Gutes tun – ganz anders
Das Wort „eigen“passt zu der Dame, die trotz mangelnden Talents großes Selbstbewusstsein an den Tag legte, indem sie einfach tat, was sie liebte, nämlich singen. Obschon sie in jungen Jahren als Wunderkind am Klavier gefeiert worden war, hatte ihr der Vater, ein Anwalt und Bankier, kein entsprechendes Studium erlaubt – einen Auftritt am Klavier absolvierte sie aber im Weißen Haus vor dem damaligen Präsidenten.
Dieser Mann stammte aus einem USStaat, der in der Sprache eines indigenen Stammes „Großer Fluss“bedeutet und an einem solchen liegt. Sein Vater starb nur wenige Monate vor seiner Geburt; als wichtige männliche Bezugsperson erwies sich sein Onkel, der nicht nur die Weichen für dessen Karriere als Anwalt stellte, sondern auch schon früh das politische Interesse des Buben weckte. So trat der junge Mann der Partei des Onkels bei – doch gefiel ihm die darin herrschende Haltung zu Krieg und Sklaverei nicht. Wie er dachten auch andere, und so kam es gar bald zur Gründung einer neuen Partei.
Der Mann war also stark ins politisch-gesellschaftliche Leben eingebunden, wogegen die Frau die Gesellschaft vor allem mit ihrer künstlerischen Darbietung erfreuen wollte. Erst verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Klavierlehrerin, durch die Erbschaft nach dem Tod ihres Vaters konnte sie sich aber endlich ihrer Gesangskarriere widmen. Infolge einer Syphiliserkrankung verlor sie jedoch ihre Haare und musste zeit ihres Lebens Perücken tragen; zudem wurden ihr Gehör und das zentrale Nervensystem geschädigt. Vielleicht stammen daher jene Besonderheiten, die ihre oft vor handverlesenem Publikum stattfindenden Auftritte auszeichneten. Kritiker meinen sogar, sie hätte die klassische Kunst von ihrem elitären Nimbus befreit.
Über das Treffen der beiden Personen ist nicht viel bekannt, aber es scheint, als wären für einen Moment zwei Philanthropen aufeinandergestoßen, die je auf ihre Art etwas Gutes taten – und sei wie im Fall der Frau, ihrem Publikum einen amüsanten Abend zu schenken.