Turbulenzen. Die jüngsten Korrekturen an den Anleihemärkten bieten Experten zufolge einen interessanten Einstieg. Konservative Mischfonds nutzen zusätzliche Chancen etwa mit Aktien.
Wien. Das aktuelle Börsenjahr bleibt turbulent, viele Aktienmärkte haben teilweise kräftig korrigiert. Selbst solide Anleihen blieben von den Rücksetzern nicht verschont und boten heuer erstmals seit vielen Jahren keinen sicheren Hafen in einem diversifizierten Portfolio. Der Grund dafür liegt in der steigenden Inflation und der damit eingeläuteten Zinswende. Neue Anleihen sind dann nämlich höher verzinst, weshalb bestehende – geringer verzinste – Bonds an Wert verlieren.
Das Schlimmste dürfte auf den Anleihemärkten inzwischen aber ausgestanden sein, meinen Experten. Die Korrekturen könnten damit sogar wieder interessante Kaufchancen bieten, ein Umstand, der nicht unterschätzt werden sollte. Da die Papiere zu niedrigeren Preisen gehandelt werden, kommen Anleger umso günstiger an die jährlichen Coupons heran und lukrieren unter dem Strich eine höhere Rendite. Bei deutschen zehnjährigen Bundesanleihen etwa lag die Rendite zuletzt bei rund 1,9 Prozent, bei jenen aus den USA bei rund 3,5 Prozent.
Renditen von gut vier Prozent
Noch höher sind die Re nditen bei Unternehmensanleihen, als Ausgleich für das größere Investmentrisiko. Bei europäischen Papieren mit guter Bonität etwa erreichten die Renditen zuletzt gut vier Prozent und übertrafen damit erstmals seit 2009 wieder die Dividendenrenditen beim Euro Stoxx 50, die derzeit rund 3,2 Prozent betragen.
Etwas verhaltener ist derzeit noch der Ausblick für Aktien. Harald Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein-Privatbank, meint, einige technische Indikatoren deuteten zwar auf eine mögliche Trendwende. So schlugen sich etwa zahlreiche Börsenbarometer wacker – trotz des schwierigen Umfelds. Doch aus fu ndamentaler Sicht stünden Unternehmensgewinne großteils noch immer unter Druck.
„Das Blatt sollte sich Anfang 2023 aber wenden“, meint Vor
standsmitglied Holzer. Die Zinsanhebungen dürften gemäßigter ausfallen, womit sich die Finanzierungskosten nicht noch weiter kräftig verteuern sollten.
Doch selbst im aktuellen Umfeld gibt es zahlreiche gut aufgestellte Unternehmen, die über eine solide Preissetzungsmacht verfügen – ein guter Grund, auch den Aktienmarkt im Fokus zu behalten. Anleger, die Chancen an den Bondmärkten nutzen wollen, ohne auf eine Aktienbeimischung zu verzichten, können einen Blick auf konservativ ausgerichtete Misch
fonds werfen. Solche Produkte veranlagen meist den größeren Anteil in fix verzinste Papiere, den Rest in Aktien – und manchmal auch ein klein wenig in alternative Investments.
Gesundheits- und Finanzwerte
Axa-Fondsmanager Andrew Etherington etwa investiert derzeit rund 60 Prozent in Bonds, allen voran in Papiere aus dem Hochzinssegment sowie aus den Schwellenländern. Zu den größten Einzelpositionen zählen jedoch Staatsanleihen aus Frankreich und den USA.
Auf der Aktienseite stehen vor allem der Gesundheitssektor sowie der Finanzsektor im Fokus. Abgedeckt wird dies unter anderem mit Firmen wie Merck und Abbvie.
Ein wenig anders ist der Investmentansatz des AssenagonDachfonds. Rund die Hälfte des Vermögens ist in Fonds von Unternehmensanleihen und Geldmarktpapieren investiert sowie in Cash. Gut 35 Prozent sind in Aktienfon ds, der Rest in alternative Investments veranlagt. Insgesamt ist der Großteil des Fondsvermögens zudem in Euro denominiert.
Im Twelve-Capital-Fonds entfallen knapp mehr als 70 Prozent auf Anleihen, etwa von dem italienischen Versicherer UnipolSai und der deutschen Allianz. Auch im Aktienbereich legt Fondsmanager Etienne Schwart den Schwerpunkt auf Finanzwerte, etwa auf den USVersicherer Erie Indemnit ys owie auf den Mitbewerber Metropolitan Life Insurance.
Trotz einer breiten Streuung in solchen Mischfonds sollten Anleger jedoch beachten, dass Verluste bei diesen Produkten ebenso möglich sind.