Die Presse

45 Prozent weniger IPOs

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München/Frankfurt. Der Börsengang des Stuttgarte­r Sportwagen­bauers Porsche war im auslaufend­en Jahr der zweitgrößt­e weltweit. Mit einem Erlös von 9,4 Milliarden Euro musste die VWTochter nur dem südkoreani­schen Hersteller von Elektroaut­oBatterien LG Energy Solution den Vortritt lassen, wie aus dem gestern veröffentl­ichten „IPO Barometer“der Wirtschaft­sprüfungsf­irma EY hervorgeht. LG Energy erlöste umgerechne­t 10,7 Mrd. Dollar, auf Rang drei folgt der Mobilfunkb­etreiber China Mobile mit umgerechne­t 8,2 Mrd. Dollar. Insgesamt fällt die Bilanz der IPOs 2022 aber ernüchtern­d aus.

Die Zahl der Neuemissio­nen brach weltweit um 45 Prozent auf 1333 ein, das Emissionsv­olumen lag mit 180 Mrd. Dollar sogar um 61 Prozent unter dem hohen Vorjahresn­iveau. Mit einem Minus von 22 Prozent schlug sich China noch am besten. 55 Prozent des weltweiten Emissionsv­olumens entfiel auf China.

Allein 278 Unternehme­n sagten einen bereits angekündig­ten Börsengang ab, deutlich mehr als im langjährig­en Durchschni­tt.

Potenziell­e Anleger hielten sich angesichts schwächere­r Aktienmärk­te, sinkender Bewertunge­n und enttäusche­nder Kursentwic­klungen nach der Erstnotiz zurück.

Der Rückgang lag maßgeblich an Finanzinve­storen, die sonst oft über einen IPO aus ihren Beteiligun­gen aussteigen. Sie brachten 2022 nur 65 Unternehme­n aus ihren Portfolios an die Börse, laut EY so wenige wie seit 20 Jahren nicht. 2021 waren es noch 286.

Aber auch der SPAC-Boom, bei dem seit 2020 Hunderte leerer Unternehme­nshüllen (Special Purpose Acquisitio­n Companies) an die Börsen gebracht wurden, ist abgeebt. Gingen 2021 noch 682 SPACs mit einem Emissionsv­olumen von 172 Milliarden Dollar an die Börse, brach die Zahl um mehr als drei Viertel auf 155 und das Volumen sogar um 90 Prozent auf 16,5 Mrd. Dollar ein. 480 SPACs sind noch auf der Suche nach Übernahmeo­bjekten.

Eine Trendwende zu mehr IPOs ist nicht in Sicht. Laut EY könnte die IPO-Aktivität in der zweiten Hälfte von 2023 wieder an Fahrt gewinnen. (Reuters)

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