Generatoren der Hoffnung
Aufruf. Das ukrainische Stromnetz ist stark beschädigt. Europa kann hier helfen: In vielen Gemeinden gibt es ungenutzte Ressourcen.
Der Krieg in der Ukraine geht unerbittlich weiter. Jeden Tag hören wir von neuen Gräueltaten, wenn Zivilisten anscheinend wahllos bombardiert werden. Wir sehen auch vorsätzliche und gezielte Angriffe auf kritische zivile Infrastruktur, etwa Stromnetze.
Nachdem der Kreml auf dem Schlachtfeld zurückgedrängt worden ist, richtet er seine Kriegsmaschinerie nun gegen die Zivilbevölkerung. Um ihr das Nötigste zu nehmen: Wasser, Strom und Wärme. Um sie zu zermürben. Das ist unmenschlich, verstößt gegen jedes internationale und humanitäre Recht und kommt Kriegsverbrechen gleich.
Infolge der unaufhörlichen Angriffe Russlands ist mehr als die Hälfte des ukrainischen Stromnetzes beschädigt oder zerstört. Millionen Menschen in der Ukraine sind ohne Strom. Die Attacken sind so intensiv, dass die ukrainischen Rettungsdienste Mühe haben, die Stromversorgung wiederherzustellen.
Aus diesem Grund hat sich das Europäische Parlament mit Eurocities, dem Netzwerk der mehr als 200 größten Städte Europas, zusammengetan, um Stromgeneratoren, Transformatoren und Ersatzteile für die Stromnetze zu spenden und so den Menschen in der Ukraine durch den harten Winter zu helfen, der vor ihnen liegt.
Die Kampagne „Generatoren der Hoffnung“ist ein sehr praktischer und konkreter Weg, um Menschen, die ständigen Angriffen ausgesetzt sind, mit Energie und sauberem Wasser zu versorgen. Um alltägliche Dinge bereitzustellen, die wir für selbstverständlich halten. Diese Generatoren werden helfen, wichtige Einrichtungen in der Ukraine in Betrieb zu halten, und etwa Krankenhäuser, Schulen, Wasserwerke, Hilfszentren, Notunterkünfte und Telefonmasten mit Strom versorgen.
Ich rufe alle Städte, Gemeinden und Regionen in Europa auf, bei der Kampagne mitzumachen.
Gemeinsam können wir etwas bewirken.
Diese Idee ist einfach und lässt sich rasch umsetzen. Es fehlt auf dem Markt an Generatoren. Nationale Behörden haben von ihren Beständen bereits gespendet, was ihnen möglich war. Doch in den Städten, Gemeinden und Regionen in ganz Europa gibt es ungenutzte Ressourcen. Sie können sich beteiligen. Die Spenden werden im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens gesammelt und dorthin gebracht, wo sie die Ukraine am dringendsten benötigt.
Gelebte Solidarität
Seit Ankündigung der Kampagne haben wir Generatoren unterschiedlicher Größe und Leistung aus vielen Städten erhalten. Ganz gewöhnliche Menschen, die einen Beitrag leisten wollen, bieten uns Generatoren an. Die Menschen in Europa möchten helfen. Das ist gelebte Solidarität. Das ist gelebtes Europa. Wir können stolz sein auf die Solidarität, die die EU und ihre Mitgliedstaaten auf politischer, humanitärer, militärischer und finanzieller Ebene mit der Ukraine zeigen. Gegen Russland wurden Sanktionen verhängt, die Ukraine wurde EU-Beitrittskandidat, Hilfsgüter werden geliefert, und Millionen von Menschen, die vor dem Krieg fliehen, werden aufgenommen. Dringend benötigte militärische Ausrüstung und Ausbildung wird bereitgestellt. Wir haben Kiew besucht, um den Menschen in der Ukraine unsere Freundschaft und unser Engagement zu bekunden. Nun ist es Zeit für praktische, greifbare Unterstützung, um der Ukraine zu helfen, durch den Winter zu kommen.
In Zeiten der Krise brauchen wir Hoffnung. Wir brauchen Freunde. Wir brauchen Unterstützung. Die Menschen in der Ukraine brauchen in diesem Winter Strom, Wasser und Wärme. Wir können helfen. Wir können einen Beitrag leisten.
Roberta Metsola (* 1979) ist Präsidentin des Europäischen Parlaments.