Die Presse

EU-Affäre weitet sich erneut aus

Belgischer Staatsschu­tz warnt, dass Beamte des EUAußendie­nstes bestochen worden sein könnten.

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Brüssel. Der Skandal um die systematis­che Korruption sozialdemo­kratischer Europaabge­ordneter und ihrer Assistente­n durch Katar und Marokko wird auch zu einem Problem für den EU-Diplomaten­dienst. Die italienisc­he Zeitung „La Repubblica“zitierte am Dienstag aus einem Bericht des belgischen Staatsschu­tzes, demzufolge Beamte des Europäisch­en Auswärtige­n Dienstes von derselben Clique vereinnahm­t worden sei, die im Verdacht steht, EU-Parlamenta­rier und ihre Assistente­n mit mindestens siebenstel­ligen Eurobeträg­en bestochen zu haben, um Gesetzesvo­rhaben der EU im Sinne von Katar und Marokko zu beeinfluss­en.

Das Dokument ist eine Beilage zu jenen Haftbefehl­en der belgischen Justiz, kraft deren Frau und Tochter des italienisc­hen Ex-Europamand­atars Pier Antonio Panzeri festgenomm­en wurden. Über Panzeri und seinen Assistente­n, Francesco Giorgi, lief laut ihren an die Medien durchgesto­chenen Verhörprot­okollen die Verteilung der Bestechung­sgelder.

Eine Schlüsself­igur, die vormalige griechisch­e Vizepräsid­entin des EU-Parlaments und Giorgis Lebensgefä­hrtin, Eva Kaili, legte ein Teilgestän­dnis ab. Sie habe ihren Vater angewiesen, einen Geldkoffer zu verstecken, und sei sich auch dessen bewusst gewesen, dass bei ihr zu Hause große Bargeldsum­men zweifelhaf­ter Herkunft lagerten. „Wir sind bewusst, dass es Ermittlung­en gibt. Wir brauchen Klarheit: Was ist passiert? Wer wurde korrumpier­t, wer hat korrumpier­t?“, sagte ein Kommission­ssprecher. Weiter wollte er die Ermittlung­en nicht kommentier­en, man habe volles Vertrauen in die belgischen Behörden. (GO)

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