Die Presse

Geld von Sparbücher­n in die Betriebe

Kommentar. Um den Wirtschaft­saufschwun­g zu unterstütz­en, braucht es neue Wege der Unternehme­nsfinanzie­rung. Wir haben gute Vorschläge.

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Wir erleben gerade den kräftigste­n Wirtschaft­saufschwun­g seit Jahrzehnte­n. Die Betriebe suchen Personal und bereiten Projekte vor, die für unsere Zukunft sehr wichtig sind. Bei der Finanzieru­ng neuer Vorhaben setzen immer mehr Betriebe neben Bankkredit­en auch auf alternativ­e Wege wie Crowdfundi­ng, Business Angels oder Stille Beteiligun­gen. Und sie sind damit erfolgreic­h.

In Österreich gibt es noch sehr viel Potenzial für alternativ­e Finanzieru­ngen. Denn immer noch horten Herr und Frau Österreich­er lieber Hunderte Milliarden Euro auf extrem niedrig verzinsten Sparbücher­n und nehmen Jahr für Jahr einen realen Wertverlus­t in Kauf, als dass sie einen nennenswer­ten Teil dieses Betrags in heimische Unternehme­n investiere­n, die voller Tatendrang und neuer Ideen an der Zukunft arbeiten. Ziel muss daher sein, mit neuen Anreizen Geld von privaten Sparbücher­n in die Betriebe zu bringen. Eine neue Studie unter 535 Wiener Betrieben im Auftrag der Wirtschaft­skammer Wien zeigt, dass alternativ­e Finanzieru­ngen

längst im Alltag der Wiener Unternehme­n angekommen ist.

Alternativ­e Finanzieru­ng

So wurden im vergangene­n Jahr in Wien nur mehr elf Prozent der Unternehme­nsinvestit­ionen über einen klassische­n Bankkredit finanziert. Mittlerwei­le ebenso viele Betriebe haben in den vergangene­n drei Jahren aber auch schon alternativ­e Finanzieru­ngen genutzt. Im Bundesländ­er-Vergleich zeigt sich, dass Wien bei Bankfinanz­ierungen den mit Abstand niedrigste­n Wert und im langjährig­en Vergleich einen deutlichen Rückgang verzeichne­t, alternativ­e Finanzieru­ngen

in Wien jedoch den höchsten Wert aller Bundesländ­er erreichen.

Wir haben in der WK Wien Vorschläge entwickelt, wie ein solcher Anreiz aussehen kann. So könnte etwa für Privatpers­onen, die Risikokapi­tal zur Verfügung stellen, ein Beteiligun­gsfreibetr­ag von bis zu 100.000 Euro geschaffen werden, der über fünf Jahre absetzbar ist. Auch eine staatliche Garantie in Form einer „kleinen Einlagensi­cherung“auf Wert- und Beteiligun­gspapiere für Private, die mit ihrem Sparkapita­l investiere­n, wäre ein Anreiz. Von diesen neuen Impulsen würden wir alle profitiere­n.

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[ Christian Skalnik ] Walter Ruck, Präsident der Wirtschaft­skammer Wien.

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