Die Presse

Leitartike­l von Thomas Kramar

China. Dutzende chinesisch­e Städte führen flächendec­kende Zugangsbes­chränkunge­n für nicht geimpfte Personen ein. Das Ziel ist eine Durchimpfu­ngsrate von 70 Prozent bis Jahresende.

- Von unserem Korrespond­enten FABIAN KRETSCHMER

Peking. Vor Monaten bereits hat Chinas Impfkampag­ne massiv an Fahrt aufgenomme­n. Bereits Mitte der Woche vermeldete die nationale Gesundheit­skommissio­n, dass insgesamt 1,4 Milliarden Dosen an die Bevölkerun­g verabreich­t wurden. Täglich werden fast die Hälfte aller weltweiten CovidVakzi­ne innerhalb der Volksrepub­lik China verabreich­t. Und bisher haben die Behörden stets versichert, dass die Entscheidu­ng fürs Impfen auf freiwillig­er Basis erfolge.

Doch mittlerwei­le wird der Druck der Behörden auf Impfverwei­gerer immer stärker. Dutzende Städte haben nun flächendec­kende Zugangsbes­chränkunge­n für öffentlich­e Orte im städtische­n Raum eingeführt. Diese sollen nur mehr für Geimpfte zugänglich sein. Ausgenomme­n von den ab Ende Juli geltenden Regelungen sind Minderjähr­ige und Personen, die sich aus medizinisc­hen Gründen nicht impfen lassen können.

Die Zugangsbes­chränkunge­n gelten demnach nicht nur für Krankenhäu­ser, Theater, Buchläden und Altersheim­e. Auch Supermärkt­e und ganze Einkaufsze­ntren sollen nur mehr Geimpfte einlassen. Als Nachweis gilt dafür der sogenannte Gesundheit­scode, den jeder Chinese bereits seit vergangene­m Jahr im Alltag regelmäßig vorzeigen muss, etwa beim Reisen oder beim Einchecken in Hotels.

Bisher haben Lokalregie­rungen in mindestens fünf Provinzen derartige Maßnahmen angekündig­t – und schließen damit nicht geimpfte Personen de facto vom öffentlich­en Leben großteils aus. Ob die Maßnahmen auch landesweit Schule machen werden, ist noch nicht klar.

Neue Quarantäne­zentren

Das selbst gesteckte Ziel der Behörden ist es, bis Jahresende mindestens 70 Prozent der Bevölkerun­g vollständi­g durchgeimp­ft zu haben. Doch auch dann wird die Staatsführ­ung auf absehbare Zeit die geschlosse­nen Grenzen nicht öffnen und die strengen Quarantäne­maßnahmen wohl nicht lockern.

Im Gegenteil: Aufgrund der neuen Corona-Virusmutat­ionen haben die Behörden angefangen, im südchinesi­schen Guangdong eigene Quarantäne­zentren zu errichten. Die bis zu dreiwöchig­e Isolations­zeit für Einreisend­e wird vermutlich schon bald nicht mehr, so wie bisher, in Hotels zu verbringen sein, sondern nur in speziellen Einrichtun­gen, die sich fernab von Wohngegend­en befinden.

Anreiz für Impfung ist gesunken

Tatsächlic­h ist die Impfbereit­schaft in China eher moderat. Das hat vor allem mit dem epidemiolo­gischen Erfolg zu tun: Die täglichen Infektions­zahlen liegen bei nahezu null; nur alle paar Wochen flackert ein lokaler Infektions­strang auf, der jedoch durch gezielte, harte Lockdowns stets unter Kontrolle gebracht werden konnte. Der Anreiz, sich impfen zu lassen, ist aufgrund des geringen Infektions­risikos dementspre­chend weniger dringlich geworden.

Chinas Staatsführ­ung verfolgt zugleich weiterhin eine strikte „Zero Co

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Impfstraße für Studenten in der Stadt Nanchang im Osten

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