Der Überraschungssieg des ehemaligen Bankiers
Ecuador. Nach 14 Jahren Linkspopulismus schlägt das südamerikanische Land einen neuen Kurs ein. Der konservative Opus-Dei-Anhänger, Guillermo Lasso, setzte sich in der Stichwahl gegen den linken Ökonomen Andres´ Arauz durch.
Buenos Aires. Ecuador will nicht mehr von Populisten regiert werden. Am Sonntag gaben mehr als 52 Prozent der Bürger ihre Stimme dem 65-jährigen konservativen und wirtschaftsfreundlichen ExBankier Guillermo Lasso. „Heute ist ein Tag zum Feiern. Die Demokratie hat gesiegt“, rief er in der Wirtschaftsmetropole Guayaquil seinen Anhängern zu. „Die Ecuadorianer haben einen neuen Weg gewählt – einen ganz anderen Weg als den der vergangenen 14 Jahre!“
Tatsächlich kam der Sieg mit mehr als vier Punkten Abstand überraschend, die meisten Umfrageinstitute hatten ein enges Rennen mit dem jungen Ökonomen Andres´ Arauz prophezeit. Dessen Kandidatur war vom Ex-Präsidenten Rafael Correa angeschoben worden, der verurteilt wegen Korruption im belgischen Exil ausharrt. Correa kalkulierte, dass ein Wahlsieg seines Paladins die ecuadorianischen Richter ähnlich beeindrucken werde wie deren argentinische und bolivianische Kollegen nach dem Sieg der dortigen „Stellvertreter“der korruptionsverdächtigen Ex-Präsidenten Cristina Kirchner und Evo Morales.
Der Wahlsieg des Ex-Chefs des „Banco Guayaquil“war beschwerlich. Lasso leidet an den Folgen eines Autounfalls, was ihn zum Gehen mit einer Krücke zwingt. Zum anderen sah er nach der ersten Runde vor zwei Wochen schon wie der große Verlierer aus, lang schien es, als habe ihn der linke Indigenen-Führer Yaku Perez´ überholt. Erst nach einer Nachzählung stand er in Runde zwei. Zum zweiten
Mal. 2017 hatte er gegen den ersten Correa-Kandidaten Lenin Moreno verloren, der sich mit Correa zerstritt und nach Schuldenkrise und Pandemie kaum noch Freunde hat.
Dass Lasso, Mitglied von Opus Dei, nun einen Riesenzugewinn einfahren konnte, dürfte sich vor allem mit der gesetzlichen Wahlpflicht erklären. Offenbar sahen viele Bürger des ausgezehrten Landes Lassos Versprechen auf einen deutlichen Richtungswechsel als bessere Alternative zu einer Rückkehr ins „rote Amerika“des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts.
Die Agenda des Reformers ist ehrgeizig. Er will den Haushalt in vier Jahren ausgleichen, eine enorme Ansage angesichts der zerrütteten Finanzen nach Correa und den Folgen der Pandemie. Die Wirtschaft schrumpfte im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent und die Zentralbank erwartet für 2021 ein Wachstum von nur 3,1 Prozent.
Öl-Produktion soll Jobs bringen
Im Wahlkampf versprach Lasso, zwei Millionen Arbeitsplätze im 17,4-Millionen-Einwohner-Land zu schaffen, dafür soll das kleinste Opec-Mitglied seine Ölproduktion verdoppeln, solang dieser Rohstoff noch etwas wert ist. Lasso will auch den US-Dollar als offizielle Währung beibehalten. Zudem plant er, sich weitgehend an das Kreditprogramm in Höhe von 6,5 Mrd. Dollar zu halten, das Ecuador im vergangenen Jahr mit dem IWF vereinbart hatte. Einige der in dem Abkommen festgelegten Steuererhöhungen will er freilich nicht umsetzen. Stattdessen will er Steuern senken, um die Wirtschaft endlich wieder anzufahren.