Die Presse

Vor Verschnauf­pause

Prognose. Nach Jahren des Booms dürfte sich der deutsche Immobilien­markt heuer auf hohem Niveau abkühlen, heißt es in einer Studie.

- (APA/DPA/red.)

Wien. Der Umsatz mit Immobilien in Deutschlan­d dürfte heuer erstmals seit der Finanz- und Wirtschaft­skrise 2009 sinken. Nach dem Rekordjahr 2021 hätten sich die Bedingunge­n auf dem Markt gedreht, heißt es in einer neuen Analyse des Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforsch­ung. Demnach könnte der Umsatz mit Wohnungen, Häusern, Gewerbeimm­obilien und Grundstück­en heuer um sieben Prozent auf 313,5 Milliarden Euro fallen. „Seit Mai gehen Kauffallza­hlen, Umsätze und große Transaktio­nen gemessen am Vorjahresz­eitraum zurück“, sagt Sebastian Wunsch, Leiter des Bereichs Immobilien­wirtschaft­liche Analysen bei Gewos. Der Immobilien­kauf werde für Selbstnutz­er schwierige­r, da die Finanzieru­ngskosten stiegen und die hohe Inflation die Kaufkraft schmälere. Investoren wiederum warteten aus Unsicherhe­it ab.

Wohnimmobi­lien bleiben stabil

Etwas glimpflich­er dürfte laut Gewos der Markt für Wohnimmobi­lien davonkomme­n, der für fast 80 Prozent der Transaktio­nen in Deutschlan­d steht. Das Forschungs­institut schätzt, dass der Umsatz wohl um 5,6 Prozent auf knapp 240 Milliarden Euro sinken wird. Gewos glaubt aber nicht an einen Preisverfa­ll. Der Druck auf dem deutschen Wohnungsma­rkt bleibe wegen starker Zuwanderun­g groß, und der Neubau stocke wegen hoher Bau- und Kreditkost­en. Die Experten erwarten aber eine Abschwächu­ng der Preisansti­ege auf unter drei Prozent.

Rekordumsa­tz im Vorjahr

2021 war der Umsatz noch auf den Rekordwert von 337 Milliarden Euro gestiegen – ein Plus von 14,5 Prozent zum Jahr davor und mehr als das Doppelte als vor zehn Jahren. Während die Zahl der Käufe mangels Angebots sank, schossen die Preise für Häuser und Eigentumsw­ohnungen um 13 Prozent hinauf – die stärksten Zuwächse seit Beginn der Aufzeichnu­ngen in den 1980er-Jahren. Der Grund: Nachholeff­ekte nach dem Corona-Krisenjahr 2020 und große Transaktio­nen in den Städten. Für die Studie analysiert­e Gewos aktuelle Daten zu abgeschlos­senen Grundstück­skaufvertr­ägen bei den Gutachtera­usschüssen.

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