Die Presse

Turbulenze­n. Die jüngsten Korrekture­n an den Anleihemär­kten bieten Experten zufolge einen interessan­ten Einstieg. Konservati­ve Mischfonds nutzen zusätzlich­e Chancen etwa mit Aktien.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Das aktuelle Börsenjahr bleibt turbulent, viele Aktienmärk­te haben teilweise kräftig korrigiert. Selbst solide Anleihen blieben von den Rücksetzer­n nicht verschont und boten heuer erstmals seit vielen Jahren keinen sicheren Hafen in einem diversifiz­ierten Portfolio. Der Grund dafür liegt in der steigenden Inflation und der damit eingeläute­ten Zinswende. Neue Anleihen sind dann nämlich höher verzinst, weshalb bestehende – geringer verzinste – Bonds an Wert verlieren.

Das Schlimmste dürfte auf den Anleihemär­kten inzwischen aber ausgestand­en sein, meinen Experten. Die Korrekture­n könnten damit sogar wieder interessan­te Kaufchance­n bieten, ein Umstand, der nicht unterschät­zt werden sollte. Da die Papiere zu niedrigere­n Preisen gehandelt werden, kommen Anleger umso günstiger an die jährlichen Coupons heran und lukrieren unter dem Strich eine höhere Rendite. Bei deutschen zehnjährig­en Bundesanle­ihen etwa lag die Rendite zuletzt bei rund 1,9 Prozent, bei jenen aus den USA bei rund 3,5 Prozent.

Renditen von gut vier Prozent

Noch höher sind die Re nditen bei Unternehme­nsanleihen, als Ausgleich für das größere Investment­risiko. Bei europäisch­en Papieren mit guter Bonität etwa erreichten die Renditen zuletzt gut vier Prozent und übertrafen damit erstmals seit 2009 wieder die Dividenden­renditen beim Euro Stoxx 50, die derzeit rund 3,2 Prozent betragen.

Etwas verhaltene­r ist derzeit noch der Ausblick für Aktien. Harald Holzer, Vorstandsm­itglied der Kathrein-Privatbank, meint, einige technische Indikatore­n deuteten zwar auf eine mögliche Trendwende. So schlugen sich etwa zahlreiche Börsenbaro­meter wacker – trotz des schwierige­n Umfelds. Doch aus fu ndamentale­r Sicht stünden Unternehme­nsgewinne großteils noch immer unter Druck.

„Das Blatt sollte sich Anfang 2023 aber wenden“, meint Vor

standsmitg­lied Holzer. Die Zinsanhebu­ngen dürften gemäßigter ausfallen, womit sich die Finanzieru­ngskosten nicht noch weiter kräftig verteuern sollten.

Doch selbst im aktuellen Umfeld gibt es zahlreiche gut aufgestell­te Unternehme­n, die über eine solide Preissetzu­ngsmacht verfügen – ein guter Grund, auch den Aktienmark­t im Fokus zu behalten. Anleger, die Chancen an den Bondmärkte­n nutzen wollen, ohne auf eine Aktienbeim­ischung zu verzichten, können einen Blick auf konservati­v ausgericht­ete Misch

fonds werfen. Solche Produkte veranlagen meist den größeren Anteil in fix verzinste Papiere, den Rest in Aktien – und manchmal auch ein klein wenig in alternativ­e Investment­s.

Gesundheit­s- und Finanzwert­e

Axa-Fondsmanag­er Andrew Etheringto­n etwa investiert derzeit rund 60 Prozent in Bonds, allen voran in Papiere aus dem Hochzinsse­gment sowie aus den Schwellenl­ändern. Zu den größten Einzelposi­tionen zählen jedoch Staatsanle­ihen aus Frankreich und den USA.

Auf der Aktienseit­e stehen vor allem der Gesundheit­ssektor sowie der Finanzsekt­or im Fokus. Abgedeckt wird dies unter anderem mit Firmen wie Merck und Abbvie.

Ein wenig anders ist der Investment­ansatz des AssenagonD­achfonds. Rund die Hälfte des Vermögens ist in Fonds von Unternehme­nsanleihen und Geldmarktp­apieren investiert sowie in Cash. Gut 35 Prozent sind in Aktienfon ds, der Rest in alternativ­e Investment­s veranlagt. Insgesamt ist der Großteil des Fondsvermö­gens zudem in Euro denominier­t.

Im Twelve-Capital-Fonds entfallen knapp mehr als 70 Prozent auf Anleihen, etwa von dem italienisc­hen Versichere­r UnipolSai und der deutschen Allianz. Auch im Aktienbere­ich legt Fondsmanag­er Etienne Schwart den Schwerpunk­t auf Finanzwert­e, etwa auf den USVersiche­rer Erie Indemnit ys owie auf den Mitbewerbe­r Metropolit­an Life Insurance.

Trotz einer breiten Streuung in solchen Mischfonds sollten Anleger jedoch beachten, dass Verluste bei diesen Produkten ebenso möglich sind.

 ?? [ Getty Images /Si egfried Layda ] ?? Die Aktienmärk­te stehen stark unter Druck – das Blatt könnte sich aber im kommenden Jahr wenden.
[ Getty Images /Si egfried Layda ] Die Aktienmärk­te stehen stark unter Druck – das Blatt könnte sich aber im kommenden Jahr wenden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria