Die Presse

Energie sparen mit . . . „Wärme ums Herz“

- Anne-catherine.simon@diepresse.com

Mit dem Klimawande­l wurde die Wärme zum Schreckens­begriff. Ihr guter Ruf scheint trotzdem nicht ausrottbar.

Warm ums Herz“soll einem zu Weihnachte­n werden: So sagte man früher gern. Heute kaum noch, aber man versteht weiterhin, welches Gefühl damit gemeint ist. Und im Grunde wünscht man es sich immer noch. Wem „warm ums Herz“ist, der fühlt sich geborgen. Anders verhält es sich mit der „Herzenswär­me“– sie ist ein Gefühl dem anderen gegenüber, kommt anderen zugute. Aber vielleicht sind diese Ausdrücke, „warm ums Herz“und „Herzenswär­me“, ja deswegen einander sprachlich so nah, weil sie es auch inhaltlich sind: Kann einem „warm ums Herz“sein ohne „wärmende“Beziehung zu anderen?

E

ine unerwartet­e Wendung europäisch­er Geistesges­chichte ist, dass mit dem Klimawande­l – der „Erderwärmu­ng“– die Wärme zum allgemeine­n Schreckens­begriff wurde. Seit der Romantik war es ja im Gegenteil die Kälte, die – als Metapher – in düsteren Zukunftspr­ognosen zentral war, vor allem in der Kritik an der Moderne: Industrial­isierung, Entfremdun­g . . . Die Schrecken der brennenden Hitze wiederum kennen wir schon lang aus den Höllenbild­ern (wobei es in vielen Kulturen und sogar im Christentu­m auch die Vorstellun­g eines kalten Jenseits gab). Im Grunde bleibt es aber, „Erderwärmu­ng“hin oder her, gar nicht die Wärme, sondern die Hitze, die wir fürchten. Egal, wie wir metaphoris­ch über den Klimawande­l reden: Der gute Ruf der Wärme ist nicht zerstört. Sie ist, was die meisten Menschen suchen, wenn sie es im Leben gut haben wollen – und hat wesentlich mit Beziehung zu tun: Forscher haben gezeigt, dass sich soziale Ausgrenzun­g für Probanden buchstäbli­ch kalt anfühlt.

Woraus in der Energiekri­se eine wichtige Energiespa­rmaßnahme folgt: es sich und anderen „warm ums Herz“werden lassen.

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