Keine gute Idee soll verloren gehen
Porträt. Lorenz Kilga sammelte in London, New York und Stockholm viel Erfahrung, ehe er Design Network gründete und seither Unternehmen – speziell aus der Möbelbranche – begleitet.
Unternehmer unternehmen“, sagt Lorenz Kilga, „gleichzeitig aber bleiben viele ihrer Ideen auf der Strecke.“Gute Ideen. Ob und wie die verwirklicht werden können, das hat sich der Tiroler zur Aufgabe gemacht. Design und Management – beides hat er in London und New York studiert – zu vereinen, macht ihm Spaß: Mittler, Mediator, Dialogpartner in Sachen DesignManagement zu sein. „Denn auch Prozesse gehören designt. Das beginnt bei der Morgenroutine.“
Die Idee zu Design Network entsprang seinem Maturaprojekt und später seiner Masterarbeit, sagt der heute 27-Jährige. Nach seiner Rückkehr nach beruflichen Stationen in London, New York und Stockholm gründete er es 2018 in Innsbruck – samt einem Büro in Wien. Der Standort Innsbruck, sagt Kilga, sei auch für Wiener Kunden interessant, weil sich hier Stadt, Kultur und Natur treffen – und er diese Symbiose auch gezielt einsetzt: Kürzlich war bei einem Workshop mit einer Tischlerei auch Stargrafiker Stefan Sagmeister dabei – und als neue Impulse gefragt waren, verlagerte Kilga den Workshop spontan vom Design Network Idea Hub in der Gondel auf den Innsbrucker Hausberg, den Patscherkofel.
Drei Komponenten seien ausschlaggebend für den Erfolg: Sich erstens das Umfeld und dessen Zukunft anzusehen. Er fasst das unter Design Direction zusammen. Zweitens gehe es darum, eine tragfähige Strategie zu erarbeiten (Design Management), und drittens Produkte, Dienstleistungen und Prozesse zu gestalten, was er als Design-Agentur beschreibt. „Diese Komponenten müssen Unternehmen bewusst sein, damit sie die Arbeit und die Auseinandersetzung damit in Angriff nehmen.“Und auch hier sei es so: „Viele tolle Ideen bleiben auf der Strecke.“
Kernmarkt des Design Network sind die Möbel- und Designbranche, in der seine Familie seit Jahren tätig ist. „Wir verbinden viel Straßenwissen mit fundierter
Marktkenntnis und methodischer Kompetenz“, sagt Kilga.
Am Beginn jedes Beratungsprozesses, sagt er, stehe die Frage: Wo stehen Sie in fünf Jahren? „Kleine und mittlere Unternehmen können das oft nicht sagen, sie arbeiten von Tag zu Tag. Die Richtung zu wissen aber ist ein wichtiges Steuerungsinstrument.“Worauf er Unternehmer drängt, ist, Vertrauen aufzubauen. Wenn ein Unternehmen wächst, „kann man nicht mehr in alle Projekte involviert sein und alles entscheiden. Dann muss man Verantwortung übertragen.“Das Können, Wollen und Dürfen anderen zu überlassen sei für viele herausfordernd. Wie Veränderung vielen generell schwerfalle. Er fühle sich als Prozessbegleiter mitunter „wie ein Lehrer, der Hausübungen einfordert. Denn diese positiven Veränderungsprozesse werden oft hintangestellt“, sagt Kilga.
Die Möbelbranche habe in Österreich ein Marktvolumen von rund vier Milliarden Euro und sei
geprägt durch enorme Dichte an Billiganbietern. „Kleine Betriebe können nur über Dienstleistung funktionieren und bestehen, speziell weil die Branchenführer Gesamtanbieter von der Planung bis zur Umsetzung sind.“
Für die Planung der Küche würden Kunden Beratung in Anspruch nehmen, für den übrigen Wohnbereich ist „Innenarchitektur bei den Endverbrauchern aber noch nicht angekommen. Da müssen wir Erziehungsarbeit leisten.“Und vermitteln: „Das Angebot vom Tischler hält länger“und ist unter dem Strich nicht viel teurer als jenes der Möbelhausketten „dank guter Materialien, die langlebig und damit nachhaltiger sind“.
Alle zu Wort kommen lassen
Nachhaltig versucht er auch Design Network aufzustellen. „Der Zaun muss flexibel sein, um alle dabei zu halten.“Das interne Team sei mit fünf Personen bewusst klein, daneben gebe es einen „Circle of Competence“mit zehn Partnern, die projektweise dazustoßen. Seine Aufgabe sei, sagt Kilga, sie alle – von der 19-jährigen Mitarbeiterin bis zum 78-jährigen Berater – „zu Wort kommen zu lassen“. Unter anderem in zwei wöchentlichen Jours fixes und einem „Silly Fix“alle drei Wochen. Dabei wird jeweils drei Stunden überlegt: „Welche Impulse habe ich in den vergangenen Tagen gehabt? Was können wir tun, wenn Budget und Zeit keine Rolle spielen?“