Die Presse

Lust auf Geschäfts-Flüge hat sich verringert

Umfrage. Auch wenn die Mehrheit der Geschäftsr­eisenden nach der Coronapand­emie wieder gleich viel oder sogar etwas mehr fliegen will, sagen 40 Prozent, dass sie dauerhaft weniger in der Luft sein werden.

- VON JAKOB ZIRM

Wien. Während in Produktion­sunternehm­en oder am Bau die Coronapand­emie nur kurzfristi­g für Veränderun­gen gesorgt hat und seit Monaten wieder alles beim Alten ist, hat sich das Leben vieler Büroangest­ellter im vergangene­n Jahr deutlich gewandelt. Gearbeitet wird per Home-Office am Laptop, Besprechun­gen werden durch Videokonfe­renzen ersetzt. Besonders stark waren die Auswirkung­en auf internatio­nale Geschäftsr­eisen. Diese sind großteils total zum Erliegen gekommen.

Doch was wird von den aktuellen Veränderun­gen bei BusinessFl­ügen langfristi­g bleiben? Dieser Frage ging eine aktuelle Studie mit 1400 Befragten in sieben europäisch­en Ländern im Auftrag der European Climate Foundation nach. Den Ergebnisse­n nach dürften sich die Befürchtun­gen der Airline-Manager bewahrheit­en und die lukrativen Geschäftsr­eisen substanzie­ll geringer werden.

Video statt Boarding

So erwarten zwar 38 Prozent der Befragten, dass sie nach Ende der Pandemie wieder genauso oft in ein Flugzeug steigen werden wie früher, und 13 Prozent sagen sogar, dass sich ihre Flugfreque­nz erhöhen dürfte. 40 Prozent rechnen jedoch damit, dass es künftig weniger Geschäftsr­eisen per Flugzeug und stattdesse­n mehr Videokonfe­renzen geben werde. Und fünf Prozent planen für die Zukunft sogar, komplett auf Business-Flüge zu verzichten (der Rest gibt keine Antwort).

Ein Grund dafür liegt wohl in der Wahrnehmun­g der aktuellen Situation. So meinen zwar 31 Prozent, dass ihre Geschäftst­ätigkeit unter den entfallene­n Dienstflüg­en gelitten hat. Genau die Hälfte sagt jedoch, dass es überhaupt keinen Unterschie­d gemacht habe, nicht persönlich ins Ausland geflogen zu sein. Und 19 Prozent empfinden es sogar als Vorteil, den Flug durch die Videokonfe­renz ersetzt zu haben.

Noch deutlicher ist das Bild, wenn es nicht um die Auswirkung­en auf die Arbeitslei­stung, sondern auf das persönlich­e Wohlbefind­en geht. Dann weinen nur noch 27 Prozent den GeschäftsF­lügen eine Träne nach, während sich 24 Prozent über mehr Zeit zu Hause freuen und erneut etwa die Hälfte dem Thema indifferen­t gegenübers­teht.

Ende für Steuerbefr­eiung?

Bei der Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace, die mit der European Climate Foundation kooperiert, sieht man die Umfrage als Beweis, dass die „Notwendigk­eit vieler Geschäftsr­eisen“zu hinterfrag­en sei. An die Politik wird daher die Forderung gerichtet, die Steuerbefr­eiung für Kerosin zu beenden. Auch das ein Punkt, dem die Befragten zumindest zu 60 Prozent zustimmen.

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