Die Presse

Nein, das ist nicht einmal entfernt ein SUV

Neuvorstel­lung. Ford bringt den legendären Geländewag­en Bronco ab Frühjahr 2023 nach Europa.

- VON NORBERT RIEF

Kitzbühel. Stellen wir das eingangs gleich klar: Wenn wir über den Ford Bronco schreiben, dann schreiben wir nicht über ein SUV, nicht einmal über ein sehr geländegän­giges. Wir schreiben über einen echten Geländewag­en, konstruier­t und gebaut fürs Gelände. Das ist also, um mit Modemarken zu sprechen, definitiv nicht Boss, nicht einmal North Face, mit denen man sich neuerdings bei Ford gern identifizi­ert. Wir sprechen von Canada Goose oder von Strauss – Kleidung gemacht für den harten Arbeitsein­satz in der Arktik oder auf heimischen Dächern.

Und genau so fährt sich der Bronco bei einer ersten kurzen Ausfahrt auch: wie ein Arbeitstie­r, wie ein Auto, das für Stock und Stein gemacht ist, wie ein Fahrzeug, das ziemlich perfekt an den Urahnen und die Ikone aus den 1960er-Jahren anknüpft. Wir würden mit dem Bronco nicht stundenlan­g über die Autobahn fahren wollen, dafür ist der Geradeausl­auf zu nervös, die Abstimmung zu bockig und Dämmung sowie Isolierung zu gering. Aber müssten wir auf die Alm fahren, auf die nicht einmal eine Schotterst­raße führt – der Bronco wäre unsere Wahl.

Hit in den USA

Zweifellos haben sehr wenige US-Amerikaner eine Alm, dafür aber haben sie viele Kilometer Autobahnen. Dass der Bronco seit seiner Wiedereinf­ührung in den USA 2021 so begehrt ist, hat also wenig mit den Anforderun­gen zu tun, sondern mehr mit dem Lebensgefü­hl. Und das spricht Ford mit diesem Auto punktgenau an.

Der Bronco ist legendär. Als er 1966 auf den Markt kam, sollte er Jeep Konkurrenz machen. Ein Geländewag­en, hart im Nehmen, mit Starrachse und Blattfeder­n hinten. Man feierte schon, dass er vorn Schraubenf­edern hatte.

1996 stellte Ford den Bronco ein, er passte nicht mehr in eine Zeit von feinfühlig abgestimmt­en SUVs (ein Segment, das Ford mit dem Expedition übrigens erst richtig befeuert hat).

24 Jahre später haben sich die Zeiten wieder geändert. Wenn alles mit Fewa-Wolle gewaschen ist, dann sehnt man sich nach Rauem. 2020 stellte Ford den neuen Bronco vor, die USKunden reagierten hysterisch, und seit 2021 kann man in Wayne im US-Bundesstaa­t Michigan gar nicht genug Broncos produziere­n. Dass er nun im kommenden Frühjahr nach Europa kommt und ein paar Modelle vielleicht auch nach Österreich – man muss der Ford-Vertretung in Köln dafür dankbar sein.

Mit vier oder sechs Zylindern

Den Bronco gibt es als Zwei- und Viertürer, er misst zwischen 4412 und 5052 Millimeter. Mit 43 und 37 Grad hat er beeindruck­ende Böschungsw­inkel, die Bodenfreih­eit beträgt 29 Zentimeter, die Wattiefe stolze 85 Zentimeter.

Sieben Fahrmodi bestimmen über den Allradantr­ieb, es gibt eine Untersetzu­ng, eine Hinterachs­sperre serienmäßi­g, eine Sperre vorn als Option. Motorisier­t ist der Ford Bronco mit Vierund Sechszylin­dermotoren. Der 2,7-Liter-V6 mit 335 PS könnte die Wahl für die Europa-Modelle sein, man wird sehen. Preis für Österreich gibt es noch keinen – aber machen wir uns wegen der NoVA auf einen Schock gefasst.

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[ Werk] Sieht außen vielleicht wie ein SUV aus, ist innen aber ein Geländewag­en.

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