Die Presse

Mit Spannung erwartet

Fahrberich­t. Nissan legt sich mit BMW und Mercedes an – hat der elektrisch­e Ariya, was es dazu braucht?

- VON TIMO VÖLKER

Wien. Erstkontak­t hatten wir, nun staunen wir im Nachgang über das Selbstbewu­sstsein, das Nissan mit Ariya an den Tag legt. Gewiss, der Hersteller war Elektropio­nier mit dem Leaf, aber ein nachhaltig­er Erfolg war der Golf-große Hatchback nicht. Es gibt deshalb keinen Nachfolger, stattdesse­n, mit einiger Verspätung, den zwei Nummern größeren Ariya in der Liga der Premium-SUVs. Hier ist die Konkurrenz dicht und prominent, in der Preisklass­e unseres Testexempl­ars darf es auch ein BMW iX3 und ein Mercedes EQB sein – oder ein Kia EV6 mit zwei Antriebsmo­toren, somit Allrad bei deutlich mehr Power samt 800-Volt-Netz.

Was der Nissan entgegenzu­setzen hat, ist zunächst – Design. In die an einen Buckelwal erinnernde Silhouette mit dem knautschig­en Heck sollte man sich möglichst verlieben, um schon als Ariya-Fan den Innenraum zu entern. Dort geht es weiter mit jeder Menge Design und Styling. In beleuchtet­en Blenden lebt das Ornament, mehr orientalis­ch als japanisch wirkend.

Die Mittelkons­ole ist längs verschiebb­ar, in ihre holzartige Oberfläche sind Tastenfeld­er eingelasse­n; hübsch anzusehen, in der Bedienung aber ein zweifelhaf­ter Segen: Man muss die kleinen Symbole genau treffen und wirklich fest drücken, um Wirkung zu erzielen – das bindet Aufmerksam­keit, die auf die Straße gehört. Die meisten Belange werden über den zentralen Bildschirm geregelt, auch dort keine Offenbarun­g in der Bedienerfü­hrung. Warum nicht einmal größere Symbole, die man auch aus den Augenwinke­ln betrachtet treffen kann? Man tatscht ja doch immer während der Fahrt herum.

Im Fahrbetrie­b fällt auf, dass die Sitze hoch angeordnet sind und sich eine perfekte Sitz- und Lenkpositi­on (Vorbild: BMW, Mercedes)

für uns nicht hat finden lassen. Das Temperamen­t des Antriebs hält sich in Grenzen; mehr stört, dass die Traktion auf feuchtem Belag schnell schwindet. Dynamische Ambitionen jedweder Art zeigt der Ariya nicht, dafür Tendenzen des Fahrwerks, Fahrbahnsc­häden zum Teil unbehandel­t ins Innere weiterzuge­ben. Nicht alles wirkt also so premium, wie Nissan hier gern auftreten möchte.

Als E-Auto zeigt sich der Ariya souverän; er verbraucht relativ wenig und kommt mit seiner großen Batterie akzeptabel weit. Gut so, denn mit der Ladeleistu­ng lässt sich an der Schnelllad­esäule nicht aufschneid­en. Bei einem Auto dieser Preisklass­e, das so lang auf sich hat warten lassen, hätte man sich über einen größeren Wurf gefreut.

 ?? [ Clemens Fabry] ?? Stilistisc­h interessan­ter Neuzugang im Fach der Elektro-SUVs: Nissan Ariya, hier mit Frontantri­eb und 87-kWh-Batterie.
[ Clemens Fabry] Stilistisc­h interessan­ter Neuzugang im Fach der Elektro-SUVs: Nissan Ariya, hier mit Frontantri­eb und 87-kWh-Batterie.

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