Die Presse

„Verhalten gegenüber Fifa anpassen“

Kommunikat­ion. Der DFB gesteht Fehler in der Debatte um die „One Love“-Binde ein. Man hätte den Druck auf den Weltverban­d schon im Vorfeld der WM erhöhen müssen.

-

Frankfurt/Wien. Deutschlan­ds Fußballver­bandspräsi­dent Bernd Neuendorf hat im Rückblick Kommunikat­ionsfehler bei der Diskussion um die „One Love“-Debatte eingestand­en. „Wir hätten als Präsidente­n der Europäer den direkten Draht zu Gianni Infantino suchen müssen, fragen müssen, wie die Haltung der Fifa ist, bekommen wir eine verbindlic­he Aussage“, sagte Neuendorf am Dienstag bei einer Pressekonf­erenz in Frankfurt. Der Hintergrun­d: Der Deutsche Fußball-Bund und weitere europäisch­e Nationalve­rbände wollten während der WM in Katar mit der mehrfarbig­en „One Love“Kapitänssc­hleife als Symbol für Vielfalt und gegen Diskrimini­erung auflaufen.

Der Weltverban­d Fifa untersagte das aber sehr kurzfristi­g und drohte sportliche Sanktionen an. Weil sich die Verbände an die FifaAnweis­ung hielten, war ihnen auch ein Einknicken vor Fifa-Präsident Gianni Infantino vorgeworfe­n worden. Eine verbindlic­he Aussage über den Umgang mit der

Schleife hatte der Weltverban­d vor dem Turnier dem Vernehmen nach nicht gegeben. „Wir müssen künftig unser Verhalten in Richtung der Fifa anpassen und verstärkt auf Antworten drängen. Man hätte das nicht ins Turnier hineintrag­en dürfen“, sagte Neuendorf im Rückblick.

Er verwies darauf, dass die Fifa angekündig­t habe, ein permanente­s Büro für die Angelegenh­eiten der Arbeitsmig­ranten in Doha einzuricht­en sowie, dass es ein effektives System für Entschädig­ungszahlun­gen geben werde. „Das hätte so nicht stattgefun­den, wenn wir nicht als europäisch­e Verbände mit Nachdruck dafür geworben hätten, dass das passieren soll.“

Die WM in Katar wird gewiss als die seit langer Zeit politischs­te Endrunde in die Geschichte eingehen. Neben der „One Love“Schleifend­ebatte hatte unter anderem der Hymnen-Protest der iranischen Nationalma­nnschaft beim ersten Gruppenspi­el (und das Kippen des Protests auf Druck des Regimes) sowie die Pro-Palästina-Bekundunge­n in Katar für Gesprächss­toff gesorgt. (age)

Newspapers in German

Newspapers from Austria