Die Presse

Wien. Die Sport-&Fun-Halle am Praterster­n wird als „temporärer Bau“errichtet. Denn: Die Flächenwid­mung passt nicht.

- VON EVA WI N OITHER die Halle.“

Wien. Es ist eines dieser Projekte, über das sich jeder Politiker freut, wenn er es präsentier­en darf: der Bau einer neuen Sporthalle. Konkret die Sport-&-Fun-Halle Praterster­n in der Venediger Au.

Ein Holzbau mit grünem Dach und Solaranlag­e. Drinnen sollen auf 3500 m2 „Trendsport­arten wie Streetball, Soccer, Fitness, Zumba, Kinderturn­en“im Mittelpunk­t stehen“, heißt es in der Aussendung, in der sich zwei Stadträte und ein Bezirksvor­steher damit brüsten. Im Moment machen sie das wohl eher nicht. Denn gegen die Halle gibt es – wie so oft bei Neubauten – Proteste.

Sie soll anstelle eines Fußballfel­ds kommen. Die Anrainer wehren sich gegen die Versiegelu­ng einer Grünfläche durch die 70 Meter lange und 13 Meter hohe „Schachtel“, die rund Dreivierte­l des Felds einnehmen soll.

Einer dieser Anrainer ist Erich Koller. Der Architekt sei nicht von Anfang an gegen die Halle gewesen, sagt er zur „Presse“. „Das Nordbahnvi­ertel ist komplett versiegelt, da kommt halt noch etwas dazu.“Sei ne Meinung änderte er allerdings, als er sah, unter welchen Rahmenbedi­ngungen die Halle gebaut werden sollte. Sie soll nämlich auf einem Stück Land entstehen, auf dem laut Flächenwid­mung derzeit „kein Gebäude“gebaut werden darf. Die Stadt will es trotzdem umsetzen. „Ich verstehe,

dass man im Krisen- und Katastro

phenfall etwas tun muss. Aber das ist eine Sporthalle. Wenn man hier die Gesetze nicht einhalten kann, dann weiß ich es auch nicht.“

Ein schwierige­r Zusatz

Um das zu verstehen, muss man sich das Projekt genau ansehen. Die neue Sport-&-Fun-Halle am Praterster­n soll die alte Sport-&-Fun-Halle in der Engerthstr­aße ersetzen. Denn auf deren Fläche soll der neue Fernbusbah­nhof entstehen. Die neue Halle soll dafür so schnell wie möglich auf dem Fußballfel­d in der Venediger Au gebaut werden.

Die Fläche ist als ESP, als Erholungsg­ebiet Grünland, Sport und Spielplatz, gewidmet – mit dem Zusatz BB1. Für BB1 heißt es im Flächenwid­mungsplan: „Auf der (. . .) Grundfläch­e dürfen keine Gebäude errichtet werden.“Wie kann die Halle also doch gebaut werden?

Indem es sich die Stadt richtet – zumindest sieht es für die Anrainer so aus. So soll die neue Halle laut Paragraf 71 der Wiener Bau

ordnung als „Bau vorübergeh­enden Bestandes“, also als temporärer Bau, gebaut werden. Erst später, wenn die Halle schon steht, soll die Fläche im Gemeindera­t umgewidmet und der temporäre Bau in einen permanente­n umgewandel­t werden. Passiert das nicht, sagt Koller, „muss der ganze Bau wieder abgerissen werden“. 15 Millionen wären dann umsonst gewesen.

Angesproch­en auf den Sachverhal­t sieht sich die Stadt, konkret die WIP, die Wiener Infrastruk­tur Projekt GmbH, die für den Bau zuständig ist, zu Unrecht angegriffe­n. So werde das Projekt zwar als temporärer Bau eingereich­t, allerdings werde im Zuge dessen auch sofort um eine Änderung der Besonderen Baubestimm­ung (BB1) angesucht, die den permanente­n Bau derzeit blockiert. Auf einer Erholungsf­läche Grünland, Sport dürfen nämlich sehr wohl Sporthalle­n gebaut werden. Von einer Umwidmung will Andreas Meinhold, Geschäftsf­ührer der WIP, daher nicht reden. Sondern von einer „Anpassung“. So ein Vorgehen sei auch üblich. Auf eine Umwidmung zu warten, schließt er aus, denn mit allen Fristen wür de sich der Bau der Halle um ein, zwei Jahre verzögern.

Selten,aberdo ch

Doch wie sehen die zuständige­n Behörden das Projekt? So ein Vorgehen sei in besonderen Fällen möglich, „wenn es bereits eine Umwidmungs­absicht gibt“, sagt der Leiter der Wiener Baupolizei (MA37), Gerhard Cech, zur „Presse“. Und: „Es kommt nicht oft vor, aber es kommt vor .“Auch bei Privatpers­onen. Klar sei aber auch, dass, wenn die Umwidmung später nicht erfolge, „das Gebäude wieder abgetragen werden muss“. Das sei aber noch nie passiert. „Deswegen vergewisse­rn wir uns davor sehr, dass die dauerhafte Umwidmung kommen wird.“Wie genau die Umwidmung aussehen wer de,wisseer nicht. Mit dem Wort Umwidmung haterjed enfalls kein Problem.

Auch Wiens Architekte­nkammer bestätigt die Ansicht der Baupolizei. Allerdings kritisiert man den fehlenden Architektu­rwettbewer­b bei de m Projekt. Meinhold von der WIP sieht das anders. So ein Wettbewerb wäre eine steuerlich­e „Vermögensv­ernichtung“gewesen. Denn die Stadt wusste ja, was sie wollte: „Der Auftrag lautete: Ersetz mir

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[ Clemens Fabry] Das Fußballfel­d, auf dem die Halle gebaut werden soll.

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