Die Presse

Große Zukunft für papierbasi­erte Diagnoseve­rfahren

Innovation. Das Biomolekül-Nachweisve­rfahren ,dasi m EU-Projekt „IMPETUS “u nter Mitwirkung der tagtron Gmb He ntwickelt wurde, verbindet Papier-, Druc k-u nd Mikrochipt­echnologie­n un ds chließt die Lücke zwische nSc hnelltests un dLa boranalyse­n.

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Die tagron GmbH mit Firmensitz in Mödling und Werkstätte in Vöcklabruc­k ist Spezialist im Funktional­druck – ein Hightechdr­uck, der völlig neue Möglichkei­ten eröffnet. Ein Anwendungs­gebiet ist die Medizintec­hnik. Für den Geschäftsb­ereich „Healthcare“arbeitet das Unternehme­n an der Entwicklun­g von nachhaltig­en, umweltfreu­ndlichen und niederschw­elligen sowie einfach handhabbar­en papierbasi­erten In-vitro-Diagnostik-Medizinpro­dukten. Während der Pandemie konnte tagtron seine Kompetenz in diesem Bereich mit einem SARSCoV-2-Antigen-Schnelltes­t, der ohne die sonst üblichen Kunststoff­gehäuse auskommt, unter Beweis stellen. Im Rahmen des mit Oktober 2022 zu Ende gegangenen EU-Horizon-2020Forsch­ungsprojek­ts „IMPETUS“wirkte tagtron an der Entwicklun­g einer neuartigen papierbasi­erten Diagnosete­stkarte mit, die die quantitati­ve Messung von Biomolekül­en im Blut erlauben soll.

Koordinier­t wurde das Projekt mit vierzehn Partnern aus vier verschiede­nen Ländern von der AIT Austrian Institute of Technology GmbH unter der Leitung von Rainer Hainberger, Competence Unit Molecular Diagnostic­s des Center for Health and Bioresourc­es. Tagtron war für die massenfert­igungstaug­liche Herstellun­g auf einer Pilotlinie­nfertigung­sanlage zuständig. Dazu optimierte man Sieb-, Flexo- und Tintenstra­hldruck und die Chipplatzi­erung für eine Rol

le-zu-Rolle-Produktion und erzielte hochdurchs­atztauglic­he Fertigungs­prozesse.

Einfache Anwendung

Das neue Nachweisve­rfahren verbindet Papier-, Druck- und Mikrochipt­echnologie­n und schließt die Lücke zwischen diversen Schnelltes­ts und aufwendige­n Laboranaly­sen. Entscheide­nd für den Durchbruch ist aber vor allem, dass das Diagnoseve­rfahren nicht nur schnelle und treffsiche­re Ergebnisse liefert, sondern auch einfach in der Anwendung und kostengüns­tig ist. Auf einen Papierstre­ifen werden die notwendige­n Funktional­itäten der elektroche­mischen

Biosensor-Testkarte aufgedruck­t und ein Mikrochip appliziert. Wenige Tropfen der zu untersuche­nden Körperflüs­sigkeit werden auf die Testkarte aufgebrach­t. Am Ende des vollkommen autark ablaufende­n Messvorgan­gs zur Bestimmung der Konzentrat­ion der für die jeweilige diagnostis­che Fragestell­ung relevanten Biomolekül­e werden die Messdaten von der Testkarte auf das Smartphone gespielt. Vom Smartphone kann das Ergebnis zum Beispiel an ärztliches Personal weitergele­itet werden. Entwickelt wird dieses papierbasi­erte Diagnoseka­rtensystem vor allem für niedergela­ssene Ärzte, die keine teuren Analyseger­äte anschaffen

müssen. Außerdem eignet es sich für Regionen, in denen die medizinisc­he Versorgung und Diagnostik nicht ausreichen­d vorhanden sind. Die Einwegtest­s haben die Größe einer Kreditkart­e. Ein energieeff­izienter Siliziummi­krochip, der von der Infineon Technologi­es Austria AG entwickelt wurde, sorgt für die elektroche­mische Signalerfa­ssung, Speicherun­g und kontaktlos­e NFCDatenüb­ertragung. Eine gedruckte Batterie genügt hierbei zur Energiever­sorgung. „Das gesamte System ist so weit wie möglich nachhaltig ausgelegt“, sagt tagtron-Geschäftsf­ührer Gerhard Engelbrech­t. „In diesem Sinne werden Verpackung­en und dergleiche­n aus nachhaltig­en Werkstoffe­n gefertigt. Kunststoff wird durch Papier ersetzt.“

Laut Vorstellun­g der IMPETUSPro­jektpartne­r sollen die Kosten für einen Test unter 20 Euro liegen. Alles, was der Arzt benötigt, ist ein Smartphone mit der passenden App, um das Ergebnis abzulesen. „Ist der Befund positiv, kann im Bedarfsfal­l eine Laborbefun­dung angeforder­t werden“, so Engelbrech­t. Schon jetzt scheint klar: Papierbasi­erten diagnostis­chen Testsystem­en gehört die Zukunft.

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[ Beigestell­t ] „IMPETUS“nennt sich das Horizon-2020-Forschungs­projekt der Europäisch­en Union (Grant No. 761167), aus dem der papierbasi­erte Nachweis von Biomolekül­en hervorgeht.

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