Die Presse

Robert Ziegler: Eine steile Karriere in Blau-Gelb

Porträt. Der ORF-Landesdire­ktor gerät durch Chats und Mails in die Bredouille. Seine Zuständigk­eiten gab er am Montag ab – oder etwa doch nicht?

- VON JULIA WENZEL

Wien/St. Pölten. Sie ist durch und durch niederöste­rreichisch, die Laufbahn von Robert Ziegler, Direktor im ORF-Landesstud­io in St. Pölten. Sie ist fast so blau und gelb wie die Phrasen in den ÖVP-Pressetext­en zu „blau-gelben“Jubelproje­kten von Landeshaup­tfrau Mikl-Leitner. Abseits seines Geburtsort­s Wien gibt es in Zieglers Biografie wenige Abzweigung­en, die nicht irgendwo in Niederöste­rreich enden: Mit seiner Frau und acht Kindern lebt er in Tulln an der Donau. Im ORF Niederöste­rreich ist er seit 1998 beschäftig­t, nachdem er ein Musikstudi­um abgebroche­n hat. Im Landesstud­io war er Chef vom Dienst für die RadioNachr­ichten, „Niederöste­rreich heute“moderierte er ab 2005. Chefredakt­eur wurde er 2010, im Vorjahr Landesdire­ktor.

VfGH-Urteil bestätigt Arbeitssti­l

Mitarbeite­r beschreibe­n ihn als autoritär, freundlich, jedoch jähzornig – und streng katholisch. So streng, dass er 2011 dazu aufrief, den Massenmörd­er Anders Breivik nicht als „christlich­en Fundamenta­listen“zu bezeichnen. Das Wort christlich stehe im Widerspruc­h zu einem Mord an mehr als 90 Menschen. Die umstritten­e Anordnung schaffte es 2013 vor den VfGH, der Ziegler Recht gab. Darauf dürfte seither sein recht spezieller Zugang zu Journalism­us gründen, der zugespitzt lautet: Was und wie berichtet wird, bestimme ich.

ORF-intern polarisier­t er. So veranlasst­e seine Bestellung zum Chefredakt­eur den Zentralbet­riebsratso­bmann – Ziegler saß 2011 selbst als Zentralbet­riebsrat im Stiftungsr­at – zu einer Klage auf Unterlassu­ng. In der Redaktion erreichte er nur sieben Stimmen, seine Gegenkandi­datin hätte 16 erreicht. Von Ex-Generaldir­ektor Wrabetz wurde er dennoch durchgebox­t – in Rekordtemp­o.

Seine engen Kontakte in die ÖVP haben sich bezahlt gemacht. Sie verdankt Ziegler auch seinem Vorgänger, Norbert Gollinger. Das dynamische Duo ließ zuweilen gar selbst in „Niederöste­rreich heute“über sich und zahlreiche Ehrenringe und Weinpatens­chaften berichten – dem Gebührenza­hler sei Dank. Die Info, dass er seine Agenden „hinsichtli­ch der aktuellen Berichters­tattung“nun Ingrid Thurnher übergibt, verwirrt allerdings: Sollte nicht eigentlich ohnehin Benedikt Fuchs, aktuell Chefredakt­eur, dafür zuständig sein?

Auf „Presse“-Nachfrage zeigt sich Fuchs „nicht glücklich“über die Kommunikat­ion der Zentrale in Wien, „da sie mehr Fragen aufgeworfe­n hat als beantworte­t“, wie er sagt. Fakt sei, dass die journalist­ische Leitung zu „100 Prozent“bei ihm liege – insbesonde­re im Hinblick auf die Wahlberich­terstattun­g zur Landtagswa­hl. Thurnher zeichne lediglich für Personal- und Budget verantwort­lich. Und Ziegler? Der ist auch noch da.

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[APA ] Robert Ziegler.

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