Rekordinflation vor Einführung der CO2-Steuer
Energie. Im September lag die Teuerung hierzulande mit 10,5 Prozent bereits auf dem höchsten Stand seit 1952. Treiber waren wieder einmal Energiekosten. Im Oktober kommt bei diesen die CO2-Steuer noch mal hinzu.
Wien. Es sind die nicht besten Vorzeichen für die heute, Samstag, startende CO2-Steuer in Österreich. Diese wurde aufgrund der ohnehin stark angestiegenen Energiekosten ja bereits von Juli auf Oktober verschoben. An der grundsätzlichen Situation hat sich seither jedoch nichts verändert, wie die von der Statistik Austria am Freitag veröffentlichte Schnellschätzung für die Inflationsrate im September zeigt. Im Gegenteil: Mit einer Rate von 10,5 Prozent ist die Teuerung in Österreich nicht nur erstmals im zweistelligen Bereich angelangt, es handelt sich auch um den höchsten Wert seit 70 Jahren.
Die Inflation
Die monatliche Inflationsrate lag damit hierzulande sogar über jener während der Ölkrisen der 1970er-Jahre, so die Statistiker (siehe Grafik). Das letzte Mal, dass in einem Monat Waren und Dienstleistungen noch stärker teurer wurden, war im Juli 1952 – damals lag die Teuerung bei 14,1 Prozent.
Hauptgrund für den neuerlichen Anstieg der Rate ist die starke Steigerung bei Haushaltsenergie, die im September auch wichtigster Treiber der Inflation ist. Mehrere Energieversorger haben nämlich Anfang des Monats ihre Stromund Gaspreise angehoben, das macht sich nun in der Statistik bemerkbar. Zweitwichtigster Preistreiber sind die Treibstoffpreise, die auf hohem Niveau verharren. Ebenfalls spürbare Preiserhöhungen gab es bei Nahrungsmitteln und in der Gastronomie.
Österreich ist mit dieser Entwicklung nicht allein. Auch in der der Eurozone wurde im September nun erstmals die psychologische Schwelle von zehn Prozent überschritten. Konkret sind die Preise um 10,0 Prozent gestiegen, so eine erste Berechnung von Eurostat. Allerdings fielen die Teuerungsraten dabei durchaus unterschiedlich aus. Während etwa die drei baltischen Länder auf Raten von über 22 Prozent kommen und die Niederlande mit 17,1 Prozent ebenfalls deutlich über dem Schnitt liegen, sind die Preise in Frankreich nur um 6,2 Prozent gestiegen. Grund dafür ist der staatliche Preisdeckel für Energie, der gleichzeitig jedoch Milliardenhilfen für die Energieversorger verursacht hat.
Die CO2-steuer
In Österreich gilt zwar ab Dezember ebenfalls die Stromkostenbremse, durch die pro Haushalt 2900 Kilowattstunden mit einem
Preis von zehn Cent je Kilowattstunde gedeckelt werden. Zuvor verteuert der Staat aber noch einmal Energie durch die Einführung der CO2-Steuer. Aufgrund dieser werden pro Tonne CO2 30 Euro fällig. Ausgenommen sind davon jene Bereiche, die bereits jetzt dem Zertifikatehandel der EU unterliegen, etwa Industrie oder Stromproduktion.
Im Endeffekt entfällt die CO2Steuer somit auf den privaten Verbrauch
von Treibstoffen, Heizöl und Gas. Ein Liter Diesel verteuert sich dadurch um rund neun Cent, ein Liter Benzin um etwa acht Cent. Im Jänner soll dann bereits die erste Erhöhung auf 35 Euro je Tonne CO2 erfolgen, die aufgrund der aktuell stark steigenden Energiepreise jedoch nur zur Hälfte umgesetzt werden dürfte (automatischer Ausgleich bei starken Preisanstiegen).
Der Ausblick
Wird dadurch die Inflation im Oktober also weiter angefeuert? „In der allgemeinen Inflationsrate wird die Steuer nur geringfügig bemerkbar sein“, sagt dazu Josef Baumgartner vom Wifo. Grund dafür sind die ohnehin bereits stark gestiegenen Treibstoffpreise. Die Teuerung durch die CO2-Steuer entspreche nun nur mehr weiteren fünf Prozent. Umgerechnet auf die Gewichtung von Treibstoffen in der Inflationsrate (etwa 3,3 Prozent) ergebe sich eine Auswirkung von „weniger als 0,2 Prozentpunkten“, so Baumgartner. Das ändere aber nichts daran, dass einzelne Vielfahrer die Steuer natürlich schon stark spüren würden. Im Gegenzug hat die Regierung jedoch den Klimabonus eingeführt.
Wesentlich größere Auswirkungen auf die Inflationsrate hat laut Baumgartner aber, dass viele Energieversorger – etwa im Westen, aber auch in Oberösterreich – ihre Preise noch nicht angehoben haben. Das werde in den kommenden Monaten passieren. Und auch in Ostösterreich sei im April mit der nächsten Preisrunde zu rechnen. Die Inflationsraten werden also weiterhin hoch bleiben.