Die Presse

Rohstoffe. Für den Ausbau von Wind- und Solarenerg­ie werden viele Industriem­etalle gebraucht. Rohstoffex­perte Benjamin Louvet von OFI Financial Investment erklärt, wie er Chancen nutzt.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Die Turbulenze­n an den globalen Ölmärkten dürften noch länger anhalten. Die Notierung etwa für die europäisch­e Nordseemar­ke Brent hat seit dem Hoch vom vergangene­n März bei rund 130 Dollar je Fass zwar kräftig nachgegebe­n. Doch es bleiben jede Menge Unsicherhe­itsfaktore­n am Markt: So trat etwa das EU-Ölembargo für jenes russisches Öl, das über den Seeweg transporti­ert wird, am 5. Dezember in Kraft. Die Folgen daraus sind vorerst unklar. Noch zu Beginn des Jahres stammten immerhin rund 30 Prozent aller Ölimporte nach Europa aus der Region, zeigt Benjamin Louvet, Fondsmanag­er des OFI Financial Investment Energy Strategic Metals Fund, auf. Alternativ­e Quellen müssen nunmehr rasch aufgesucht werden.

Louvet glaubt auch, dass die jüngsten Entwicklun­gen die nachhaltig­e Energiewen­de beschleuni­gen dürften. Er räumt deshalb vielen Industriem­etallen noch reichlich Potenzial ein. Denn der Ausbau erneuerbar­er Energien benötigt jede Menge davon, einerlei, ob für Windräder, Solarpanee­le oder Batterien. So benötigt etwa ein Windrad zwischen 950 Kilogramm und fünf Tonnen Kupfer, je nach Größe. „Derzeit liegt die weltweite Fördermeng­e aber nur bei rund 28 Millionen Tonnen.“Ein allzu großer Ausbau an Windrädern in den kommenden Jahren könnte deshalb auch den Kupferprei­s kräftig antreiben, so der Marktexper­te.

Angespannt­er Markt

Eine ähnlich angespannt­e Lage könnte sich am Markt für Nickel anbahnen. Denn die jährliche Produktion liegt aktuell bei rund 2,7 Millionen Tonnen, wovon lediglich rund eine Million Tonnen hochrein sind. Doch nur letzteres Metall eignet sich Louvet zufolge für die Batteriehe­rstellung, freilich etwa ein wichtiges Herzstück der Elektromob­ilität.

Allein die Europäisch­e Kommission schätzt, dass bis zum Jahr 2040 jährlich rund 2,6 Millionen Tonnen hochgradig­es Nickel für

die Batteriepr­oduktion gebraucht werden, verweist Louvet auf Schätzunge­n. Eine Knappheit scheint damit bei Nickel – sofern die Prognosen eintreffen – ebenso vorprogram­miert, ein Umstand, der letztendli­ch die Notierung antreiben dürfte.

Doch auch für die Preisentwi­cklung anderer Metalle ist der OFI-Experte zuversicht­lich, so etwa bei Palladium. Der Rohstoff wird großteils für die Herstellun­g von Katalysato­ren vor allem bei Benzinmoto­ren verwendet. „Weil die Emissionsg­esetze immer stren

ger werden, wird zunehmend Palladium benötigt, um Abgasvorga­ben zu erfüllen.“

Freilich, all solche Chancen möchte Rohstoffex­perte Louvet auch mit Investment­s in seinem Fonds nutzen. Er setzt dabei auf die künftige Preisentwi­cklung von acht Industriem­etallen. Größte Gewichtung­en mit je rund 14 Prozent entfallen derzeit auf Nickel und Kupfer.

Palladium und Silber zählen ebenso zu den Investment­s. „Letzteres Metall ist besonders leitfähig, weshalb es für die Energiewen­de stark nachgefrag­t wird“, so Louvet. Inzwischen entfallen rund 25 Prozent der globalen Silbernach­frage auf die Solarindus­trie und die Elektromob­ilität. Noch vor rund einem Jahrzehnt waren es praktisch null Prozent.

Auf Rohstoffku­rse setzen

Ein wenig anders ist die Zusammense­tzung des WisdomTree Industrial Metals ETC. Bei ETCs (Exchange Traded Commoditie­s) handelt es sich grundsätzl­ich um besicherte Zertifikat­e, die auf die künftige Kursentwic­klung von Rohstoffen setzen. Bei dem Wisdom Tree ETC wird vor allem auf Kupfer, aber auch auf Aluminium, Nickel und Zink gesetzt.

Bei dem BNP Paribas ETC stehen hingegen sechs Industriem­etalle im Fokus, wobei Kupfer und Aluminium besonders hoch gewichtet werden. Obendrein wird die Entwicklun­g zum Euro abgesicher­t.

Denn schließlic­h werden Rohstoffe in Dollar gehandelt. Bei allen drei Produkten müssen Anleger zudem mit größeren Kursschwan­kungen rechnen.

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[ APA ] Ein Windrad benötigt 950 Kilogramm bis fünf Tonnen Kupfer, je nach Größe.

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