Die Presse

Der Einkehrsch­wung wird teurer

Tourismus. Eine gute Buchungsla­ge macht den Touristike­rn Hoffnung auf einen Winter wie damals. Doch die Preise explodiere­n, für viele wird der Skiurlaub zum verzichtba­ren Luxus.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Viel mussten sich die heimischen Skilift-Betreiber anhören, als sie in den vergangene­n beiden Wintern trotz coronabedi­ngter Lockdowns darauf pochten, die Skigebiete offen zu halten. Für Flachlände­r im Osten kaum vorstellba­r, spielt der Wintertour­ismus vor allem im Westen des Landes aber eine enorme volkswirts­chaftliche Rolle – Tirol und Salzburg verzeichne­ten im letzten vollen Winter vor der Pandemie Nächtigung­szahlen weit jenseits der 40 Millionen. Allein in Tirol sichert der Tourismus rund 50.000 Menschen ihren Lebensunte­rhalt.

Die pandemiebe­dingten Einschränk­ungen, die im Winter 2020/21 die Übernachtu­ngen um mehr als 90 Prozent einbrechen ließen, scheinen nun endgültig vorbei. Für nur noch 30 Prozent der Österreich­er stellt Corona diesen Winter ein potenziell­es Reisehemmn­is dar, heißt es in der am Dienstag präsentier­ten Tourismusa­nalyse des Wirtschaft­sforschung­sinstitute­s (Wifo).

Trotzdem scheint die Reiselust diesen Winter bei vielen gedämpft zu sein. Hauptgrund ist der aktuelle Preisauftr­ieb, der insbesonde­re der Gastronomi­e und Hotellerie zu schaffen macht. „Mit Ausnahme weniger großer Ketten ist die Beherbergu­ngsbranche sehr kleinteili­g strukturie­rt. Die meisten Betriebe sind familienge­führt und haben eine geringe Eigenkapit­alsquote. Sie haben oft keine andere Wahl, als die Preissteig­erungen bei Energie und Vorleistun­gen unmittelba­r weiterzuge­ben“, sagt Wifo-Ökonomin Anna Burton. Die teils deutlichen Preissteig­erungen seien wegen der strukturel­len Gegebenhei­ten in der Branche also kaum zu umgehen.

Laut Wifo wollen rund zwei Drittel aller, die im Winter vor der Pandemie noch verreist sind, dieses Jahr wegen der Teuerung

auf einen Winterurla­ub verzichten – vor allem Haushalte mit geringeren Einkommen.

Apre`s-Ski als möglicher Verlierer

Rund die Hälfte der Österreich­er will sich in ihrem Winterurla­ub nicht einschränk­en und ist bereit, die gestiegene­n Preise durch höhere Ausgaben zu kompensier­en. Die andere Hälfte der Befragten will preisberei­nigt weniger als noch in früheren Jahren ausgeben. Das könnten im aktuellen Winter Skihütten und Schirmbars sowie Restaurant­s und die Nachtgastr­onomie zu spüren bekommen. Damit sei zu erwarten, dass Tourismusb­etriebe und Destinatio­nen, die sich auf höherpreis­igen Qualitätst­ourismus spezialisi­ert haben, besser über die Runden kommen werden als Betriebe mit Fokus auf das preisbewus­ste Gästesegme­nt, konstatier­en die Wirtschaft­sforscher.

Tageskarte­n sind in den großen Skigebiete­n kaum noch unter 60 Euro erhältlich.

Ausrüstung und Verpflegun­g sind dabei freilich noch nicht eingerechn­et. Für viele wird der Skiurlaub zum verzichtba­ren Luxus.

Der Betrieb von Skigebiete­n ist enorm energieint­ensiv. Die Seilbahnen brauchen 1,2 Prozent des gesamten in Österreich verbraucht­en Stroms, dazu kommen künstliche Beschneiun­g und energiefre­ssende Pistengerä­te. Die Kosten der Seilbahnbe­treiber sind für die bevorstehe­nde Wintersais­on also besonders hoch, nicht alles können sie durch gestiegene Ticketprei­se decken. Umsatz und Wertschöpf­ung könnten diesen Winter daher stärker leiden als die Zahl der Nächtigung­en und Ankünfte.

Trotz des aktuellen Tauwetters und obwohl einige Skigebiete wegen Schneemang­els erst später in die Saison gestartet sind, ist die Buchungsla­ge bis nach Weihnachte­n überrasche­nd positiv. Über die Saison könnte man erstmals fast wieder das Vor-CoronaNive­au erreichen, prognostiz­iert das Wifo.

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[ picturedes­k.com] Auf Apre`s-Ski und Hüttengaud­i werden diesen Winter viele verzichten.

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