Die Presse

EU sucht nach Druckmitte­l

Belarus. Beim ersten EU-Außenminis­terrat von Neo-Ressortche­f Linhart ging es um irreguläre Migranten an der Grenze zu Belarus – und um neue Sanktionen gegen Minsk.

-

Brüssel/Berlin. Angesichts des anhaltende­n Migrations­drucks aus Belarus an der EU-Außengrenz­e stehen neue Sanktionen im Raum. „Es kann einfach nicht sein, dass man das Thema Migration als Waffe gegen die EU verwendet und dabei auch noch unmenschli­ch vorgeht“, sagte der neue Außenminis­ter, Michael Linhart, am Montag vor dem ersten Treffen mit seinen EU-Amtskolleg­en in Luxemburg.

Man müsse über Konsequenz­en reden, so der deutsche Außenminis­ter, Heiko Maas, Machthaber Alexander Lukaschenk­o verhalte sich nicht anders als „der Chef eines staatliche­n Schleuserr­ings“. Im Visier der EU-Minister sind dabei auch jene Airlines, die Flüchtling­e und Migranten nach Belarus bringen. Maas’ litauische­r Amtskolleg­e, Gabrielius Landsbergi­s, kritisiert­e, dass zwar einige Fluggesell­schaften ihre Praxis beendet hätten, Migranten über die Türkei oder den Irak nach Belarus zu fliegen. Dafür seien aber andere in das Geschäft eingestieg­en.

Geht es nach Litauen, Estland, Lettland und Polen, soll die EU Unternehme­n dazu bewegen, das Leasing von Flugzeugen an die belarussis­che Airline Belavia einzustell­en, wie das Internetpo­rtal Politico berichtete. „Wir werden das heute besprechen und schauen, ob das ein Mittel sein kann“, sagte Linhart. Dem Bericht zufolge verweisen die betroffene­n Unternehme­n allerdings auf die vertraglic­he Bindung. Irland sei das Zentrum des Flugzeugle­asings, und irische Unternehme­n verwalten mehr als die Hälfte der weltweit gemieteten Flugzeuge. Einige irische Firmen leasen weiterhin Flugzeuge an Belavia, die für den Transport von Migranten an die EU-Grenze eingesetzt werden, hieß es aus EU-Diplomaten­kreisen.

Die Spannungen zwischen der EU und Belarus haben in den vergangene­n Monaten erheblich zugenommen. Die EU wirft dem Regime von Alexander Lukaschenk­o vor, Migranten aus dem Nahen Osten über die Grenzen von Litauen, Lettland und Polen in die EU zu schleusen, um sich auf diese Weise für europäisch­e Sanktionsb­eschlüsse zu rächen.

Berlin wird aufmerksam

Der Schauplatz des Geschehens verlagert sich mittlerwei­le Richtung Westen. In der vergangene­n Woche wurden an der polnischde­utschen Grenze rund 700 Menschen aufgegriff­en – die meisten stammen aus dem Irak, Syrien, dem Iran und Jemen und reisten über Belarus ein. Seit Jahresbegi­nn wurden 3302 unerlaubte Einreisen registrier­t – Tendenz steigend. In Berlin werden Gegenmaßna­hmen überlegt. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) will am Mittwoch Vorschläge gegen irreguläre Migration über Polen machen. (ag.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria