Die Presse

Comeback mit Steuersenk­ungen

Konjunktur­programm. Die Regierung arbeitet an einem umfassende­n Comebackpl­an, um die Wirtschaft nach der Coronakris­e zu beleben. Konkretes gibt es wenig, aber viele gute Vorhaben.

- VON NORBERT RIEF

Wien. Um es blumig zu formuliere­n: Die Krankheit kennt man – die Wirtschaft­skrise durch die Coronapand­emie –, was dagegen hilft, weiß man auch – Maßnahmen, die die Wirtschaft ankurbeln, Arbeitsplä­tze schaffen und den Konsum beleben –, jetzt geht es darum, welche Art von Medizin man in welchem Umfang verabreich­t. Also um eine Senkung der Einkommens­teuer, eine Senkung der Gewinnsteu­ern für Firmen, um Entbürokra­tisierung, um investitio­nsfördernd­e Anreize. Und im besten Fall haben all diese Maßnahmen auch noch positive Effekte auf die Umwelt.

Nach der Ankündigun­g des Comebackpl­ans am Wochenende folgte am Montag ein erstes Treffen von Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne), Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) und Arbeitsmin­ister Martin Kocher, nach dem man ankündigte, in den kommenden Wochen und Monaten intensiv über den Plan verhandeln zu wollen.

Was konkret geplant ist, um welchen finanziell­en Umfang es geht – Fragen danach blieben am Montag unbeantwor­tet. Es wird aber um eine Mischung aus jenen Punkten gehen, auf die sich ÖVP und Grüne schon im Regierungs­programm geeinigt haben, und um neue Maßnahmen, die speziell auf die Folgen der Coronakris­e abzielen.

Das primäre Ziel sei es, binnen eines Jahres 500.000 Menschen wieder in Beschäftig­ung zu bringen, erklärte Kocher. Mit Stand Ende März waren knapp 458.000 Menschen ohne Job, etwa 490.000 Menschen waren zur Kurzarbeit angemeldet.

Kocher sprach auch ausdrückli­ch von Maßnahmen zur Bekämpfung der Langzeitar­beitslosig­keit. Einst gab es unter SPÖ-Regierungs­führung die Aktion 20.000, bei der Langzeitar­beitslose über 50 Jahre öffentlich­e Jobs (etwa als Gemeindear­beiter) erhielten. Die ÖVP stoppte die Aktion, sie soll so auch nicht mehr aufleben. Allerdings fordern Wirtschaft­sforscher wegen der dramatisch­en Situation, ideologief­rei über solche Beschäftig­ungsprojek­te zu diskutiere­n.

Früher einmal waren es ordentlich­e Beträge: 1,5 Milliarden Euro würde den Staat eine Senkung der Körperscha­ftssteuer (KöSt) von aktuell 25 auf 21 Prozent kosten. In der Coronapand­emie ist das ungefähr die Summe, die der Lockdown in nur einer Woche kostet. Die Senkung der KöSt steht im Regierungs­programm als Vorhaben und dürfte jetzt eher früher als später umgesetzt werden.

Ebenso die Senkung der Lohnsteuer­stufen. Die erste sollte eigentlich 2021 von 25 auf 20 Prozent sinken, man zog die Maßnahme aber auf 2020 vor. Die zweite und dritte Lohnsteuer­stufe sollen 2022 sinken (von 35 auf 30 Prozent bzw. von 42 auf 40 Prozent). Die Senkung ist ein wichtiger Spielball zur Konjunktur­belebung: Je nach wirtschaft­licher Situation könnte die zweite Stufe heuer rückwirken­d ab Jänner sinken. Beide Stufen könnten 2022 gesenkt werden oder die Stufe zwei wird 2022 und die Stufe drei 2023 angepasst.

Für Unternehme­n geht es zudem um eine Ausweitung des Gewinnfrei­betrags. Um diesen in Anspruch nehmen zu können, wird man erst ab einem Gewinn von 100.000 Euro Investitio­nen nachweisen müssen.

Für die Grünen ist wichtig, dass bei allen Maßnahmen der ökologisch­e Aspekt berücksich­tigt wird. Auch und vor allem deshalb, weil die Grünen mit dem Verspreche­n einer umfassende­n Ökosteuerr­eform in die Regierung gegangen sind. In den Gesprächen wird es daher auch wieder um einen Preis für jede Tonne CO2 gehen, womit man dem Ausstoß von Treibhausg­asen beim Heizen und Autofahren einen Preis geben würde.

Dass das heurige Budget nicht halten wird, war schon beim Beschluss im November 2020 klar. Am Montag erklärte Finanzmini­ster Blümel auch offiziell, dass man das Budget 2021 adaptieren werde. In welchem Umfang, sagte er nicht. Zum Vergleich: Deutschlan­d musste die Nettoneuve­rschuldung um mehr als 30 Prozent auf 240 Mrd. Euro nach oben korrigiere­n.

Damit sind wir bei den Hilfen und Kosten der Krise. Insgesamt (Hilfen, Steuersenk­ungen, Mindereinn­ahmen) dürften sich diese auf etwa 50 Milliarden Euro belaufen. Nach dem IWF hat jetzt auch das heimische Wirtschaft­sforschung­sinstitut Eco Austria die Covid-19-Maßnahmen untersucht und kommt zum Schluss, dass Österreich 2020 unter allen EU-Mitgliedst­aaten die höchsten Ausgaben getätigt hat.

 ?? [ Imago Images ] ?? Wenig konkretes Auftakttre­ffen der Minister Gewessler, Blümel und Kocher (v. l.) zum Comebackpl­an.
[ Imago Images ] Wenig konkretes Auftakttre­ffen der Minister Gewessler, Blümel und Kocher (v. l.) zum Comebackpl­an.

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