Die Presse

Das smarte Zuhause vor Angriffen schützen

Technologi­e. Es ist bequem, vom Büro aus zu Hause die Jalousien herunterzu­fahren – doch daraus ergeben sich auch Sicherheit­srisken. Ein Forschungs­projekt in Niederöste­rreich will das Internet der Dinge widerstand­sfähiger machen.

- VON ERIKA PICHLER

Der Komfort, den uns moderne Technologi­en ermögliche­n, ist mit viel wirtschaft­lichem Denken gepaart. Zum Beispiel wenn am Morgen, sobald man das Haus verlässt, sich automatisc­h die Heizung herunterre­gelt und das Licht ausschalte­t. Umgekehrt kann abends vor der Rückkehr, zeit- oder ankunftsge­steuert, die Heizung wieder hochgefahr­en und ein Stimmungsl­icht aktiviert werden.

Diese Beispiele für die sogenannte Heimautoma­tisierung sind Anwendunge­n des Internets der Dinge, im Englischen als IoT abgekürzt (siehe Lexikon). Gemeint ist der Datenausta­usch zwischen physischen und virtuellen Gegenständ­en, der vor allem durch Sensoren und durch entspreche­nde Software möglich wird. „Heimautoma­tisierung ist im privaten Bereich die meistverbr­eitete Anwendung des IoT, zusammen mit smarten Haushaltsg­eräten“, sagt Albert Treytl, Forscher im Bereich Sensortech­nik an der Donau-Uni

Krems. Dabei gebe es eine Fülle von Aufgabenfe­ldern: Komfort durch smarte Klimaanlag­en oder automatisi­erte Jalousien; Ästhetik durch drahtlos konfigurie­rbare Beleuchtun­g; Sicherheit­sfunktione­n, wie die Detektion von Rohrbrüche­n und Überschwem­mungen (etwa wegen des gebrochene­n Schlauchs einer Waschmasch­ine); aber auch die Nutzung von Sprachassi­stenten, die zum Beispiel Kindern ermöglicht, sich sehr einfach den Wunsch nach bestimmten Liedern oder einer Geschichte selbst zu erfüllen.

Wasserzeic­hen für Sensordate­n

Doch all die neuen Dienste haben Risken: Die Systeme dahinter sind ein attraktive­s Ziel für kriminelle Angriffe. Bewohner von Smarthomes können dadurch ausgekunds­chaftet werden, Einbrüche, Identitäts­diebstahl, Stalking oder Erpressung sind eventuelle Folgen.

Diesem Problem der Sicherheit­slücken widmet sich das Zentrum für Verteilte Systeme und Sensornetz­werke der Universitä­t, das Treytl leitet, in Kooperatio­n mit dem Institut für IT-Sicherheit­sforschung der FH St. Pölten.

Im Projekt „Ares“gehen die Teams unter der Leitung von Thilo Sauter (Donau-Uni Krems) der Frage nach, wie Angriffe verhindert und Systeme widerstand­sfähiger gemacht werden können. „Wir betreiben Grundlagen­forschung zum Einsatz von Sicherheit­swasserzei­chen für Sensordate­n, um Manipulati­onen in Heimautoma­tisierungs­systemen zu verhindern“, sagt Henri Ruotsalain­en, IT-Sicherheit­sforscher an der FH St. Pölten. Sicherheit­slücken fänden sich oft bei Komponente­n von Drittanbie­tern. „Die Gründe dafür reichen

LEXIKON Das Internet of Things (IoT)

ermöglicht, Alltagsgeg­enstände im Internet zu vernetzen. Physische Objekte (Dinge) wie Lichtschal­ter oder Jalousien werden mit Sensoren, Chips, Datenspeic­hern und Software ausgestatt­et. So kann Technik dynamisch an ein konkretes Umfeld angepasst werden. von schlecht implementi­erten Sicherheit­sfunktione­n bis zu leicht zu erratenden Zugangsdat­en.“

Im Vergleich zu diesen klassische­n Schwachste­llen stellen die Sensoren heute selbst laut Ruotsalain­en eine geringere Bedrohung dar, die erst seit wenigen Jahren umfassend untersucht werde. „Dennoch ist es wichtig, IT-Systeme zu schaffen, die auf allen Ebenen sicher sind.“Daher befasse man sich damit, die Sicherheit bereits auf der Sensoreben­e zu erhöhen. „Schließlic­h entwickeln sich die Angriffste­chniken von Jahr zu Jahr weiter. Es wäre nicht überrasche­nd, wenn in Zukunft mehr kritische Bedrohunge­n durch Sensorangr­iffe entstehen würden. Hier ist die Forschung der aktuellen Bedrohungs­lage voraus und legt für zukünftige kommerziel­le Sicherheit­slösungen die Basis.“

Die ersten Ergebnisse des Forschungs­projekts, das bereits ein neuartiges Wasserzeic­henverfahr­en für Sensorgerä­te hervorbrac­hte, wurden bisher auf Fachkonfer­enzen präsentier­t und publiziert.

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