Erst Eis, dann Tod: Hier sind die USA bis heute barbarisch
Ein österreichischer Erzherzog war aufgeklärter als dieses Land.
Zuckerfreier Pekannusskuchen, ein Buffalo Steak, eine Geburtstagstorte, die erste im ganzen Leben . . . Zahllose Teller hat die Künstlerin Julie Green mit Gerichten bemalt, die sich US-Häftlinge vor der Hinrichtung wünschten. 2021 verstorben, erlebte sie nicht mehr die Henkersmahlzeit von Thomas Loden: zwei Schweinskoteletts, panierte Okras, gebackene Süßkartoffel, Pillsbury-Grands-Gebäck mit Butter und Sirup, Pfirsich-Cobbler (ein traditionelles Dessert) mit Vanilleeis und Eistee. Verspeist am Mittwoch, dem 14. Dezember, in Mississippi vor seiner Hinrichtung wegen Mordes an einer 16-Jährigen.
Eine schreckliche Hinrichtungswelle soll derzeit die iranische Protestbewegung brechen. Soll man da überhaupt von der anhaltenden staatlichen Tötungspraxis in den USA reden? Ich meine, nur umso mehr.
Wüssten wir nicht, dass sie existiert, würden wir an ihre Existenz glauben, wenn uns jemand davon erzählte? Man kann sich auch kaum noch vorstellen, dass in Frankreich 1977 noch die Guillotine fiel. Erst 1981 war es damit vorbei, viel dafür tat der spätere Justizminister Robert Badinter. Der Prozess gegen Klaus Barbie, den „Schlächter von Lyon“, änderte Badinters Haltung nicht, obwohl sein Vater durch Barbie im KZ gestorben war.
Unter dem österreichischen Erzherzog Leopold II. schaffte 1786 das Herzogtum Toskana als erster Staat der Welt die Todesstrafe ab. Mit dem Aufklärer Karl Anton von Martini hatte Leopold denselben Lehrer wie Joseph von Sonnenfels, unter dessen Einfluss Österreich die Folter abschaffte (als erster europäischer Staat) und weitgehend die Todesstrafe. Die Wurzeln der Kritik an dieser findet man schon im Humanismus. Heute erwähnen ja die wenigsten, die Europas vergangene Verfehlungen geißeln, dass hier zugleich die geistigen Werkzeuge entstanden sind, mit denen in aller Welt Menschenrechte eingefordert werden.
Auch dort, wo es einst die erste Erklärung der Menschenrechte gab. Wo schon 1846 Michigan die Todesstrafe ganz abschaffte. Und wo diese dennoch in manchen anderen Bundesstaaten immer noch existiert.
Was das betrifft, sind die USA bis heute ein barbarisches Land.