leere Intensivbetten gebe es grundsätzlich selten: „Intensivbetten sind quasi nie frei, sondern um die 80–90 Prozent belegt, weil das die teuersten Spitalsressourcen überhaupt sind.“
Dringende Operationen würden derzeit „in erster Linie nicht verschoben“werden, heißt es vom WIGEV-Sprecher. Zu lesen war zuletzt anderes: Vergangene Woche hatte etwa eine Journalistin den Fall ihrer Mutter veröffentlicht, deren dringende
Operation eines Tumors abgesagt worden sei. „Es gibt viele Möglichkeiten, bevor wir zuallerletzt Operationen verschieben müssen“, so der Sprecher.
Wenn eine Abteilung für die Covid-Versorgung zu 80 Prozent ausgelastet ist, dann aktiviere man eine Abteilung in einem anderen Spital, das sich dann auf die Übernahme von Covid-Patienten vorbereite. „Das Erste, was Spitäler dann tun, ist keine neuen Patienten aufzunehmen. Nicht Operationen zu verschieben.“Die Nicht-Covid-Patienten würden dann in ein Privat- oder Ordensspital kommen.
Transport zwischen Bundesländern?
Schwer erkrankte Covid-Patienten mit einem für Intensivfälle ausgestatteten Helikopter in andere Bundesländer zu transportieren, sei nicht angedacht, sagte Ludwig bei der Pressekonferenz. „Es würde angesichts der Pandemieentwicklung überhaupt keinen Sinn machen, innerhalb von Österreich Covid-Patienten hin und her zu fliegen. Schon gar nicht die Intensivpatienten“, heißt es auch vom WIGEV-Sprecher.
Denn: „Wenn ein Intensivpatient mit Covid-Erkrankung bei uns liegt, dann kann schon allein die Lagerung vom Rücken auf den Bauch einen Sturz in der Sauerstoffsättigung bedeuten, der lebensbedrohlich werden kann.“Für Patienten auf Wiens Intensivstationen sei dies „sowieso kein Thema“.
Basel. Nach Studiendaten kann die Gabe einer Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab das Risiko symptomatischer Corona-Infektionen um geschätzte 81 Prozent verringern. Das teilte der Schweizer Pharmakonzern Roche am Montag in Basel mit.
Was die Studie der Schweizer dabei aufgezeigt hat: Bei Patienten mit symptomatischer Corona-Infektion klangen die Symptome im Durchschnitt innerhalb einer Woche ab. Verglichen mit jener Gruppe, die ein Placebo erhielten, war das eine Verkürzung um zwei Wochen. Unerwartete ernste Nebenwirkungen seien im Laufe der Studie nicht aufgetreten, wurde seitens des Pharmakonzerns erklärt.
Risiko bei Haushaltskontakten
Bei der Durchführung der klinischen Studie der (für die Zulassung der Kombination aus Casirivimab und Imdevimab) entscheidenden Phase III ging es darum, das Risiko und die Belastung durch Covid-19 bei Haushaltskontakten von Infizierten zu untersuchen. Rund 1500 solcher direkten Kontakte wurde entweder das Antikörperpräparat oder ein Placebo verabreicht – naturgemäß, ohne die Testpersonen zu informieren, ob es sich um ein Placebo handelt oder nicht.
Am Montag erklärte der Pharmakonzern zu den weiteren Schritten: Die Ergebnisse würden den Zulassungsbehörden so bald wie möglich überreicht. Den AntikörperCocktail hatte Roche zusammen mit seinem Partner Regeneron entwickelt.
Zuvor präsentierten Studienergebnissen zufolge kann die Antikörper-Kombination bei Risikopatienten bei Covid-19 das Risiko für einen schweren Verlauf oder Tod um 70 Prozent reduzieren. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft das Präparat derzeit. In den USA hat das Mittel eine Notzulassung erhalten. Mit ihm wurde unter anderem der frühere Präsident Donald Trump behandelt.
Monoklonare Antikörper
Was sind monoklonale Antikörper, die hier eingesetzt werden? Die Herstellung erfolgt im Labor. Die Aufgabe dieser Antikörper ist, das Virus nach einer Infektion außer Gefecht zu setzen. Monoklonal bedeutet dabei, dass die eingesetzten Antikörper alle identisch sind und das Virus an einem fest definierten Ziel angreifen. Auch in Deutschland wird die Antikörper-Kombination bereits bei Heilversuchen in bestimmten Kliniken eingesetzt. Bei Risikopatienten wird diese Methode in der Frühphase der Infektion verabreicht, mit dem Ziel, einen schweren Verlauf zu verhindern. (red.)