Was fur Agrarinvestments spricht
Wetterextreme, Bodenversiegelung und die Umweltverschmutzung stellen die Agrarwirtschaft vor große Herausforderungen. Wer Lösungsideen hat, eröffnet auch Anlegern Chancen.
Für viele Rohstoffnotierungen gibt es derzeit kaum ein Halten. Selbst die Preise für Agrargüter sind von der Entwicklung betroffen. Allein im vergangenen Mai erreichte der Index der Food and Agriculture Organization – einer Tochter der Vereinten Nationen – mit gut 127 Punkten den höchsten Stand seit dem Rekordwert von 132 Punkten im Jahr 2011. Der Index erfasst die Preisentwicklung von 55 Agrarrohstoffen und war noch im Vorjahr, inmitten der Pandemie, kräftig eingeknickt.
Die Ursachen für den Preissprung im Nahrungssektor sind vielfältig, eine davon liegt zweifellos in der größeren Häufigkeit von Wetterextremen. Aktuell macht sogar in Teilen Österreichs die Dürre Landwirten zu schaffen. Auch anderswo hinterlassen Klimakapriolen ihre Spuren: Der Westen Nordamerikas wird derzeit von Rekordhitze heimgesucht, große Agrarflächen sind von Wassermangel betroffen.
Es gibt aber auch langfristige Trends, die sich auf die Entwicklung im Agrarsektor ungünstig auswirken. Seit Jahren schrumpfen die globalen Anbauflächen. Daran sind nicht nur der Klimawandel und die zunehmende Umweltverschmutzung schuld. Die Versiegelung schreitet ebenso voran. So wird allein hierzulande mit einem Bodenverbrauch von täglich 13 Hektar alle zehn Jahre die Fläche Wiens verbaut, wie die Umweltschutzorganisation WWF Österreich in ihrem „Bodenreport 2021“festhält. Es gehe dabei um den dauerhaften Verlust biologisch produktiven Bodens, heißt es in dem Bericht.
Ideen für Fleischersatz
Immer öfter rückt deshalb die Suche nach effizienten Lösungen für den Agrarsektor in den Fokus. Rahul Bhushan, Mitgründer des britischen Indexfondsanbieters Rize ETF, zählt deshalb „die Sicherheit und Gewährleistung des weltweiten Ernährungssystems“zu den wichtigsten Herausforderungen. Immerhin beginne die Nahrungsmittelindustrie, darauf zu reagieren, betont Bhushan und verweist etwa auf neue Lösungsansätze für pflanzlichen Fleischersatz. Zu den Anbietern solcher Alternativen zählt etwa Beyond Meat aus den USA. Die Aktie des Konzerns ist auch Teil des im Vorjahr aufgelegten Rize Sustainable Future of Food UCITS ETF.
Bhushan sieht aber auch weitere positive Entwicklungen: „Die Nachhaltigkeit von Landwirtschaft und Aquakulturen wird erhöht, Versorgungsketten und Verpackungssysteme werden verbessert.“Letzterer Bereich macht im Rize-ETF fast 30 Prozent aus – mit gutem Grund: Viele Lebensmittel verderben bereits beim Transport, weil sie mangelhaft verpackt oder gekühlt werden.
Landmaschinen, Düngemittel
Der Landmaschinenhersteller Deere zählt ebenfalls zu den größten Rize-Positionen. Im Pictet Nutrition Fund ist die Aktie sogar am größten gewichtet. Dabei sollen die Maschinen auch die „Präzi
sionslandwirtschaft“unterstützen. Mit dem Einsatz digitaler Technologien wird bei diesem Vorgang etwa die Aussaat präzise gesteuert, um den Verbrauch von Saatgut, Düngerg und Sprit zu reduzieren.
Überhaupt macht der Logistiksektor im Pictet-Fonds gut 40 Prozent aus, gefolgt vom Bereich „Lebensmittel“. Dieser Sektor wird etwa mit International Flavors & Fragrances aus den USA abgedeckt. Die Firma stellt Geschmacksstoffe, aber auch Duftstoffe für die Parfumindustrie her.
Im BZ-Fund hat Fondsmanager Daniel Richner Aktien von Landmaschinenherstellern mit rund 17 Prozent weitaus geringer gewichtet. Richner hat stattdessen großes Augenmerk auf Düngehersteller wie K+S aus Deutschland, Yara International aus Norwegen und die US-amerikanische Nutrien geworfen. Sie profitieren von den steigenden Agrarpreisen – und somit von der wachsenden Nachfrage nach Düngemitteln.
Dennoch können auch die Aktien im Agrarbereich kräftig schwanken. Interessierte Anleger sollten daher nur einen Teil ihres Vermögens in diesen Sektor investieren.