Kreativität bei der Energieeffizienz
Teuerung. Die Wiener Betriebe leiden unter den hohen Energiepreisen und versuchen Energie zu sparen, allerdings ist der Spielraum dafür begrenzt.
Jeder Betrieb ist von der dramatischen Entwicklung der Energiepreise betroffen und zu mehr Energieeffizienz gezwungen. Drei unterschiedliche Wiener Betriebe zeigen exemplarisch, wie sie mit der Kostenexplosion umgehen.
Interxion Österreich betreibt in Wien ein Rechenzentrum mit rund 7500 Serverschränken. Der Betrieb ist gewohnt, so effizient wie möglich zu arbeiten. Trotzdem vervielfachen sich mit den aktuellen Strompreisen die Kosten. „Als einzelnes Unternehmen kann man nur seine Einkaufsstrategie optimieren und versuchen, sich bestmöglich der schwierigen Situation gegenüberzustellen“, sagt Martin Madlo, Managing Director von Interxion Österreich. „Alles andere sind Themen, die auf europäischer Ebene geklärt werden müssen.“Interxion hat ein eigenes Team eingerichtet, das den Stromeinkauf des Unternehmens steuert und zeigt sich bei der Energieeffizienz sehr kreativ. Man nutzt etwa die Serverabwärme zum Beheizen der Büros. Es ergeben sich aber auch Kooperationsmöglichkeiten. Laut Madlo sollen durch die Abwärme der InterxionServer künftig rund 70 Prozent des Heizungsbedarfs der Klinik Floridsdorf abgedeckt werden. „Damit wir die Energiewende schaffen, braucht es noch viele solcher Kooperationen.“
Investition in Fotovoltaik
Auch die Wittka Galvanisierungen GmbH aus Erdberg reagiert auf die gestiegenen Energiepreise. Der Familienbetrieb ist auf die Veredelung metallischer Oberflächen durch Galvanisieren und Lackieren spezialisiert. „Galvanisieren ist ein elektrolytisches Verfahren und verlangt extrem viel Strom“, sagt Peter Reinthaler, der den Metalltechnikbetrieb gemeinsam mit seinem Bruder Martin führt. Insgesamt verbraucht das Unternehmen pro Jahr so viel Strom wie 340 durchschnittliche Haushalte. Gleichzeitig ist das Unternehmen auch auf Gas angewiesen, etwa für die Heizung des
Betriebs. Derzeit vertraut man zwar auf die langfristigen Energielieferverträge, sorgt aber vor und baut eine Fotovoltaikanlage, die noch heuer in Betrieb gehen soll und rund zehn Prozent des Energiebedarfs deckt. Ebenfalls werden in den Produktionshallen Lichtsensoren montiert, die die Beleuchtung automatisch aus- und einschalten. Auch bei der Heizung suche man Alternativen zu Gas und Strom, allerdings sei das schwierig, weil für die Produktion in manchen Betriebsbereichen höhere Temperaturen benötigt werden. „Mit Alternativen wie Luftwärmepumpen kommen wir nicht hin“, so Reinthaler.
Die steigenden Stromkosten belasten auch das Vier-Sterne-Hotel Wilhelmshof im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Daher setzt Hotelchef Roman Mayrhofer in den unterschiedlichsten
Bereichen auf Energieeffizienz. Dass man schon vor der Energiekrise auf eine gute Dämmung geachtet hat, hilft dem Hotel aktuell enorm. Und auch beim Verbrauch hat man vorgesorgt. „Durch die Umstellung auf Grundwasserwärmepumpen konnten wir 75 bis 80 Prozent unserer
Energiekosten einsparen“, sagt Mayrhofer. Aber selbst die restlichen 25 Prozent belasten das Budget, daher setzt sich die Hotelführung noch detaillierter mit Energieeffizienz auseinander. Nicht belegte Zimmer werden nicht mehr beheizt und Thermostate in den allgemeinen Räumen heruntergeregelt.
Förderungen entscheidend
Förderungen wie der soeben finalisierte Energiekostenzuschuss für Unternehmen seien wichtig, um das Überleben vieler Unternehmen zu sichern. „Mindestens genauso wichtig wäre allerdings auch, dass Förderungen rund um erneuerbare Energie ausgebaut werden und die Energiewende vorangetrieben wird, statt nur kurzfristig Löcher zu stopfen“, spricht Mayrhofer wohl vielen Unternehmern aus der Seele.