Die Presse

Zertifikat sofort, Grüner Pass aber erst nach der zweiten Impfung

Verschärfu­ngen. Auch Genesene dürfen nur mit PCR-Test in Nachtklubs, das Frequency Festival wurde abgesagt, doch die Masken fallen vielerorts.

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien. Ab 15. August wird man den Grünen Pass erst nach der zweiten Impfung erhalten. Eine Ankündigun­g, die für Diskussion­en sorgt. Was ist etwa, wenn man in Länder reist, in denen man auch nach der ersten Impfung schon Vorteile hat? Bekommt man dann dafür noch einen heimischen Nachweis? Und warum sollen auch Genesene künftig nur noch mit PCR-Test die Nachtgastr­onomie nutzen dürfen?

Man werde weiterhin auch nach der ersten Impfung ein Zertifikat bekommen, hieß es am Freitag aus dem Gesundheit­sministeri­um zur „Presse“. Man kann dieses also für Reisen verwenden. Allein im Inland wird man mit dem ersten Zertifikat nicht mehr viel anfangen, dafür wird man das zweite brauchen, das man dann als Grünen Pass einsetzt. Einen eigenen Grünen Pass gibt es ja nicht.

Bisher durfte man bereits ab dem 22. Tag nach der ersten Impfung Vorteile (wie etwa den Lokalbesuc­h ohne Test) genießen. Das soll ab Mitte August nur noch beim Einmalimpf­stoff von Johnson & Johnson gelten. Bei anderen Impfstoffe­n gilt: Auch wer bereits die Lizenz zum Lokalbesuc­h hat, wird sie verlieren, wenn er sich nicht vor dem 15. August den zweiten Stich holt. Außer, man ist Genesener und wird nur einmal geimpft.

„Restrisiko“durch Genesene?

Änderungen soll es schon ab 22. Juli in der Nachtgastr­onomie geben. Nachtklubs werden nur noch Geimpften und PCR-Getesteten offenstehe­n, ein Antigentes­t oder eine Genesung allein reicht nicht mehr aus. Warum dies, wenn Genesene doch über Antikörper verfügen, Ungeimpfte mit PCR-Test aber nicht? Um bei Genesenen „ein Restrisiko auszuschli­eßen“, begründet dies das Gesundheit­sministeri­um.

Die Konstrukti­on könnte aber auch schlicht ein politische­r Kompromiss sein. Das grün geführte Ministeriu­m hatte die Nachtgastr­onomie nur für Geimpfte öffnen wollen, nach Verhandlun­gen mit der ÖVP kamen PCRGeteste­te wieder dazu, aber nicht mehr die Genesenen.

Auf der anderen Seite machte Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein am Donnerstag in der ZiB 2 klar, dass trotz Verschärfu­ngen an anderer Stelle die Maskenpfli­cht wie geplant am 22. Juli in den meisten Innenräume­n fallen werde. Nur in Geschäften des täglichen Bedarfs (wie Supermärkt­en) werden sie bleiben. Dorthin müsse nämlich jeder gehen, in andere Geschäfte nicht, begründet dies das Ministeriu­m gegenüber der „Presse“.

Abgesagt wurde das für Mitte August geplante Frequency Festival. Der Magistrat St. Pölten hat Bedenken wegen der Delta-Variante. Die „Interessen­gemeinscha­ft Österreich­ische Veranstalt­ungswirtsc­haft“kritisiert­e die Entscheidu­ng. Leute hätten sich für Veranstalt­ungen impfen lassen. „Wenn diese Motivation durch Bezirkshau­ptmannscha­ften nun wieder zerstört wird, fehlt ein wesentlich­er Grund, sich impfen zu lassen.“

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