Hochgradig leistungsbereit
Beratung. Gabriele Gradnitzer und Sandra Schrögenauer sind die neuen Amrop-CEOs: Corona habe die Führungskräfte verändert, sagen sie.
Executive Search war früher ein guter Indikator dafür, wie es um die Konjunktur steht“, sagt Sandra Schrögenauer. „Doch heute“, sagt Gabriele Gradnitzer, „sind Konjunktur und Arbeitsmarkt entkoppelt.“Das hänge, meinen die beiden neuen CEOs von Amrop in Österreich, unter anderem mit der Demografie zusammen. Auch Corona habe eine Rolle gespielt. Gradnitzer (50) und Schrögenauer (39) übernahmen das auf Executive Search, Board Consulting und Leadership Advisory spezialisierte Unternehmen von Günther Tengel (66), der rund ein Vierteljahrhundert die Geschäfte geführt hat und sich nun auf die Rolle als International Senior Advisor konzentrieren wird.
Führungskräfte zu besetzen, sagt Schrögenauer, bleibe deshalb anspruchsvoll, „weil postpandemisch Führungskräfte teilweise aus dem Markt ausgestiegen sind: Sie wollen mehr Privatleben, viele haben ihr Pensum auf Teilzeit reduziert, manche sind in die Selbstständigkeit gewechselt. Außerdem ist die Mobilität, für einen Job den Wohnort zu wechseln, zurückgegangen.“Das alles nehme Kapazität aus dem Markt. Gleichzeitig werde die Suche viel internationaler und grenzüberschreitender – da sei es hilfreich, als Dienstleister global aufgestellt zu sein.
Zudem seien die Anforderungen an Führungskräfte gestiegen, sagt Gradnitzer. „Kaminkarrieren reichen oft nicht mehr. Die Arbeitgeber
schätzen es, wenn Kandidatinnen und Kandidaten unterschiedliche Unternehmenssettings erlebt haben: wenn sie in Corporates, in Familienunternehmen und vielleicht sogar auch in Start-ups gearbeitet haben – und das nach Möglichkeit in verschiedenen Branchen.“Das treffe sich mit der Entwicklung, dass immer öfter außerhalb der Branche gesucht und gefunden werde.
Eine der gefragten Führungsqualitäten ist es, vernetzt denken zu können. Eine andere ist Anpassungsfähigkeit an rasche und unvorhersehbare Änderungen. Dazu benötige man ein Grundpotenzial, aber auch Erfahrung, die man in unterschiedlichen Situationen gesammelt habe, sagen die beiden Personalexpertinnen.
Von Führungskräften werde darüber hinaus erwartet, dass sie die vielen Generationen auf dem Arbeitsmarkt im Blick halten, sich um Diversität, Employer Branding, Governance und Nachhaltigkeit kümmern. Und Antworten auf die „Twin Transition“, die grüne und digitale Transformation, liefern.
Für die nachrückenden Führungskräfte sei New Work, also agil und flexibel zu arbeiten, selbstverständlich, sagen Schrögenauer und Gradnitzer, die – eher durch Zufall – ein All-female-Team leiten. Die Frage nach dem Sinn habe ebenso an Bedeutung gewonnen, wie jene, was das Unternehmen für die Menschen tue. Die Leistungsbereitschaft, von manchen angezweifelt, aber sei jedenfalls hochgradig vorhanden.