Männer. Das Ministerium fördert das Projekt „Männerinfo“, um Gewalt an Frauen zu verhindern. Probleme entstehen schon in der Kindheit.
Wien. Mindestens eine von fünf Frauen ist von häuslicher Gewalt betroffen. Und eine von drei Frauen hat in ihrem Leben bereits sexuelle Belästigung erlebt. Das ergebe eine europäische Hochrechnung, so Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne).
Allein in diesem Jahr wurden in Österreich bereits über 20 Femizide verübt. Diese Bilanz veranlasste die Regierung dazu, ein Maßnahmenpaket gegen Gewalt an Frauen zusammenzustellen.
Ein Teil davon ist die Telefonhotline „Männerinfo“, die nun mit 350.000 Euro jährlich vom Sozialministerium gefördert wird. Diese soll Männern und Burschen in Konfliktsituationen helfen und Beratungen vermitteln. Denn: Das Thema sei „leider aktueller denn je“, so Mückstein.
Zuwächse bei Anrufen
Dies zeigen auch die jüngsten Ereignisse von Gewalt an Frauen. In Wien Leopoldstadt wurde am Montag etwa ein Mann festgenommen, weil er seine Lebensgefährtin während eines Streits am Nachhauseweg geschlagen und mit Mord bedroht haben soll.
Beim Projekt „Männerinfo“möchte man bereits früher ansetzen. Denn das Ziel ist, dass Männer erst gar nicht zu Tätern werden. „Männer, die keine Anlaufstelle haben, erhöhen das Risiko, dass es zu Gewalt kommt“, bestätigt Michaela Gosch, Geschäftsführerin der Frauenhäuser Steiermark. Als eine solche Anlaufstelle will das Projekt „Männerinfo“fungieren. Zu diesem Zweck bieten 20 Mitarbeiter Hilfe, Beratung und Informationen zu allen krisenhaften Situationen – anonym, kostenfrei, rund um die Uhr per Telefon.
In den vergangenen Wochen habe man dabei deutliche Zuwachsraten festgestellt. „Wir hatten im vergangenen Monat um die 200 Anrufe“, so Alexander Haydn, Leiter der Gewaltarbeit bei der Männerberatung Wien. Die Probleme, mit denen sich Männer an die Krisenberatung wenden, betreffen dabei aber nicht nur Gewalt. „Es sind alle Richtungen vertreten. Von Jobverlust bis Mobbing“, hält Haydn fest.
Gibt es keine Entlastung, so sei großes Gewaltpotenzial vorhanden. Denn Männer würden grundsätzlich eher „nach außen“agieren – Haydn beschreibt dieses Phäno
AUF EINEN BLICK
Die kostenlose telefonische Beratung „Männerinfo“(0800/400 777, rund um die Uhr) wird vom Sozialministerium mit 350.000 Euro gefördert. Sie bietet Männern und Burschen Hilfe in Konfliktsituationen. Österreich liegt bei Frauenmorden über dem EU-Durchschnitt. Im Jahr 2021 wurden bereits über 20 Femizide verzeichnet. Laut Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sei es daher wichtig, bei Männern anzusetzen, um Frauen und Kinder zu schützen. men als „Vulkanverhalten“– Frauen hätten hingegen die Tendenz, ihre Emotionen nach innen zu richten, etwa durch selbstverletzendes Verhalten.
Gesundheitsminister Mückstein verortet dieses Problem bereits in der Kindheit. Viele Buben würden auch jetzt noch lernen, dass Konflikte mit Gewalt gelöst werden können. Zudem gebe es ein vorherrschendes Männerbild, „das vorgibt, wie ein Mann sein muss, damit er ein richtiger Kerl ist“, sagt er. Dass sich Stereotype ändern, brauche jedoch auch seine Zeit. Mit der Männerberatung will man schon junge Männer von diesem Rollenbild entfernen. Speziell für Burschen und Buben kündigte Mückstein daher gewaltpräventive Angebote an. Die Verhandlungen laufen.
„Größte Gefahr ist zu Hause“
Die „Männerinfo“soll aber nicht nurin s chwierigen Lebenslagen helfen, sondern Hilfesuchende auch an regionale Angebote, wie etwa Anti-Gewalt-Trainings, vermitteln. Sie ist also auch mit anderen Hilfseinrichtungen vernetzt.
Es sei eine „Gesellschaftsaufgabe“, der man sich hier verschrieben hat, so Minister Mückstein. „Die Femizide haben alle wachgerüttelt.“Die europäische Hochrechnung habe erneut gezeigt, dass der gefährlichste Ort für Frauen das eigene Zuhause ist, der gefährlichste Zeitpunkt die Trennung vom Partner – und dem gilt es entgegenzuwirken.