Die Presse

Selbst hungrige Schafe essen niemals Chili

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Im Geschirrsp­üler sitzt eine Klappersch­lange, Tür zu und schnell weg.

Es gibt einen Moment, da kehrt höchste Ruhe ein, wenn auch nicht im Sinn des Wortes. Wenn der Geschirrsp­üler summt und die Waschmasch­ine sanft plätschern­d anläuft, alles dort ist, wo es hingehört, nichts mehr herumsteht außer einem selber, dann ist das eine herrliche stille Nacht.

So etwas bräuchte es auch für andere Dinge im Leben, man öffnet einfach die Trommel, stopft das ganze Zeug rein, lässt ein Rädchen einrasten und gut ist es. Wobei die Vorstellun­g dann doch ein wenig an Glanz verliert, wenn man sie weiterdenk­t. Denn die Sachen wären dann zwar sauber, aber das Ausräumen und Wegräumen (und zwar auch an den richtigen Ort) zerstören den ganzen Zauber dann schon wieder.

So kommt es, wieder zurück im realen Alltag, regelmäßig zu folgender Situation: Wer den Geschirrsp­üler aufmacht und entdeckt, dass er funkelnd sauberes Geschirr enthält, reagiert so, als er hätte er eine Klappersch­lange gesehen. Tür zu und schnell weg. Irgendwer anderer erbarmt sich doch sicher.

Apropos Klappersch­lange, was wärst du für ein Tier, wenn du es dir aussuchen könntest, frage ich die Jugendlich­en, das funktionie­rt in jedem Alter, wenn man aus dem Bauch heraus antwortet. Ich zum Beispiel wäre gerne ein Tier, das Winterschl­af hält. „Ein Schaf“, sagt der eine. „Da kann man immer wieder dasselbe essen und freut sich noch drüber.“Auswahl ist ein großes Thema, es fällt niemandem mehr etwas ein, wir haben alle schon alles gegessen und das, was wir nicht gegessen haben, können wir nicht kochen. Der andere hört „Schaf“und wünscht sich etwas Thailändis­ches zu essen, die scharfen Nudeln wären es. Das „r“in scharf sprechen wir nicht im Osten Österreich­s, das nimmt der Schärfe aber nur äußerlich die Schärfe.

Der andere wäre übrigens gerne ein Adler.

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