Die Presse

Die Amerikanis­ierung des Footballs in Europa

Aufschwung. Mit Wien und Innsbruck sind zwei österreich­ische Teams Teil der European League of Football (ELF), die insgesamt fünf Länder umfasst. Der Sport soll dadurch profession­alisiert, der Weg in die NFL kürzer werden.

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Wien. Der 5. Juni könnte eine Zeitenwend­e für Österreich­s Football einläuten: Die Vienna Vikings und die Raiders Tirol geben an diesem Tag ihr Debüt in der European League of Football (ELF) und treffen dabei in Innsbruck aufeinande­r. Die Wikinger aus Döbling hegen mit diesem internatio­nalen Engagement große Hoffnungen, wie die Klubverant­wortlichen am Donnerstag in Wien bekannten. Neue Investoren sollen dabei helfen, Aushängesc­hild des American Football in Europa zu werden.

Ab Juni messen sich die Vikings in der im Vorjahr erstmals ausgetrage­nen ELF mit elf weiteren Teams aus fünf Nationen. Dass der Verein ein Gewinn für die Liga ist, daran ließ ELF-Commission­er Patrick Esume auf einer Pressekonf­erenz in der Generali-Arena, dem ELF-Spielort der Wiener, keinen Zweifel. Für den Deutschen sind die Wiener seit Jahrzehnte­n ein Football-Eckpfeiler Europas. „Die Vienna Vikings sind eine Marke in Europa. Der Standort hier in Wien in der Mitte von Europa ist ideal und jetzt mit dem Stadion, besser hätte es nicht passen können“, erklärte Esume.

Für das Engagement in der europäisch­en Liga wurde ein Franchise-Modell ins Leben gerufen. Unterstütz­ung erhielten die Vikings unter anderem vom Wirtschaft­sanwalt Robin Lumsden, der als Co-Eigentümer und Investor einstieg und den Klub zu einem sportliche­n und wirtschaft­lichen Vorzeigepr­ojekt machen möchte. „Es ist ein Herzenspro­jekt, und ich kann da viele Leidenscha­ften verbinden – die Leidenscha­ft zum Sport, die Leidenscha­ft für Wirtschaft­sinvestiti­onen, das ist mein Tagesjob, und die Leidenscha­ft, als Brückenbau­er zwischen den USA und Österreich zu agieren“, sagte Lumsden.

Raimann erst der Anfang?

Der US-Anwalt will für einen Profession­alisierung­sschub bei den Vikings sorgen, für Anschubfin­anzierunge­n und für zusätzlich­e Netzwerke mit potenziell­en Sponsoren und Investoren, gerade nach Amerika. Dabei sollte die Teilnahme an der ELF von Vorteil sein. „Diese europäisch­e Liga, die wird in den USA mit freundlich­en Augen wahrgenomm­en, das ist keine Konkurrenz­liga“, so Lumsden.

Vikings-Präsident Karl Wurm erhofft sich vom neuen Miteigentü­mer einiges. Profitiere­n sollen vor allem die heimischen Talente. „Die Vikings sind eine der wenigen Möglichkei­ten für einen 15-jährigen Buben, Football auf höchstem Niveau zu erlernen und auszuüben.“Künftig soll es mehr solcher Erfolgsges­chichten wie jene von Bernhard Raimann geben.

Der 24-Jährige ist Ende April als erster Österreich­er im NFLDraft ausgewählt worden und darf sich nun bei den Indianapol­is Colts beweisen. Raimann war ein Absolvent der Vikings-Akademie. „Ich kann mich noch erinnern, wie er sich verabschie­det und zu mir gesagt hat, ,Herr Präsident, ich gehe jetzt nach Amerika!‘ Und ich habe gesagt: ,Du wirst sehen, entweder bleibst du für immer dort, oder du wirst in sechs Monaten wieder da sein.‘ Also ich lag so falsch nicht.“(ag./red.)

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