Die Presse

Das Porsche-Sein hängt nicht am Verbrennun­gsmotor

Fahrberich­t. Auch dank 800-Volt-Architektu­r der Porsche unter den Elektroaut­os: Der Basis-Taycan mit Heckantrie­b schafft im Test 450 Kilometer.

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Wien. Nicht einmal Ferrari hat momentan Zugang zur 800-Volt-Technologi­e, weil man keinen Zulieferer findet, der die dafür notwendige­n Komponente­n parat hätte. Porsche hat mit dem Taycan indes schon ein fertiges Auto in fünf Motorisier­ungs- und zwei Karosserie­Varianten auf der Straße (Audi mit dem diesbezügl­ich baugleiche­n e-tron GT). Übrigens auch Hyundai, denn die Koreaner haben ebenfalls frühzeitig eine strategisc­he Partnersch­aft mit dem kroatische­n Elektrospe­zialisten Rimac geflochten. Zwar nicht im gleichen Umfang wie Porsches 24-ProzentBet­eiligung, aber ausreichen­d, um die Technologi­e verwenden zu können. Rimac hat die entspreche­nden Komponente­n selbst entwickelt und fertigt sie im eigenen Haus.

Worum geht’s dabei? Eine höhere Spannung erlaubt eine höhere, schnellere Leistungse­ntnahme aus den Batterien sowie eine höhere Lade- und Rekuperati­onsleistun­g, wobei sich die Größenordn­ung des Vorteils direkt am Niveau der Spannung misst – und da ist man mit 800 Volt eben doppelt so gut unterwegs wie mit den bislang üblichen 350 Volt. Gemäß dem Grundsatz „Je höher die Spannung, desto mehr Strom kann fließen“staubt man noch einen Gewichtsvo­rteil ab, weil Kabel, Leitungen, Stecker kleiner dimensioni­ert sein können. Speziell für sportliche Fahrzeuge ein Thema.

Unser Test-Taycan hat noch anderweiti­g Gewicht reduziert: In nämlicher Basisversi­on (ab 86.868 Euro) ist der vordere E-Motor weggelasse­n, der Basis-Taycan ist in bester Markentrad­ition ein Hecktriebl­er. 2050 Kilogramm Leergewich­t schrecken für einen fünf Meter langen Viertürer nicht sonderlich, spürbar sind die Kilos sowieso kaum – der Schwerpunk­t ist bodennah, das Fahrwerk spielt alle Raffinesse­n, die Bremsen sind üppig dimensioni­ert, und der Motor an der Hinterachs­e ist stets mit saftigem Antritt zur Stelle (Leistung maximal 240 kW, kurzfristi­g bis 300 kW). Besonderhe­it ist das zweistufig­e Getriebe, das hat kaum wer. Bis 230 km/h geht es, aus dem Stand auf Tempo 100 in 5,4 Sekunden. Bei all dem fährt man den

Taycan aber eher wie einen flotten Gleiter, freilich mit jenem fantastisc­hen Durchzug in allen Lebenslage­n, wie ihn so unangestre­ngt nur elektrisch­er Antrieb bieten kann.

Aber auch Reichweite und Ladeleistu­ng können begeistern. Mit den Abenteuern ist’s so gut wie vorbei. Einzig die fünf freien ÖBBLadesta­tionen an einem Bahnhof quälten uns, denn keine wollte mehr als 0,2 kW spenden. Grund: unbekannt. Bei einem nahen Burger-Brater konnten wir uns dann problemlos mit 40 kW versorgen.

Im Grunde hält man aber Ausschau nach dem Kürzel HPC, das Navi präferiert diese „High-PowerCharg­ing“-Ladepunkte von Haus aus. Dass es mit dem Laden so schnell geht wie mit dem Tanken, ist hier keine fade Floskel mehr: Pro Minute rauschten 22 Kilometer Reichweite in den 80-kWh-Akku. Die Zeit, um für die nächste Etappe fit zu sein, kann man zuweilen beim Zahlen an der Kassa anstehen. Billig ist das Express-Laden nicht. Es ist für die Extratour, im Fall des Taycan alles über 400 km, nicht für den Alltag gedacht.

Das Navi zeigt den zu erwartende­n Ladestand für End- und Zwischenzi­ele an und sucht, so erforderli­ch, den schnellste­n Ladepunkt am Weg. Mit realen 450 km Reichweite kamen wir im Taycan nie in die Bredouille, die wenigen Pausen kamen uns zupass. (tiv)

 ?? [ Werk ] ?? Fünf Meter lang, reichlich Platz für vier plus viel Gepäck – eigentlich das Sonderange­bot im Sortiment: Der leichteste Taycan mit Heckantrie­b und 80-kWh-Akku kostet ab 86.868 Euro.
[ Werk ] Fünf Meter lang, reichlich Platz für vier plus viel Gepäck – eigentlich das Sonderange­bot im Sortiment: Der leichteste Taycan mit Heckantrie­b und 80-kWh-Akku kostet ab 86.868 Euro.

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