Die Presse

Über den Fluss und lautlos in die Wälder

Der traditions­reiche Hersteller von Geländewag­en und SUVs startet eine Transforma­tion. JeepCEO Meunier kündigt für 2025 mehrere Elektromod­elle an.

- VON NORBERT RIEF

Man hat es als Marke geschafft, wenn der Name zum Gattungsbe­griff wird – wie Tixo für Klebeband oder Tempo für Taschentuc­h. Jeep steht im allgemeine­n Sprachgebr­auch für Geländewag­en. Klingt aber auch irgendwie nach 1980er-Jahren, Schnurrbar­t und Brusthaare­n.

Die Elektrifiz­ierung ging an der US-amerikanis­chen Traditions­marke bisher weitgehend vorüber. Während andere Hersteller schon vollelektr­ische Fahrzeuge präsentier­ten, hatte Jeep noch nicht einmal ein Hybridfahr­zeug im Angebot. Erst im vergangene­n Jahr wurden die ersten Modelle mit Plugin-Hybridantr­ieb (Benzin- und Elektromot­or) vorgestell­t (Renegade, Compass).

Jetzt aber, zum heurigen 80. Geburtstag der Marke, soll es Schlag auf Schlag gehen, wie JeepCEO Christian Meunier im Gespräch mit europäisch­en Journalist­en betont. „Wir setzen uns voll und ganz für die Vision einer elektrifiz­ierten Zukunft ein.“

Und dafür machte Meunier eine mutige Ansage: Schon in vier Jahren, 2025, will Jeep für jedes Segment ein vollelektr­isches Modell anbieten. Also vom vollelektr­ischen Klein-SUV Renegade bis zum batteriebe­triebenen Geländewag­en Wrangler. Über den Fluss und lautlos in die Wälder, könnte man in Anlehnung an einen Roman von Ernest Hemingway sagen.

„Grünster SUV-Hersteller“

„Wir wollen der grünste SUV-Hersteller der Welt werden“, sagte der Jeep-Chef. Ob er nicht befürchte, damit das Image der Marke zu beschädige­n? Mitnichten. Im Gegenteil: Jeep-Fahrer seien umweltund naturbewus­ste Menschen. Ein Elektroant­rieb sei „gut für die JeepGemein­de und, noch wichtiger, gut für den Planeten“.

Die Vorzüge des Elektroant­riebs im Offroad-Einsatz will der Autoherste­ller mit einem Plug-in

Hybridmode­ll des Wrangler zeigen, der als Maßstab für Geländewag­en gilt. Die Auserwählt­en, die diesen Wrangler 4xe schon fahren durften, schwärmen von dem unmittelba­r anliegende­n Drehmoment, wie es dem Elektroant­rieb zu eigen ist. So ließen sich Steigungen noch präziser bewältigen und, dank entspreche­nder Abdichtung­en, auch Flüsse durchquere­n. Nach etwa 50 Kilometern ist es mit der lautlosen Fahrt freilich vorbei, dann übernimmt wieder der Vierzylind­er-Benzinmoto­r.

Für Jeep ist der Wandel auch wichtig, um neue und generell wieder mehr Käufer anzusprech­en. Die Marke hatte in den vergangene­n Jahren, getrieben vom SUV-Boom, einen Verkaufsre­kord nach dem anderen gebrochen. 2009 konnte die Marke weltweit gerade einmal 300.000 Fahrzeuge absetzen, 2018 waren es 1,6 Millionen.

Seither gehen die Zahlen wieder nach unten, das Coronakris­enjahr traf den Hersteller besonders hart. In China gaben die (geringen) Verkäufe um 44 Prozent nach, in Europa sanken sie 2020 auf 120.000 Stück (minus 26 Prozent), auch auf dem Heimmarkt USA gab es ein Minus (knapp 14 Prozent).

Mit den elektrifiz­ierten Modellen sollen die Absätze in Europa wieder anziehen. Dazu kommt ein neues Premium-SUV, der Jeep Wagoneer, auch der beliebte Grand Cherokee kommt neu und als Hybridmode­ll auch nach Europa.

Besonders beliebt ist freilich der Jeep Gladiator, ein fünfeinhal­b Meter langer Pick-up. In den USA ist das Fahrzeug so begehrt, dass sich die Auslieferu­ng in Europa deshalb verzögert hat. Jetzt kommen langsam die ersten Modelle zu den Händlern.

Die Anfänge von Jeep gehen in das Jahr 1941 zurück, als das USMilitär ein kleines, zuverlässi­ges Allzweckfa­hrzeug suchte. Auf der Plattform des Jeep bauten 1947 auch die Prototypen des Land Rover auf. Der Autoherste­ller wechselte mehrmals den Besitzer, für einige Jahre gehörte er auch zu Daimler (als die Deutschen mit Chrysler fusioniert­en). 2014 wechselte Jeep als Teil von Chrysler zum Fiat-Konzern. Nach der Fusion von FCA und PSA (u. a. Peugeot, Opel, Citroen)¨ ist Jeep nun eine von 14 Marken von Stellantis.

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Mit dem Willys, ein Fahrzeug für den allgemeine­n Militärgeb­rauch („general purpose“– GP, ausgesproc­hen „dschipieh“) . . .
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[ Stellantis ] . . . begann es vor 80 Jahren für Jeep. Und so könnte die Zukunft aussehen: ein vollelektr­ischer Wrangler.

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