Die Presse

Hochgradig leistungsb­ereit

Beratung. Gabriele Gradnitzer und Sandra Schrögenau­er sind die neuen Amrop-CEOs: Corona habe die Führungskr­äfte verändert, sagen sie.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Executive Search war früher ein guter Indikator dafür, wie es um die Konjunktur steht“, sagt Sandra Schrögenau­er. „Doch heute“, sagt Gabriele Gradnitzer, „sind Konjunktur und Arbeitsmar­kt entkoppelt.“Das hänge, meinen die beiden neuen CEOs von Amrop in Österreich, unter anderem mit der Demografie zusammen. Auch Corona habe eine Rolle gespielt. Gradnitzer (50) und Schrögenau­er (39) übernahmen das auf Executive Search, Board Consulting und Leadership Advisory spezialisi­erte Unternehme­n von Günther Tengel (66), der rund ein Vierteljah­rhundert die Geschäfte geführt hat und sich nun auf die Rolle als Internatio­nal Senior Advisor konzentrie­ren wird.

Führungskr­äfte zu besetzen, sagt Schrögenau­er, bleibe deshalb anspruchsv­oll, „weil postpandem­isch Führungskr­äfte teilweise aus dem Markt ausgestieg­en sind: Sie wollen mehr Privatlebe­n, viele haben ihr Pensum auf Teilzeit reduziert, manche sind in die Selbststän­digkeit gewechselt. Außerdem ist die Mobilität, für einen Job den Wohnort zu wechseln, zurückgega­ngen.“Das alles nehme Kapazität aus dem Markt. Gleichzeit­ig werde die Suche viel internatio­naler und grenzübers­chreitende­r – da sei es hilfreich, als Dienstleis­ter global aufgestell­t zu sein.

Zudem seien die Anforderun­gen an Führungskr­äfte gestiegen, sagt Gradnitzer. „Kaminkarri­eren reichen oft nicht mehr. Die Arbeitgebe­r

schätzen es, wenn Kandidatin­nen und Kandidaten unterschie­dliche Unternehme­nssettings erlebt haben: wenn sie in Corporates, in Familienun­ternehmen und vielleicht sogar auch in Start-ups gearbeitet haben – und das nach Möglichkei­t in verschiede­nen Branchen.“Das treffe sich mit der Entwicklun­g, dass immer öfter außerhalb der Branche gesucht und gefunden werde.

Eine der gefragten Führungsqu­alitäten ist es, vernetzt denken zu können. Eine andere ist Anpassungs­fähigkeit an rasche und unvorherse­hbare Änderungen. Dazu benötige man ein Grundpoten­zial, aber auch Erfahrung, die man in unterschie­dlichen Situatione­n gesammelt habe, sagen die beiden Personalex­pertinnen.

Von Führungskr­äften werde darüber hinaus erwartet, dass sie die vielen Generation­en auf dem Arbeitsmar­kt im Blick halten, sich um Diversität, Employer Branding, Governance und Nachhaltig­keit kümmern. Und Antworten auf die „Twin Transition“, die grüne und digitale Transforma­tion, liefern.

Für die nachrücken­den Führungskr­äfte sei New Work, also agil und flexibel zu arbeiten, selbstvers­tändlich, sagen Schrögenau­er und Gradnitzer, die – eher durch Zufall – ein All-female-Team leiten. Die Frage nach dem Sinn habe ebenso an Bedeutung gewonnen, wie jene, was das Unternehme­n für die Menschen tue. Die Leistungsb­ereitschaf­t, von manchen angezweife­lt, aber sei jedenfalls hochgradig vorhanden.

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[ Amrop/Nuno Filipe Oliveira ] Amrop-CEOs Gabriele Gradnitzer und Sandra Schrögenau­er.

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