Von klassisch bis illegal: Wiens Flohmärkte
Tandler. Neben Wiens größtem Flohmarkt immer samstags am Naschmarkt gibt es von der Donaustadt bis nach Simmering zahlreiche andere Altwarenmärkte. Sonntags haben einige – verbotenerweise – offen.
Wien. London ist eine echte Flohmarktstadt (Camden! Portobello Road!), Paris sowieso, und Wien? Wien hat den Flohmarkt am Naschmarkt.
Tatsächlich gibt es in der Stadt wesentlich mehr größere und vor allen auch kleinere Flohmärkte als nur den Naschmarkt: Alleine an diesem Wochenende finden, zählt man diverse Pfarr- und Pfadfinderflohmärkte mit, an die 30 statt. Richtig berühmt (und in jedem Reiseführer erwähnt) ist aber nur der samstägliche Naschmarkt-Flohmarkt, der ungebrochen beliebt ist und von der Stadt selbst betrieben wird.
Rund 200 professionelle Altwarenhändler und an die 250 private Standler verkaufen hier ab 5.30 Uhr früh ihre Waren – und genau diese Mischung mache den Flohmarkt aus, „das ist wirklich einmalig“, sagt Marktamtssprecher Alexander Hengl.
Neben einigen Anlassmärkten, die auf öffentlichen Plätzen stattfinden und bewilligt werden müssen (wie der Flaniermarkt auf der Neubaugasse, der am Samstag mit rund 320 Ausstellern stattfindet), „gibt es aber auch ein paar illegale Flohmärkte“, sagt Hengl.
Illegal? Nun, zumindest sonntags. Denn: Nicht alles, was sich Flohmarkt nennt und für die Allgemeinheit wie ein Flohmarkt aussieht, ist auch nach Ansicht des Wiener Marktamts einer. Vielmehr dürften einige Flohmärkte – wie jener in Stadlau – an Sonntagen gar nicht stattfinden: Denn die erwähnten Anlassmärkte dürfen nur maximal sechs Mal im Jahr veranstaltet werden. Alles, was öfter über die Bühne geht ist also kein Anlassmarkt mehr – und damit auch kein Flohmarkt. Sondern – jetzt wird es kurz kompliziert – ein „Flohmarktbetrieb“mit anderen Auflagen. Unter anderm darf ein solcher „Flohmarktbetrieb“, wie andere Betriebe auch, am Sonntag nicht offen haben.
Dass man aber trotzdem sonntags nicht nur in Stadlau, auch in Simmering oder anderswo einen Flohmarkt besuchen kann, liegt laut Marktamtssprecher Hengl daran, dass „die Veranstalter mit dem Flohmarktbetrieb so dermaßen gut verdienen, dass sie die Geldstrafen in Kauf nehmen“. Denn verstoßen diese Flohmarkt-Betriebe „nur“gegen die Öffnungszeitenregelung, sind die Strafen recht gering: 150 Euro beim ersten Mal, ein paar hundert Euro im Wiederholungsfall. Das Marktamt kontrolliere auch und zeige „regelmäßig“an.
Für den Obmann der Wiener Altwarenhändler, Karl Heinz Kremser, gibt es in Wien ausreichend Flohmärkte, die sich auch gut über die Stadt verteilen würden. Hinzu kämen auch die temporären Flohmarktfeste (wie jenes in der Obkirchergasse in Döbling oder eben in der Neubaugasse). Die würden zwar Besucherinnen und Besucher vom Naschmarkt abziehen. „Wir leiden zwar darunter, wenn die stattfinden, aber für die Flohmarkt- und Altwarenkultur Wiens sind diese Flohmarktfeste schon sehr wichtig.“(mpm)