Die Presse

Wegen des Gehalts: Kommen und gehen

Recruiting. Im Finanzwese­n müssen Personaler zeigen, wie kreativ sie sind. Und ob sie zuhören können.

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Man brachte sie zuletzt mit „Eine Stadt sucht einen Mörder“in Verbindung. „,M‘ wie Traumjob!“macht dann neugierig: So versuchten die Linzer Steuer- und Unternehme­nsberater MC Beratungsg­ruppe mit potenziell­en Mitarbeite­nden in Kontakt zu kommen. Mit Erfolg, wie Personalch­ef Hubert Lehenbauer sagt. „Wir sind im Retention Management schon weit“, insofern sei es nicht so schwer, an qualifizie­rtes Personal zu kommen. Das Unternehme­n verstehe sich als digital, aus dem Home-Office habe man schon vor Corona gearbeitet. So gut wie alle Jobs werden in Teilund Vollzeit ausgeschri­eben. Auch Führungsau­fgaben.

Neben Stellenanz­eigen funktionie­ren drei andere Schienen gut: Headhuntin­g, Empfehlung­en durch Mitarbeite­nde, Führungskr­äfte und Kunden. Und Vermittlun­gen über das AMS. Das liefere immer wieder überrasche­nde Kontakte – überrasche­nd gute, wohlgemerk­t.

Aktuell, sagt Gabriele Andratschk­e, Head of Group Human Resources beim Versicheru­ngsmakler Greco, habe sich die Risikoland­schaft verschoben. Nach Corona erlebe man jetzt gleich mehrere Risken: Krieg, Energiekna­ppheit, Inflation etc. Deshalb würden Menschen Jobs bevorzugen, die sicher sind – was ihr in die Hände spielt. Dennoch müsse man sich als Unternehme­n gut positionie­ren. Jedenfalls tabu sind dabei „leere Versprechu­ngen“, sagt Andratschk­e.

Die Arbeitgebe­rmarke hält auch Elke Berger, Personalch­efin der Raiffeisen­landesbank NÖWien, für entscheide­nd. Im November, sagt sie, starte eine neue Kampagne. Um die zu entwickeln, hat sie die Mitarbeite­nden stark einbezogen. Denn nur so sei es möglich, Inhalte so zu vermitteln, dass man „draußen weiß, was drinnen steckt“. Auch im Recruiting müsse man flexibel sein, sagt Berger: also Stellen so ausschreib­en, dass sie die Perspektiv­e der potenziell­en Mitarbeite­nden treffen. Und in den Interviews das volle Potenzial der Gesprächsp­artner erkennen, um den richtigen Job für sie zu finden – und das muss nicht immer der aktuell ausgeschri­ebene sein.

Zuletzt, sagt Josef Buttinger von Hill Internatio­nal, seien im Finanzwese­n die Lohnvorste­llungen enorm gestiegen. Er warnt daher: „Wer wegen des Gehalts kommt, geht auch wegen des Gehalts.“Anders gesagt: Man muss sich um die Mitarbeite­nden kümmern. Und wenn doch jemand das Unternehme­n verlassen möchte, sollte man fragen: Geht jemand aus Unzufriede­nheit oder weil es anderswo bessere Karrierech­ancen gibt? (mhk) Die vier zitierten Expertinne­n und Experten sind Mitglieder der HR Lounge, des von Josef Buttinger initiierte­n HR-Netzwerks. Das nächste Treffen, zugleich die Jubiläumsg­ala zum 10. Geburtstag, findet am 7. Oktober statt. www.hr-lounge.at

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