Die Presse

Buy or sell. Der weltgrößte Brillenher­steller agiert mit Swarovski als Lizenzpart­ner in einem starken Wachstumsm­arkt.

- VO N HEDI SCHNEID

enn Tom Cruise mit der Aviator als Maverick in „Top Gun“die Herzen seiner Fans höherschla­gen lässt, trägt quasi eine Ikone eine andere. Kenner wissen, was gemeint ist: Die Aviator ist neben der Wayfarer die Kultbrille von Ray Ban. Der Konzern, der hinter Ray Ban und vielen anderen bekannten Brillenmar­ken – von Persol über Armani, Prada bis zu Chane l–stehtundau­chbeioptis­chen Brillen zur Weltspitze zählt, steht eher im Hintergrun­d. Jetzt könnte sich das ändern: Der französisc­h-italienisc­he Konzern Essilor Luxottica hat mit dem österreich­ischen Unternehme­n Swarovski eine Lizenzvere­inbarung getroffen. Die erste Kollektion der bis 2028 fixierten Zusammenar­beit soll in der nächsten Herbst/Winter-Saison auf den Markt kommen.

Starke Aufholjagd

Der Brillengig­ant, der nach dem mauen Pandemieja­hr 2020 im Vorjahr mit knapp 20 Milliarden Euro Umsatz und 1,5 Milliarden Euro Nettogewin­n wieder stark aufgeholt hat, unterhält nicht nur etliche Lizenzvere­inbarungen mit Luxuslabel­s, für die er die Brillen produziert. Das Unternehme­n ist selbst aus Fusionen hervorgega­ngen und groß geworden. 1972 fusioniert­en Essel und Silor zu Essilor, drei Jahre später erfolgte der Börsengang. Nach einigen kleineren Zukäufen kam 2018 der große Coup – die Fusion mit Luxottica. 2019 kam noch Grand Vision dazu.

Die umfangreic­he Produktpal­ette des Unternehme­ns, das auch in Österreich aktiv ist, umfasst Gläser für Sehstörung­en, darunter Gleitsicht­gläser , sel bsttönende und verspiegel­te sowie veredelte und spezielle Gläser für die Computerar­beit und Sport sowie Sonnenschu­tzgläser. Und die Zukunft hat schon begonnen: In Mailand ist in Zusammenar­beit mit dem Polytechni­kum ein Forschungs­zentrum geplant, das sich auf die Entwicklun­g von Datenbrill­en spezialisi­ert. Der Konzern hat eine Smartbrill­e entwickelt – zusammen mit Meta. Die Techbrille Ray-Ban Stories kam im September 2021 au f den Markt. Meta liefert Technik und Software, Ray Ban macht den Vertrieb. Essilor Luxottica bewegt sich nicht nur wegen solcher Zukunftsvi­sionen auf einem Wachstumsm­arkt. Da die Bevölkerun­g weltweit immer älter wird und auch Menschen in Entwicklun­gsländern zunehmend ihre Augenprobl­eme behandeln können, steigt die Nachfrage nach Sehhilfen enorm. Laut einem Bericht von Reports and Data soll der globale Brillenmar­kt bis 2030 von 115 Milliarden Dollar auf 200 bis 245 Milliarden Dollar wachsen.

Das ergibt für die Aktie, die im November etwa zehn Prozent gutgemacht hat, ebenfalls eine gute Perspektiv­e: Von den elf Analysten, die das Papier im Oktober beobachtet haben, empfehlen sieben den Kauf, vier raten zum Halten. Das durchschni­ttliche Kursziel von 170,64 Euro hat die Aktie mit derzeit 178 Euro bereits überschrit­ten. Am Mittwoc h la g der Kurs in einem schwachen Umfeld leicht im Plus. Nicht nur die Analysten glauben an den Konzern: Als die französisc­he Wettbewerb­sbehörde Anfang November die Tochter Essilor Internatio­nal SA wegen ihrer in Frankreich marktbeher­rschenden Stellung bei Kontaktlin­sen mit einer Kartellstr­afe von 81 Mio. Euro belegte (15,4 Mio. entfielen auf die Mutter Essilor Luxottica), bewegte sich die Aktie so gut wie gar nicht.

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