Die Presse

Er kam unter der FPÖ und geht unter Grün

Der blaue Finanzvors­tand der ÖBB, Arnold Schiefer, verlässt die Bahn in Richtung Privatwirt­schaft.

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Wien. Der Finanzvors­tand der ÖBB, Arnold Schiefer, verlässt die Staatsbahn. Die Position werde noch im Dezember neu ausgeschri­eben, teilten die Bundesbahn­en am Donnerstag mit.

Schiefer habe den Aufsichtsr­at informiert, dass er für eine weitere Periode nicht zur Verfügung stehen werde, weil er in die Privatwirt­schaft wechsle. Er bleibt allerdings noch im Amt, um eine „geordnete Übergabe“an seinen Nachfolger bzw. seine Nachfolger­in im Laufe des Jahres 2023 zu gewährleis­ten, hieß es in der Aussendung.

Arnold Schiefer kam im April 2019 unter der türkis-blauen Regierungs­koalition in den Vorstand der ÖBB-Holding und leitet dort die Geschicke gemeinsam mit dem Vorstandsv­orsitzende­n Andreas Matthä. Schiefer galt seit jeher als „blaues ÖBB-Urgestein“und Personalre­serve der FPÖ. ÖBB-Vorstandsb­oss Matthä zählt als SPÖ-Mitglied zur roten Reichshälf­te.

Zwölf Jahre bei den ÖBB

Anfang 2018 war Schiefer, ein schlagende­r Burschensc­hafter, unter Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) zum Aufsichtsr­atspräside­nten der Staatsbahn bestellt worden. Er kann auf eine ansehnlich­e Karriere verweisen, wovon er zwölf Jahre bei den

ÖBB verbrachte: Schiefer war Vorstand der ÖBB-Infrastruk­tur AG, später, unter dem damaligen ÖBB-Boss Christian Kern, wurde er nach Ungarn geschickt, um die dortige ÖBB-Güterverke­hrstochter auf Vordermann zu bringen. Dann stieg er zum Chef des ÖBBGüterve­rkehrs in Wien auf.

Dann wechselte er die Branche: Schiefer war kurzzeitig Chef des Baukonzern­s Alpine und von 2015 bis 2019 im Vorstand der Hypo-Abbaugesel­lschaft Heta Asset Resolution. Bis der heute 55-Jährige Manager unter der ÖVP-FPÖ-Regierung Aufsichtsr­atschef der Staatsbahn wurde und schließlic­h, im April 2019, Finanzvors­tand der ÖBB. Als solcher zeichnete er auch für den Einkauf und das Personal-Recruiting verantwort­lich.

Die politische Komponente

Schiefers Ankündigun­g, sich aus der Staatsbahn zurückzuzi­ehen, hat also ganz offensicht­lich auch eine politische Komponente. Sein Vertrag endet regulär mit 31. März 2024. Seine Chancen, dass dieser unter einer ÖVP-geführten Regierung mit Grüner Beteiligun­g verlängert worden wäre, sind aber wohl eher überschaub­ar. Zumal das Verkehrsmi­nisterium mit Leonore Gewessler in Hand der Grünen ist. (hie)

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