Premiere an der Magnolia Lane Wenn Japaner im Live-TV weinen
Golf. Mit Hideki Matsuyama, 29, trägt erstmals ein Japaner das Grüne Jackett, das den Masters-Sieger auszeichnet und ihm lebenslanges Startrecht in Augusta beschert.
Augusta. Erstmals trägt mit Hideki Matsuyama ein Japaner das berühmteste grüne Jackett der Welt. Der 29-Jährige aus der Präfektur Ehime gewann sensationell das 85. Masters in Augusta, er gewann als erster Japaner mit 278 Schlägen vor dem US-Debütanten Will Zalatoris und versetzte seine Landsleute in Freudentaumel. Die letzte Runde lief im Live-TV, der Kommentator weinte und die ob der 100 Tage nahen, so umstrittenen Sommerspiele in Tokio gespaltene Nation feiert einen Helden. Nicht ein Sumo-Ringer oder Baseballer bereitet Japan Freude, ein Golfer macht allen Ehre.
„Ich bin geehrt und begeistert, dass ich das wundervolle Augusta National gewonnen habe“, rang sich Matsuyama besonnen, eigentlich dank eines Dolmetschers ab. Unmittelbar nach dem finalen Putt hatte er seinen Caddie in den Arm genommen. Auf dem Weg ins Clubhaus kullerten dicke Tränen über seine Wangen.
Ein solides Spiel genügte
Matsuyama ist früherer Amateurmeister Asiens und ist beim Masters 2011 als bester Amateur ausgezeichnet worden. Er hat ab 2014 sechsmal auf der PGA-Tour gesiegt, viermal davon von Februar 2016 bis August 2017. Seither, also seit fast vier Jahren, ist er auf dieser Ebene erfolglos unterwegs gewesen. Bei den vom US-Amerikaner Brooks Koepka gewonnenen US Open 2017 war er Zweiter, zugleich die Nummer zwei der Welt. In diese Masters-Auflage ist er als Nr. 25 der Welt gestartet – und darum staunt die Golf-Welt auch so, wenn sie seinen Score analysiert. Denn 2021 schloss sich für ihn der Kreis mit 69, 71, 65 und 73 Schlägen.
Dabei, der Erfolg fußt auch auf den Fehlern der anderen. Auf der Schlussrunde holte der USAmerikaner Jordan Spieth nur drei Schläge auf, Olympiasieger Justin Rose verlor gar einen zusätzlichen Stroke. Jon Rahm (ESP) lieferte mit 66 Schlägen (sechs unter Par) sogar die beste Runde im ganzen Feld ab; bloß, es reichte nicht, um den Rückstand von elf unter Par auszugleichen. Geschweige denn, den solide spielenden Japaner abzufangen. Der erhielt das legendäre grüne Sieger-Jackett traditionell vom Vorjahressieger, Dustin Johnson half ihm hinein. Das Sieger-Preisgeld beträgt rund zwei Millionen Dollar (1,68 Mio. Euro).
Applaus in Japan
Im Land des Olympia-Ausrichters 2021 waren viele Montagfrüh aufgestanden, um den Triumph des Landsmanns mitzuerleben. Der Sieg habe die Öffentlichkeit „in Anbetracht der anhaltenden Auswirkungen des Coronavirus inspiriert und ermutigt“, sagte Premierminister Yoshihide Suga. „Ich freue mich auf seine zukünftigen Darbietungen“, sagte der Regierungschef der golfbegeisterten Nation. Wer weiß, vielleicht holt Matsuyama ja bei den Spielen (ab 23. Juli) zum nächsten Coup aus, sollten sie tatsächlich trotz weiterhin steigender Zahlen und Ablehnung in der breiten Bevölkerung, der Aussperrung ausländischer Gäste und rigoros-strikter Benimm- wie Gesundheitsregeln stattfinden.
Vor dem ersten asiatischen Masters-Sieger hatten die Japanerinnen Hisako Higuchi (1977, LPGA Championship) und Hinako Shibuno (2019 beim British Open) Major-Titel gewonnen. Vor einer Woche hatte die 17-jährige Tsubasa Kajitani im Augusta National Golf Club den Amateursieg gefeiert – einen Schlag vor der Niederösterreicherin Emma Spitz, die Dritte wurde. Beim HerrenEvent vergab der Burgenländer Bernd Wiesberger seine Chance auf das bislang beste MajorResultat auf den letzten Metern. Als Zehnter war er in das Finale gestartet, doch dann riss beim 35-Jährigen der Faden. Eine 78er-Runde warf ihn auf den geteilten 40. Platz zurück mit 292 Schlägen (74/66/74/78), 14 hinter auf Matsuyama. Sein bestes MastersErgebnis bleibt Rang 22 (2015).
In der Weltrangliste machte Wiesberger allerdings einen Platz gut. Der Burgenländer ist jetzt an 53. Stelle dieser Wertung. Matsuyama rückte auf Position 14 vor. Dustin Johnson führt weiterhin vor seinem US-Landsmann Justin Thomas und dem Spanier Jon Rahm. (al)